COVID-Wissenschaftler werden massiv bedroht
Insgesamt 321 Forscher beantworteten die Umfrage. Danach haben mehr als zwei Drittel als Folge ihrer Medienauftritte oder Social-Media-Kommentare negative Erfahrungen gemacht, mehr als jeder fünfte berichtet über Androhungen körperlicher oder sexueller Gewalt. Insgesamt 15 Prozent hatten Morddrohungen bekommen. 80 Prozent erlebten in den sozialen Medien Angriffe und Versuche, ihre Glaubwürdigkeit zu diskreditieren. Einige Wissenschaftler erklärten, dass ihr Arbeitgeber Beschwerden über sie erhalten habe oder dass ihre Wohnadresse online bekannt gegeben worden sei. Sechs Wissenschaftler gaben sogar an, dass sie körperlich angegriffen wurden.
Koordinierte Social-Media-Kampagnen und Droh-E-Mails oder -Anrufe gegenüber Wissenschaftlern sind nicht neu: Themen wie Klimawandel, Impfungen und die in den USA leidenschaftlich geführten Auseinandersetzungen zu den Waffengesetzen haben in der Vergangenheit ähnliche Angriffe nach sich gezogen. Aber selbst Wissenschaftler, die vor COVID-19 einen hohen Bekanntheitsgrad hatten, sagten Nature, dass das Phänomen in seiner Qualität neu sei.
Die Drohungen beeinträchtigen die Kommunikation
Viele befürworteten, dass das Ausmaß des Problems offener diskutiert wird. Immerhin: 85 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Erfahrungen mit Medienkontakt immer oder überwiegend positiv waren, auch wenn sie anschließend belästigt wurden.
Gleichzeitig legen die Umfrage-Ergebnisse auch nahe, dass die zunehmenden Drohungen bereits Einfluss auf die wissenschaftliche Kommunikation gehabt haben könnten. Denn besonders betroffene Wissenschaftler gaben an, dass ihre Erfahrungen ihre Bereitschaft, in Zukunft mit den Medien zu sprechen, stark beeinflusst hätten.