Bundesverband der Freien Berufe warnt

„Der Mangel spitzt sich immer weiter zu!“

pr
Fast jeder fünfte Freiberufler geht davon aus, künftig noch weniger Mitarbeitende zu haben als heute. Der Fachkräftemangel spitze sich weiter zu, so eine Umfrage des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB).

Die Personalnot bei den Freien Berufen gehe immer mehr an die Substanz, heißt es in der neuen Konjunkturumfrage Sommer 2023 des BFB, die gerade veröffentlicht wurde. Der Fachkräftemangel spitze sich immer weiter zu und die ohnehin schon große Personallücke klaffe auch künftig noch weiter auseinander. Fast jede, jeder fünfte Befragte (17,7 Prozent) gehe davon aus, innerhalb der kommenden beiden Jahre noch weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben als derzeit. Verglichen mit dem Vorjahreswert von 13,8 Prozent sei dies auch ein eindeutiges Zeichen der Resignation, kommentiert BFB-Präsident Friedemann Schmidt die Ergebnisse der Umfrage.

Steigende Preise, die Inflation sowie die Folgen der Pandemie und des Ukraine-Krieges träfen auch die Freie Berufe, so Schmidt. Allerdings zeige sich eine leichte Aufhellung für das kommende Halbjahr. Schmidt: „Grundsätzlich stoßen wir Freien Berufe mehr und mehr an unsere Kapazitätsgrenzen – und gehen sogar darüber hinaus.“ Auch hier erwarten die Befragten laut der Umfrage eine weitere Verdichtung: 11,4 Prozent gehen davon aus, in den kommenden sechs Monaten und 11,3 Prozent in den kommenden zwei Jahren über 100 Prozent ausgelastet zu sein. Das seien enorme Sprünge im Vergleich zum Vorjahr, heißt es. Daraus abzulesen sei auch, dass die Befragten eine weitere Nachfragesteigerung erwarteten, was wiederum die Schlüsselrolle der Freien Berufen in der Dienstleistungsgesellschaft nachzeichne.

Stimmung ist im Vergleich zum Sommer 2022 getrübt

Den Umfrageergebnissen zufolge stufen 2,9 Prozent der befragten Freiberuflerinnen und Freiberufler ihre aktuelle Geschäftslage als gut ein, 39,3 Prozent als befriedigend und 17,8 Prozent als schlecht. Damit ist die Stimmung verglichen mit den Sommer-Werten 2022 eingetrübt: Vor einem Jahr lagen die Werte noch bei 45,6 Prozent (gut), 41,8 Prozent (befriedigend) und 12,6 Prozent (schlecht).

Für das kommende Halbjahr erwarten 14,1 Prozent der Befragten eine günstigere, 59,9 Prozent eine gleichbleibende und 26 Prozent eine ungünstigere Entwicklung. Hier haben sich die Werte im Vergleich zum letztjährigen Sommer leicht gebessert: Diese lagen bei 12,8 Prozent (günstiger), 60,6 Prozent (gleichbleibend) und 26,6 Prozent (ungünstiger).

Was die Personalplanung angeht, schätzen 14,6 Prozent der Befragten, innerhalb von zwei Jahren mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben. 67,7 Prozent gehen davon aus, gleich viele Beschäftigte zu haben und 17,7 Prozent befürchten, Stellen abbauen zu müssen. Im Sommer zuvor spiegelten die Werte mit 15,9 Prozent (mehr Mitarbeitende), 70,3 Prozent (gleich viel) und 13,8 Prozent (weniger Mitarbeitende) noch mehr Zuversicht wider.

Die gute Nachricht: Die Auslastung nimmt zu

Auch die Auslastung der freiberuflich Tätigen nimmt der Umfrage zufolge deutlich zu: So geben 37,3 Prozent der Befragten an, dass ihre Kapazitäten überschritten sind. Im vergangenen Sommer lag dieser Wert noch bei 30,2 Prozent. Zu mehr als 75 bis zu 100 Prozent ausgelastet sind aktuell 39 Prozent; zu mehr als 50 bis zu 75 Prozent sind es 11,4 Prozent; zu mehr als einem Viertel bis zur Hälfte 6,4 Prozent und bis zu einem Viertel 5,9 Prozent.

Von denjenigen, die noch nicht überausgelastet sind, erwarten 11,4 Prozent, binnen der kommenden sechs Monate, und 11,3 Prozent, innerhalb der nächsten zwei Jahre über 100 Prozent ausgelastet zu sein. Diese Werte lagen im Sommer 2022 bei sechs und 8,3 Prozent. Für 68,6 Prozent gründet die Überauslastung in einer zu hohen Nachfrage. 48,4 Prozent führen sie auf fehlende Fachkräfte und 17,1 Prozent auf fehlende weitere Mitarbeiter zurück.

KI: Befragte sehen mehr Chancen als Risiken

In einem Sonderteil der BFB-Umfrage geht es um die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) bei den Freien Berufen. KI schreite auch in dieser Berufsgruppe gerade dort weiter voran, wo sie die freiberufliche Dienstleistung flankieren könne, berge aber auch noch mehr Potenzial als bislang genutzt, heißt es. Insgesamt zeigten sich die Befragten technologieoffen und durchaus gelassen. Sie sähen mehr Chancen als Risiken. Überdies habe KI durchaus Entlastungspotenzial im Fachkräftebereich, dabei gingen die Befragten nicht davon aus, dass KI ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter komplett ersetzen würden. Die persönliche Leistungserbringung bleibe Kern des freiberuflichen Vertrauensverhältnisses zu Patienten, Mandanten, Klienten und Kunden, so die Bilanz der Umfrage.

Für die repräsentative Umfrage hat das Institut für Freie Berufe (IFB) im Auftrag des BFB rund 1.500 Freiberuflerinnen und Freiberufler im Zeitraum vom 20. März bis 30. April 2023 befragt.

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