DEGAM zerreißt BMG-Impulspapier
Das geplante Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin, kurz BIPAM, soll seine Arbeit 2025 aufnehmen. Anfang Oktober hatte das BMG in einem Impulspapier die vier relevanten Handlungsfelder für das BIPAM vorgestellt: die verbesserte Früherkennung bei Kindern, Jugendlichen sowie bei Erwachsenen, die Stärkung von Disease-Management-Programmen (DMP) als strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch kranke Menschen und die Verringerung des Nikotinkonsums.
Die DEGAM hat nun ein Positionspapier veröffentlicht, in dem sie die BMG-Pläne attackiert. Darin schreibt die DEGAM, zu Recht stelle das BMG fest, dass sich Deutschland leiste sich eines der teuersten Gesundheitssysteme mit vergleichsweise schlechter Effizienz leiste, gerade hinsichtlich der Lebenserwartung und kardiovaskulärer Mortalität. Allerdings seien die im Impulspapier "geäußerten Überlegungen hinsichtlich einer verbesserten Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen […] überwiegend kontraproduktiv“.
Zu viel Früherkennung und zu wenig Prävention
Ein zentraler Aspekt ist aus Sicht der DEGAM, dass der Fokus des Impulspapiers noch zu sehr auf Früherkennung und zu wenig auf Prävention gelegt wird. „Wir haben bereits zu einem viel früheren Zeitpunkt effektive Hebel. Hierzu zählen beispielsweise ein Werbeverbot für Tabakprodukte und ungesunde Lebensmittel oder die Zuckersteuer“, verdeutlicht DEGAM-Präsident Prof. Martin Scherer. So könne eine Lebensstilmodifikation viel bewirken.
Daneben sei auch zu bedenken, dass viele der vorgeschlagenen Maßnahmen nicht evidenzbasiert sind. Ohne erkennbaren Nutzen besteht jedoch die Gefahr, dass Über- und Fehlversorgung eher verstärkt statt abgebaut werden. In der Stellungnahme rügt die DEGAM daher: „Angesichts des sich bereits jetzt schon aufbauenden Mangels an ärztlichen Praxen muss jede zusätzliche Leistung ganz besonders hinsichtlich ihrer Effektivität geprüft werden.“
Die Vorschläge hätten damit das Potenzial, die Überlastung des Gesundheitssystems und insbesondere der primärärztlichen Praxen noch zu verschärfen. Statt den Medizinsektor noch weiter aufzublähen, sollten primärpräventive Interventionen im Sinn einer Verhältnisprävention konsequent eingesetzt und niedrigschwellige unterstützende Angebote zur Lebensstilmodifikation ausgebaut werden, fordert die DEGAM.