Aerosole in der Praxis

Das muss ein effektiver Raumluftreiniger können

LL
Praxis
Technisch ist ein Entkeimungsgerät zur Reduzierung der indirekten SARS-CoV-2-Infektionsgefahr durch Aerosolpartikel eine wirkungsvolle Maßnahme. Es kommt aber auf das Leistungspotenzial und die Raumgröße an.

Um Aerosole in der Raumluft zu entfernen oder wenigstens zu reduzieren, hilft regelmäßiges Lüften. Da dies im Winter jedoch nicht überall und sachgerecht umsetzbar sein wird, könnten Raumluftreiniger eine größere Rolle in Praxisräumen, Schulen und der Gastronomie spielen. Ein Wissenschaftsteam am Institut für Strömungsmechanik und Aerodyna­mik der Universität der Bundeswehr in München hat daher die Geräte genauer hinsichtlich ihrer Leistung untersucht und daraus Empfehlungen abgeleitet.

Raumluftreiniger wirken, aber kaum in der benötigten Größenordnung

Ihre Erkenntnisse: Aufstellbare Entkeimungsgeräte oder Raumluftreiniger können mittels UV-Strahlung, Ionisierung oder Abscheiden die Viren deaktivieren. Allerdings wird die Wirkung empfindlich gemindert, wenn der Filter oder der Volumenstrom zu klein sind. Es besteht außerdem eine Abhängigkeit der Filterleistung von der Raumgeometrie. Die Empfehlungen lauten daher:

  • Der Volumenstrom muss mindestens dem Sechsfachen des Raumvolumens pro Stunde entsprechen.

  • Hochwertige Filter der Klasse H13 / H14 sind in der Lage, 99,995 Prozent der Aerosolpartikel ab einer Größe von 0,1 bis 0,3 μm zuverlässig abzuscheiden.

  • Ebenso ist mit dieser Effektivität gewährleistet, dass die Viren beim einmaligen Gerätedurchlauf durch UV-Strahlung oder elektrischen Ladungen inaktiviert werden.

  • Das Gerät darf nicht so laut sein, dass der Betrieb gestört wird. Wird es in seiner Leistung herunter gedreht oder gar abgeschaltet, ist die Schutzwirkung gemindert beziehungsweise aufgehoben.

Bei der Anschaffung solcher Geräte ist es wichtig auf die drei Kriterien zu achten. Die Forscher warnen hier: „Kleine und günstige Geräte erfüllen diese drei Anforderungen in der Regel nicht. Daher ist beim Kauf sehr genau auf die Leistungsdaten zu achten. Vermeidliche Qualitätssiegel (wie HEPA-Filter) suggerieren Sicherheit, bieten sie aber nicht, denn es kommt auf die Filterklasse nach dem Filterstandard EN1822 an. Zertifikaten mit kryptischen Schriftzeichen sollte nicht vertraut werden. Nur wenn diese Kriterien erfüllt sind bieten die Entkeimungsgeräte und Raumluftreiniger einen sehr guten Schutz vor einer indirekten SARS-CoV-2 Infektion in Schulen, Büros, Geschäften, Wartezimmern, Gemeinde- und Vereinshäusern, Aufenthalts- und Essensräumen.“

Fazit: Die Entkeimungsgeräte eignen sich gut für Praxisräume

Die Bilanz der Untersuchungen lautet daher „… dass leistungsstarke Entkeimungsgeräte die Aerosolkonzentration in Räumen schnell reduzieren und auf einem niedrigen Niveau halten können. Daher kann das indirekte Infektionsrisiko auch bei geschlossenen Fenstern und ohne geeignete Anlage durch diese Geräte minimiert werden.“ Die Forscher empfehlen sie als sehr gut geeignet, um in Behandlungszimmern, Wartezimmern, Empfangsbereichen, Apotheken, Altenheimen, Büros und Geschäften dauerhaft die Virenlast im Raum zu senken.

Schutz durch Lüften und Masken

Bei Lüften gilt: „Indirekte Infektionen können wirksam durch das freie Lüften mit Fenstern oder raumluft­technischen Anlagen, die 100 Prozent Außenluft in den Raum leiten, verhindert werden, sofern die Luftwechselrate dem sechsfachen des Raumvolumens pro Stunde entspricht“, erklären die Wissenschaftler.

In einer weiteren Publikation mit dem Titel „Fundamental protective mechanisms of face masks against droplet infections“ unterstreichen sie die hohe Schutzwirkung von FFP2 und FFP3-Masken, die dicht anliegen. Aufgrund der Dichte erschweren sie allerdings auf Dauer das Atmen und können nur etwa 75 Minuten durchgehend getragen werden. Somit sind sie für den flächendeckenden Dauereinsatz nicht geeignet. OP-Masken halten zudem Tröpfchen zurück, lassen aber Aerosole frei.

Weiterführende Informationen gibt es hier .

Christian J. Kähler, Rainer Hain, Fundamental protective mechanisms of face masks against droplet infections, Journal of Aerosol Science, Volume 148, 2020, 105617, doi.org/10.1016/j.jaerosci.2020.105617.

Aus der S1-Leitlinie der DGZMK zu Aerosolen:

[tx_news_domain_model_news:26661] Umgang mit zahnmedizinischen Patienten bei Belastung mit Aerosol-übertragbaren Erregern, 26661

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