Diabetes: Eltern sind ein Risikofakor
Wie die Ergebnisse der Potsdamer EPIC*-Studie, einer großen Bevölkerungs-Langzeitstudie mit mehr als 27.000 Studienteilnehmern zeigen, beeinflusst eine familiäre Vorbelastung das Diabetesrisiko erheblich: Menschen, deren Mutter oder Vater an Typ-2-Diabetes erkrankt ist, haben allein hierdurch ein etwa 1,7fach erhöhtes Diabetes-Risiko im Vergleich zu Personen mit ähnlichen Merkmalen, aber ohne familiäre Vorbelastung.
Kranke Eltern erhöhen das Risiko um das Dreifache
Personen bei denen beide Eltern erkrankt sind, haben sogar ein fast dreifach höheres Risiko. Dies ist mit einem Risikoanstieg vergleichbar, der sich durch das Altern um etwa 10 beziehungsweise 20 Jahre ergibt. Zum Beispiel hätte eine 40-jährige Person, deren Eltern beide an Typ-2-Diabetes erkrankt sind, in etwa ein so hohes Risiko wie ein 60-jähriger Mensch, dessen Mutter und Vater nicht an der Krankheit leiden.
Beeinflussbare und unbeeinflussbare Faktoren
„Selbst wenn man aufgrund einer familiären Vorbelastung ein erhöhtes Risiko für Diabetes hat, heißt dies nicht, dass man unweigerlich an Diabetes erkranken muss“, sagt Kristin Mühlenbruch, Erstautorin der Studie und Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE). „Denn ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung kann wesentlich dazu beitragen, den Ausbruch der Krankheit zu verzögern oder gar zu verhindern“, ergänzt Matthias Schulze, Leiter der Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE.
Verschiedene Faktoren beeinflussen bekanntlich das Risiko, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken. Einige kann man verändern, andere nicht. Zu den veränderbaren Faktoren zählen der Taillenumfang, die Ernährung, die körperliche Aktivität, das Rauchverhalten und der Alkoholkonsum. Faktoren wie das Alter, die Körpergröße und die genetische Veranlagung lassen sich dagegen nicht beeinflussen. Jeder dieser Faktoren beeinflusst dabei das Diabetes-Risiko unterschiedlich stark.
Der Diabetes-Risikotest
Wie hoch das persönliche Diabetesrisiko ist, kann jeder Erwachsene mit einem vom DIfE veröffentlichtenDiabetes-Risikotestermitteln. Der Test basiert auf den Daten der Potsdamer EPIC-Studie und ermöglicht es, mithilfe einfacher Angaben zu verschiedenen Lebensstilfaktoren und Körpermaßen das individuelle Diabetes-Risiko schnell und einfach zu bestimmen. Derzeit berücksichtigt der Test den Autoren zufolge zwar noch nicht die familiäre Vorbelastung, da die Datengrundlage für die Gewichtung dieses Risikofaktors bisher nicht ausreichte, die Wissenschaftler wollen aber zukünftig die neuen Studienergebnisse nutzen, um den Risikotest hinsichtlich der Risikovorhersage zu optimieren.
* EPIC: European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Die EPIC-Studie ist eine prospektive Studie, die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. An der EPIC-Studie sind 23 administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit insgesamt 519.000 Studienteilnehmern im Erwachsenenalter beteiligt. Die Potsdamer EPIC-Studie ist mit mehr als 27.000 Teilnehmern ein Teil der EPIC-Studie.