Studie aus den Niederlanden

Das Pseudohypersalivation-Xerostomie-Paradoxon

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Zahnmedizin
Eine aktuelle Studie beleuchtet die komplexe Problematik des Speichelflusses bei Parkinson PatientInnen und die Auswirkungen auf die Mundgesundheit.

Forschende aus den Niederlanden haben die Auswirkungen von Parkinson auf den Speichelfluss sowie deren Folgen für die Mundgesundheit der PatientInnen genauer unter die Lupe genommen. Dafür haben sie insgesamt 63 Studien analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen mit Parkinson häufig auch unter Xerostomie leiden. Gleichzeitig berichten viele Betroffene auch über unkontrollierten Speichelaustritt aus dem Mund.

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Die meisten einbezogenen Studien basieren auf Befragungen der Erkrankten, einige führten aber auch klinische Messungen des Speichelflusses von Parkinson-PatientInnen sowie einer Kontrollgruppe durch. Die Gesamtheit aller Parkinson-PatientInnen der einbezogenen Studien belief sich auf 534 in objektiven und 11.670 in subjektiven Studien. Insgesamt 49 bis 77 Prozent der Menschen mit Morbus Parkinson litten unter Xerostomie – in sieben Studien mit Kontrollgruppe lag der Anteil immerhin noch bei 50 bis 65 Prozent. In nur einer Studie konnte ein mäßiger Zusammenhang zwischen der Medikation und Xerostomie festgestellt werden. Fünf bis 80 Prozent der PatientInnen hatten unkontrollierten Speichelaustritt aus dem Mund. Trotz der Heterogenität der Zahlen ist es wichtig zu erwähnen, dass in keiner Studie eine Hypersalivation festgestellt wurde.

Xerostomie, Hyposalivation und Pseudohypersalivation

Es klingt paradox, dass viele Parkinson-PatientInnen unter Xerostomie leiden, während gleichzeitig durch den stetigen Speichelaustritt aus dem Mund es so aussieht, als ob zu viel Speichel produziert wird und eine Hypersalivation vorliegt. Doch den StudienautorInnen zufolge sind die dahinterliegenden Mechanismen verschieden und schließen sich nicht gegenseitig aus.

Zunächst müsse man die Begrifflichkeiten genau beleuchten: Xerostomie meint das subjektive Empfinden von Mundtrockenheit, während Hyposalivation einen objektiv verminderten Speichelfluss beschreibt. „Drooling“, also das unwillkürliche Austreten von Speichel aus dem Mund (umgangssprachlich „Sabbern“), könne bei Parkinson-PatientInnen durch eine veränderte Körperhaltung, reduzierte Mimik und vermindertes Schlucken bedingt sein. Es handelt sich also nicht um eine echte Überproduktion von Speichel. In der S2k-Leitlinie „Hypersalivation“ wird das Phänomen auch als Pseudohypersalvation bezeichnet [Steffen et al., 2018]. Weiterhin werden in der Übersichtsarbeit „Veränderungen in den Interaktionen zwischen den Gehirnregionen“ als weitere mögliche Ursache für das „Drooling“ diskutiert [Verhoeff et al., 2023].   

Zu den Einschränkungen der Arbeit zählt, dass die Kohorten der einzelnen Studien recht klein waren. Auch wurde die polypharmazeutische Behandlung bei vielen Morbus Parkinson-PatientInnen sowie mögliche Begleiterkrankungen nicht immer vollständig berücksichtigt. „Für Zahnärzte ist es wichtig zu wissen, dass eine pathologische Mundtrockenheit bei Patienten mit Morbus Parkinson häufiger auftritt als bei Kontrollpersonen […]“ schlussfolgern die Forschenden [Verhoeff et al., 2023]. Zu den damit einhergehenden Risiken für die Mundgesundheit gehören unter anderem eine erhöhte Anfälligkeit für Karies und Candida-Infektionen sowie Schluckbeschwerden.

Verhoeff MC, Koutris M, Vries R, et al. Salivation in Parkinson's disease: A scoping review. Gerodontology. 2023 Mar;40(1):26-38. doi: 10.1111/ger.12628. Epub 2022 Mar 4. PMID: 35246869.

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