Der Vorgänger der Adhäsivbrücke ist 400 Jahre alt!

dg
Zahnmedizin
Unter den jahrhundertealten Grabstätten eines Klosters in der toskanischen Stadt Lucca in Italien sind Archäologen auf einen seltenen Fund gestoßen: eine Zahnbrücke, bestehend aus fünf menschlichen Zähnen, die an einem goldenen Band befestigt sind.

Das Forscherteam um Simona Minozzi geht davon aus, dass der Träger der Prothese wahrscheinlich ein reicher Mann aus einer einflussreichen Familie des 15. Jahrhunderts war. Laut Umberto Pagliaro, einem Zahnarzt aus Florenz, ähnelt die 400 Jahre alte Zahnbrücke auffallend heutigen Prothesen, die mit der modernen Maryland-Brückentechnik (Klebebrücke oder Adhäsivbrücke) hergestellt wurden. Entwickelt wurde diese Technik an der Universität von Maryland in den 1970er Jahren. 

Die gefundene Prothese besteht aus drei mittleren Schneidezähnen und zwei seitlichen Eckzähnen, die von  verschiedenen Menschen stammen. Die Wurzelspitze jedes Zahns wurde entfernt, so dass die Brücke in den Kiefer gesetzt werden konnte. Um die Zähne zu fixieren, wurde ein goldenes Band angebracht. Zwei kleine goldene Stifte sorgten für Halt an jedem Zahn.

Zahnprothese mit Goldband-Technologie

Mithilfe eines Rasterelektronenmikroskops entdeckte das Forscherteam, dass die Legierung des Goldbandes aus 73 Prozent Gold, 15,6 Prozent Silber und 11,4 Prozent Kupfer besteht. Minozzi erklärte, dass die Zahnbrücke der erste archäologische Beweis für eine Zahnprothese mit Goldband-Technologie darstellt.

Die ersten Zahnbrücken und Zahnkronen wurden bereits vor 2.500 Jahren von den Etruskern angefertigt. Diese Prothesen waren der reichen Elite vorenthalten, die mit einer goldenen Brücke ihren gesellschaftlichen Status hervorhoben. Am Ausgrabungsort gehörten zwei der Gräber zu den Guinigis - eine mächtige Familie, die die Stadt von 1392 bis 1429 regierte.

Anders als die Etrusker schienen die Guinigis dringend Zahnersatz gebraucht zu haben. Eine Untersuchung der Skelette zeigte, dass viele Menschen ihre Zähne verloren haben und zudem Zahnfleischentzündungen hatten. Die Guinigis hatten doppelt so häufig Parodontitis und fehlende Zähne wie die toskanischen Landbevölkerung, heißt es in der Untersuchung.   

Simona Minozzi, Daniele Panetta, Massimo De Sanctis, Vallentina Giuffra: A Dental Prosthesis from the Early Modern Age in Tuscany , in: Clinical Implant Dentistry and Related Research, published 1 November 2016, doi: 10.1111/cid.12460 .

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.