„Der Beruf des Zahnarztes ist kein Gewerbe“
Gemeinsam mit rund 520 Gästen feierte die Zahnärztekammer Nordrhein am 2. Juni mit ihren Mitgliedern, deren Teams sowie befreundeten Institutionen und gesundheitspolitischen Vertretern der Städte und des Landes Nordrhein-Westfalen ihr 70-jähriges Bestehen. Mit dabei war auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Weitere Ehrengäste waren KZBV-Chef Martin Hendges, BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz, der Vorsitzende der KZV Nordrhein, Andreas Kruschwitz, und der Ehrenvorsitzenden der KZV Nordrhein, Dr. Ralf Wagner.
„Der Beruf des Zahnarztes ist kein Gewerbe“, zitierte Dr. Hausweiler einen Satz im Zuge der Gründung der Kammer aus dem Jahr 1953. Investorenbetriebene Medizinische Versorgungszentren, kurz iMVZ, dienten heute als „Geschäftsmodell für in Steueroasen beheimatete Finanzinvestoren“, führte Hausweiler aus. Die Patientinnen und Patienten müssten bei der Behandlung im Mittelpunkt stehen, nicht das kommerzielle Interesse. Heilkunde durch nicht Heilkundige wie in Aligner-Shops sei nicht hinnehmbar.
„Wir ziehen an einem Strang“, betonte der KZBV-Vorsitzende Martin Hendges in seinem Grußwort. Er lobte die Zusammenarbeit von Gesundheitsministerium, Kammer und KZV in Nordrhein. Hinsichtlich des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes forderte er, dass es „kein Sparen auf Kosten der Patienten“ geben dürfe. Zu den iMVZ sagte er: „Renditedruck und Profitgier haben dort, wo es um die Gesundheit von Menschen geht, keinen Platz.“ BZÄK-Präsident Prof. Christoph Benz bezeichnete den Beruf des Zahnarztes als „Urnukleus der Freiberuflichkeit“. Neben dem medizinischen sei auch der menschliche Aspekt wesentlich: „Man begleitet seine Patienten.“
„Wir ziehen an einem Strang“
Auch Karl-Josef Laumann sieht die Gefahr von iMVZ: „Ich werde die Vergewerblichung der Gesundheitsberufe nicht mitmachen“, so die Worte des Ministers. Er wähnte jedoch auch eine starke Lobby hinter den iMVZ. Er betonte im Anschluss: „Ich bin ein Befürworter der Kammer.“ Der Staat, könne Aufgaben übertragen. Er setze sich für starke Kammern ein, denn diese seien „besser als der Staat mit seinen 1.000 Ausschüssen und dem ewigen Hin und Her“. Und weiter: „Strukturen sind für Menschen da und nicht die Menschen für Strukturen.“ Jene sollten eine dienende Funktion für die Menschen haben.
Das Kammerwesen, die iMVZ und das GKV-Stabilisierungsgesetz waren die zentralen Themen aller Redner. Hausweiler appellierte: „Lassen Sie uns gemeinsam weiterhin alles Erdenkliche tun, um die freiberufliche Tätigkeit flächendeckend für alle Patientinnen und Patienten zu erhalten. Zahnmedizin von heute, wissenschaftlich basiert für alle Patienten in Zahnarztpraxen, egal wo sie wohnen, egal welchen Alters, für jeden Bürger!“
45 Jahre Karl-Häupl-Institut
Dr. Dr. Georg Arentowicz, Mitglied des Vorstands und verantwortlich für die Zahnärztliche Fortbildung, erinnerte an die Gründung des Karl-Häupl-Instituts 1978, zu dem maßgeblich der damalige Referent für Fortbildung und spätere Präsident, Dr. Joachim Schulz-Bongert, beitrug. „Wir zehren auch heute noch von der Reputation, von dem Renommee, welches Dr. Schulz-Bongert im gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus etabliert hat.“ Für das Jubiläum organisierte die Kammer insgesamt 30 Vorträge und praktische Übungen, die teilweise parallel in acht Schulungsräumen von ausgewählten Referentinnen und Referenten gehalten wurden. Insgesamt 26 Experten standen auch im Anschluss für Gespräche bereit.
Der Artikel erschien in einer längeren Version im Rheinischen Zahnärzteblatt (RZB), Ausgabe 07–08 vom 12. Juli 2023.