Cybermobbing - "eine ganz perfide Form" des Mobbings
Wie unterscheidet sich Cybermobbing von Hänseleien auf dem Schulhof?Scheithauer:Der Unterschied zu Mobbing auf dem Schulhof liegt darin, dass Cybermobbing sehr schwer zu kontrollieren ist. Das sind nicht nur gemeine Nachrichten, sondern auch manipulierte Webseiten und gefälschte Fotos. Die Opfer sind oft vollkommen verzweifelt, weil sie nicht wissen, wer auf der anderen Seite steht. Das macht das Ganze unberechenbar. Cybermobbing kann 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, passieren. Das ist eine ganz perfide, gemeine Form des Mobbings.
Ist die Zahl der Fälle von Cybermobbing angestiegen? Scheithauer:Ich glaube, die Sensibilität für das Thema hat zugenommen. Inzwischen sind viele Menschen eigentlich 24 Stunden am Tag online. Dadurch gibt es viel mehr Möglichkeiten, Mobbing zu betreiben. Etwa 17 Prozent der Schüler sind regelmäßig als Täter oder Opfer von Cybermobbing betroffen. Kinder, die in der Schule Oper von Mobbing sind, können Täter von Cybermobbing werden. Somit ist es schwer zu sagen, wer allein Opfer oder Täter ist.
Verbreitet sich Mobbing im Internet und auf sozialen Netzwerken schneller, weil jeder mitmachen kann?Scheithauer:Das gibt es auf dem Schulhof auch, dass Umstehende jubeln oder die Täter anstacheln - oder aber dem Opfer helfen. Genauso ist es im Internet. Ein Unterschied ist aber, dass man als Täter in der Schule das Opfer direkt vor Augen hat. Tätern beim Cybermobbing ist manchmal gar nicht bewusst, was sie da tun und was für eine Wirkung das auf ihr Opfer hat.
Sind soziale Netzwerke in der Pflicht, Mobbing auf ihrer Plattform zu verhindern? Was können sie dagegen tun? Scheithauer:Soziale Netzwerk-Seiten, aber auch andere Onlinemedien, müssen so gestaltet sein, dass sie nicht zu komplex sind. Die Leute müssen verstehen, wie sie für ihre Sicherheit sorgen können. Das darf für Nutzer nicht zu verwirrend sein. Anbieter müssen schnell auf gemeldeten Missbrauch reagieren. Es ist nicht gut, wenn ein beleidigender Kommentar am nächsten Tag immer noch da steht. Bei Kindern sollten die Netzwerke überlegen, mit Moderatoren zu arbeiten, oder Altersgenossen gegenseitig ihre Gespräche moderieren zu lassen. Auch Präventionsprogramme in der Schule können helfen.