Die beste zahnmedizinische Promotion des Jahres 2016
Die Fördergemeinschaft für Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke e.V. hat am 15. Dezember 2017 den Promotionspreis für die beste zahnmedizinische Promotion des Jahres 2016 vergeben. Die mit 1000 Euro dotierte Auszeichnung ging an Dr. Beatrice Baatsch für ihre Studie zur Verbreitung komplementärer Verfahren in der Zahnmedizin, die Sie für Ihre Dissertationsschrift durchgeführt hat. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Complementary Therapies in Medicine veröffentlicht.
Material und Methode
Anhand eines Fragebogens wurde untersucht, welche Verfahren in der zahnärztlichen Praxis eingesetzt werden. Von 332 ausgefüllten Fragebögen aus ganz Deutschland konnten 250 ausgewertet werden. 55 Prozent der befragten Zahnärzte waren männlich, entsprechend 45 Prozent weiblich. Das Durchschnittsalter lag bei 49,1 Jahren.
Ergebnisse
Es zeigte sich, dass in der zahnmedizinischen Prävention und Parodontaltherapie häufig Phytotherapeutika zum Einsatz kommen (bis zu 66 Prozent). Mind-Body-Verfahren schätzen 61 Prozent der befragten Zahnärzte als wirksam bei der Behandlung der Zahnbehandlungsangst ein. Von einem Set von 31 vordefinierten CAM-Modalitäten (complementary and alternative medicine) wählten die Zahnärzte konkret Pflanzenextrakte aus Arnica montana (64 Prozent), Kamille (64 Prozent), Nelken (63 Prozent), Salvia officinalis (54 Prozent), aber auch Entspannungstherapien (62 Prozent), Homöopathie (57 Prozent), osteopathische Medizin (50 Prozent) und Diätetik (50 Prozent).
Die Wirksamkeit spezifischer Behandlungen wurde von CAM-Befürwortern signifikant höher bewertet (p <0,0001) als von Gegnern. Aber auch CAM-Gegner klassifizierten einige CAM-Mittel als hochwirksam, nämlich Ohrakupunktur, osteopathische Medizin und Gewürznelke. Bei der Ohrakupunktur unterschieden sich diese Werte nicht signifikant zwischen beiden Gruppen. Die Mehrheit der CAM-Befürworter unter den Zahnärzten waren Frauen. Das mittlere Alter (50,4 ± 0,9 vs. 47,0 ± 0,9 Jahre) und die Anzahl der Jahre Berufserfahrung (24,2 ± 1,0 vs. 20,0 ± 1,0 Jahre) waren bei CAM-Befürwortern zudem signifikant höher als bei Gegnern (p <0,0001).
Weitere Ergebnisse der Studie: CAM-Befürworter arbeiteten signifikant weniger (p <0,0001). Auch ihre wahrgenommene Arbeitsbelastung war signifikant niedriger (p = 0,008). Ihre Selbstwirksamkeitserwartung und das Arbeitsinteresse waren signifikant höher (p ≤ 0,01 und p <0,0001) im Vergleich zu Zahnärzten, die diese Behandlungsoptionen aufgaben.
Schlussfolgerung
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass von deutschen Zahnärzten verschiedene CAM-Behandlungen empfohlen und von ihren Patienten angefordert werden. Jedoch ist die Evidenz für diese Behandlungen oft niedrig oder zumindest unklar. CAM-Befürworter sind zudem oft weiblich, haben eine höhere Selbstwirksamkeitserwartung und arbeiten eng zusammen. Baatsch B,Zimmer S,Rodrigues Recchia D,Büssing A: Complementary and alternative therapies in dentistry and characteristics of dentists who recommend them.https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29154070 - - "Complementary therapies in medicine."2017 Dec;35:64-69. doi: 10.1016/j.ctim.2017.08.008. Epub 2017 Aug 24.