"Der Lehrstuhl verschafft die nötige Aufmerksamkeit"
Der 59-Jährige studierte in Münster Zahnmedizin und arbeitete an der dortigen Universität bis 1991 erst als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und später als Oberarzt. Danach wechselte er an die Universität Marburg in die Abteilung für Kinderzahnheilkunde, wo er 1996 habilitierte. Im Jahre 1998 wechselte er an die Abteilung für Zahnerhaltung der Universität Heidelberg, wo er 2002 zum außerplanmäßigen Professor ernannt wurde.
„Über den Ruf aus Witten und die Einrichtung des Lehrstuhls habe ich mich sehr gefreut“, sagt Schulte. „Die zahnärztliche Behandlung von Menschen mit Behinderungen ist ein wichtiges Thema, dem bisher auf universitärer Seite nicht genug Augenmerk geschenkt wurde. Durch die Schaffung des neuen Lehrstuhls wird das nun anders und das Thema erfährt die Aufmerksamkeit, die es auch verdient.“
"Den Umgang mit Behinderten lernt mannormalerweise nicht im Studium!"
Die zahnärztliche Versorgung von Menschen mit Behinderungen ist Schulte zufolge immer noch unzureichend. Gründe seien mangelnde Compliance, Angst vor der Behandlung und eine eingeschränkte Zahn- und Mundhygiene. „Einen angemessenen Umgang mit diesen Patienten lernt man normalerweise nicht im Zahnmedizinstudium. Wir möchten unseren Beitrag dazu leisten, dass sich das ändert.“
„Mit der Einrichtung des neuen Lehrstuhls möchten wir nicht nur die Qualität und Quantität der studentischen Lehre weiter verbessern, sondern das Thema vor allem auch beforschen und verbesserte Möglichkeiten zur akademischen Qualifikation, zu Promotionen und Habilitationen bieten“, sagt Prof. Stefan Zimmer, Leiter des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der UW/H.
Schwerpunktmäßig sollen dabei zwei Themen behandelt werden: Programme zur Prävention und Therapie der wichtigsten oralen Erkrankungen Karies und Parodontitis sowie die Erarbeitung von Grundlagen für die Einbringung solcher Maßnahmen in den Leistungskatalog der Krankenversicherungen.
Menschen mit Behinderungen brauchen spezielle Präventionsprogramme
Zimmer: „Bislang gibt es kaum etablierte spezielle Präventionsprogramme für Menschen mit Behinderungen. Die Therapie erfolgt nach den gleichen Abrechnungsbestimmungen wie für Menschen ohne Behinderungen. Da Prävention und Behandlung bei Menschen mit Behinderungen in der Regel aber erheblich zeitintensiver und schwieriger sind, wird dieser Personenkreis aus wirtschaftlichen und fachlichen Gründen häufig nicht adäquat versorgt.“
Aus diesem Grund solle der Lehrstuhl Konzepte entwickeln, die nicht nur den besonderen Bedürfnissen dieser Patientengruppe gerecht werden, sondern auch die ökonomischen Rahmenbedingungen verändern können. Im Kern gehe es darum, eine belastbare Datenbasis für die Realisierung einer verbesserten Leistungsabrechnung bei der Behandlung von Menschen mit Behinderungen zu schaffen.