Dentalkette priorisiert Vorsorge gegenüber dringender Behandlung
Die Abgeordnete Judith Cummins aus Bradford South zitiert aus einem durchgesickerten Memo, in dem es heißt, das Management von MyDentist habe die Mitarbeiter angewiesen, Vorsorgeuntersuchungen gegenüber dringenden Behandlungen vorzuziehen. Die Kette bestreitet die Vorwürfe.
Mydentist gehört derzeit der IDH Group und ist mit über 600 Praxen der größte zahnmedizinische Anbieter in Großbritannien - vor der Pandemie versorgte die Kette mehr als 5 Millionen Menschen.
Der Zugang zu dringenden Behandlungen wird aktiv untergraben!
Seit dem 1. Januar 2021 müssen NHS-Praxen in England mit hohen finanziellen Strafen rechnen, wenn sie nicht 45 Prozent ihrer vor der Pandemie festgelegten Behandlungsvorgaben erfüllen. Als Gesundheitsminister Matt Hancock am 17. Dezember von Cummins zu dieser Politik befragt wurde, sagte er: "Das ist ein gutes, ausgewogenes Programm, und ich bin sicher, dass es gut umgesetzt wird."
Für Cummins steht jetzt indes fest: "Trotz der Zusicherungen des Staatssekretärs und des Ministers ist es jetzt klar, dass die neu auferlegten NHS-Zahnarztziele tatsächlich aktiv den Zugang der Patienten zu dringenden Behandlungen während der Pandemie untergraben."
Die British Dental Association (BDA) hatte die Neujahr in Kraft getretenen Zielvorgaben verurteilt und sich geweigert, diese abzuzeichnen: "Sie zwingen Zahnärzte dazu, dem Volumen Vorrang vor dem Bedarf zu geben." Es sei einfacher, "diese perversen Ziele durch Routinebehandlungen zu erreichen als zeitaufwendige dringende Behandlungen durchzuführen, die nach Ansicht der BDA weiterhin Priorität haben müssen", teilte die BDA gestern mit und forderte die Regierung auf, diese Politik aufzugeben. Sie geht davon aus, dass Mydentist nicht die einzige die Kette sein wird, die diesen Ansatz verfolgt.
Die Regierung stellt ihre Ziele über die Bedürfnisse der Patienten
"Hier geht es nicht um das Verhalten eines einzelnen Unternehmens, sondern um das Ergebnis einer verfehlten Politik, die Regierungsziele über die Bedürfnisse der Patienten stellt", verdeutlichte Shawn Charlwood, Vorsitzender des British Dental Association's General Dental Practice Committee. "Ein aufgezwungenes System schränkt die Optionen für die Menschen ein, die uns am meisten brauchen. Diese Ziele müssen aufgegeben werden."
Laut BDA arbeiten die Zahnarztpraxen weiterhin mit geringen Kapazitäten, um die offiziellen COVID-Maßgaben einzuhalten. Demnach berichten mehr als drei Viertel der Praxen seit dem Jahreswechsel über Probleme mit der Verfügbarkeit von Personal, davon nannten 39 Prozent die COVID-Infektion als einen großen Einflussfaktor, 53 Prozent die Selbstisolation des Personals und 42 Prozent Probleme bei der Kinderbetreuung wegen Unklarheiten bezüglich ihrer Systemrelevanz.
Die BDA weist darauf hin, dass die schottische Regierung die Einführung von Zielvorgaben für NHS-Zahnärzte angesichts der steigenden Infektionsraten und der strengeren Einschränkungen bis mindestens Juni verschoben hat. Die walisische Regierung habe überhaupt keine Behandlungsziele eingeführt.