Die Digitalisierung von Leitlinienwissen ist gestartet
Auf ihrer Delegiertenkonferenz hat die AWMF darüber hinaus ihre Forderung nach einer nationalen Strategie zur Digitalisierung bekräftigt – dazu gehöre auch die Nutzbarkeit von verlässlichen Daten aus der Forschung und Gesundheitsversorgung.
Leitlinien sollen am „Point of Care” verfügbar sein
Die medizinischen Leitlinien, die sich imLeitlinienregister der AWMFbefinden, fassen den jeweils aktuellen Stand des Wissens zusammen und bilden damit die Grundlage für vertrauenswürdige Entscheidungen in der Behandlung von PatientInnen. Damit ÄrztInnen und ZahnärztInnen zusammen mit den betroffenen PatientInnen informierte Entscheidungen treffen können, ist es wichtig, dass die evidenzbasierten Informationen aus den Leitlinien am Ort der Behandlung, dem sogenannten „Point of Care”, verfügbar sind. Um dies sicherzustellen, arbeitet die AWMF derzeit intensiv an der Digitalisierung des Leitlinienregisters.Das gesammelte medizinische Wissen der Leitlinien nutzen heute schon zahlreiche Akteure im Gesundheitssystem – beispielsweise im Rahmen der Aus-, Fort- und Weiterbildung von ZahnärztInnen und ÄrztInnen, bei der Bereitstellung von Gesundheitsinformationen für BürgerInnen oder der Zulassung von neuen Medikamenten.
Das Ziel: Daten über Systemgrenzen verfügbar zu machen
„Für die Zukunft kommt es darauf an, Leitlinienwissen für die einzelnen Anwendungsbereiche einfacher zugänglich zu machen. Dazu wollen wir die Chancen der Digitalisierung nutzen und die Daten interoperabel machen, also über Systemgrenzen hinweg nutzbar”, erläuterte Prof. Dr. Ina Kopp, Leiterin des AWMF-Instituts für Medizinisches Wissensmanagement. Das schaffe auch die Voraussetzung dafür, dass digitale Gesundheitsanwendungen Daten direkt aus den Leitlinien ziehen und integrieren können.Die AWMF hat den Ausbau eines digitalen Leitlinienregisters im Rahmen von Forschungsprojekten vorbereitet und den Start selbst finanziert. Für den vollständigen Ausbau des Leitlinienregisters, das den Anforderungen der Fachgesellschaften entspricht, strebt die AWMF jedoch eine unabhängige Förderung an und hat dazu dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) einen Themenschwerpunkt zur Förderung vorgeschlagen.
Digitale Verfügbarkeit soll die Versorgung verbessern
Die digitale Aufbereitung von Daten aus vielen unterschiedlichen Quellen und deren Kombination mit Kenntnissen aus klinischen Studien und dem Leitlinienwissen, bietet nach Ansicht der AWMF eine große Chance, die Patientensicherheit in Zukunft weiter zu verbessern und neue Therapien zu entwickeln. Eine wichtige Voraussetzung, dass diese Daten miteinander kombiniert werden können, sind jedoch einheitliche Terminologien. So können Daten automatisch verarbeitet und über die Sektorengrenzen hinweg beispielsweise gezielt nach Mustern sowie Informationen durchsucht werden. Darum arbeitet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) derzeit an entsprechenden Systemen und kooperiert dabei auch mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), um die Entwicklung weltweit voranzutreiben.