COVID-19-Schutzimpfung für Schwangere empfohlen
In einem Positionspapier spricht sich die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V., zusammen mit zehn weiteren medizinischen Fachverbänden für eine priorisierte COVID-19-Schutzimpfung für schwangere und stillende Frauen mit einem mRNA-basierten Impfstoff aus. Als Grundlage für die Empfehlung werteten die Experten die verfügbare wissenschaftliche Literatur aus.
Die wissenschaftliche Datenlage zeigt demnach, dass eine COVID-19-Erkrankung in der Schwangerschaft eine ernsthafte Gefahr für Mutter und Kind darstellen kann. Im Vergleich zu Nicht-Schwangeren macht ein entsprechender Ausbruch 6-mal häufiger eine intensivmedizinische Betreuung nötig. Eine Beatmung ist sogar 23-mal häufiger notwendig als bei der nicht schwangeren Vergleichsgruppe.
Zur Datenlage
Zur Datenlage
Nach Angaben des deutschen CRONOS-Registers, in dem im April 2021 bereits 1.905 SARS-CoV-2-positive Schwangerschaften dokumentiert sind, wurde bei einer von 25 Schwangeren eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich. Davon benötigte jede fünfte Patientin eine Atemunterstützung, und jede zehnte eine ECMO-Therapie. Bezogen auf das Gesamtkollektiv starben 1 von 2.000 Frauen, was den international publizierten Daten von circa 50 auf 100.000 Frauen entspricht. Die maternale Mortalität in Deutschland lag 2016 bei 2,9 auf 100.000 Frauen.
Die systematische Nachbeobachtung mRNA-basiert geimpfter Schwangerer im US-amerikanischen V-safe Pregnancy Register (100.599 registrierte Frauen, die einen mRNA-Impfstoff in der Schwangerschaft erhielten; 4.711 analysierte Schwangerschaften; Stand 26. April) zeigt keinen Hinweis für vermehrte Komplikationen (Abort, Totgeburt, Frühgeburt, fetale Wachstumseinschränkung, Fehlbildungen, neonatales Versterben).
Impfinduzierte Antikörper konnten nach mRNA-basierter COVID-19-Impfung Schwangerer äquivalent zu Nicht-Schwangeren nachgewiesen werden. Die Antikörpertiter sind signifikant höher als nach einer Infektion.
Im Vergleich zu Nicht-Schwangeren ist 6-fach häufiger eine intensivmedizinische Betreuung und eine Beatmung mehr als 23-mal häufiger notwendig. Vorerkrankungen (Hypertonus, Diabetes mellitus), mütterliches Alter über 35 Jahre und Adipositas stellen dabei Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf bei Schwangeren dar. Auch Risikoschwangerschaften weisen im Falle einer SARS-CoV-2-Infektion ein höheres Risiko komplikativer maternaler Verläufe auf.
Es besteht ein bis zu 80 Prozent höheres Risiko einer Frühgeburt nach SARS-CoV-2-Infektion. Bei schweren COVID-19-Verläufen ist die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt mehr als 4-mal so häufig. Die Rate an Totgeburten ist erhöht.Bereits bei asymptomatischer SARS-CoV-2-Infektion haben Schwangere ein über 80 Prozent erhöhtes Risiko für eine Präeklampsie. Bei schweren Verläufen steigt auch hier die Erkrankungswahrscheinlichkeit auf über das 4-Fache an.
Ein um ein 4,5-Fach erhöhtes Risiko besteht für thromboembolische Ereignisse bei SARS-CoV-2-Infektion. Neugeborene wurden 3-mal häufiger auf eine neonatologische Intensivstation verlegt.
Quelle: Positionspapier
Keine vermehrten Komplikationen durch Impfung
„Wir betreuen bundesweit etwa 800.000 Schwangere pro Jahr", berichtete Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. "Eine COVID-19-Impfung ist für diese Gruppe besonders wichtig, weil erkrankte Schwangere prozentual häufiger schwere Krankheitsverläufe als gleichaltrige nicht schwangere Frauen zeigen.”
Zur Stellungnahme
Zur Stellungnahme
Die Auswertung der wissenschaftlichen Daten zeige, dass eine Impfung aller Schwangeren äußerst sinnvoll ist. Allein das Frühgeburtsrisiko liege bei COVID-19 positiv getesteten Frauen bis zu 80 Prozent höher als bei gesunden Schwangeren.
Dafür eine Leihimmunität für das Ungeborene
Hinzu kämen zahlreiche weitere Risiken für die nicht geimpfte erkrankte Mutter und ihr ungeborenes Kind. Die COVID-19-Impfung von Schwangeren mit mRNA-basierten Impfstoffen würde zudem nicht zu einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko oder zu einem Anstieg von Erkrankungen führen. Darüber hinaus könnten die mütterlichen Antikörper auch einen Infektionsschutz, eine sogenannte Leihimmunität, für das Neugeborene bewirken.
Keine Stillpause erforderlich
Die Autorinnen und Autoren der elf Fachorganisationen weisen zugleich auf die Sicherheit der mRNA-basierten Impfung für stillende Mütter hiun. Wenngleich häufig befürchtet, erfordere eine solche Impfung keine Stillpause. Die durch die Impfung gebildeten Antikörper könnten über die Muttermilch transportiert werden und gestillten Neugeborenen durch eine Nestimmunität schützen.
Erste Nachbeobachtungen zeigen keine Komplikationen
Erste Nachbeobachtungen zeigen keine Komplikationen