Gute Nachrichten am Rande der Corona-Krise

Die Holzfäller-Methode, Hygiene-Clinki und andere Tricks in der Not

silv
Gesellschaft
Not macht erfinderisch – das zeigt sich auch in Zeiten von Corona: Apotheker arbeiten mit Holzfäller-Helmen, ein Zahnarzt startet online eine Mundschutz-Wiederaufarbeitung und Klorollen dient als Virenschutz.

Die ersten, die an Plexiglas-Schutz dachten, waren die Apotheker. In Windeseile verbreitete sich die Idee via Social Media. Mittlerweile ist es schwierig, noch an Plexiglas zu kommen. Apotheker Lars Steffgen, Inhaber der Burg-Apotheke im niedersächsischen Schüttorf, bestellte kurzerhand Holzfällerhelme. „Gesichtsschutzvisiere sind im medizinischen Bereich ja üblich. Ich habe die Idee von einer Kollegin, die in der Arbeitsgemeinschaft Notfall- und Katastrophenpharmazie tätig ist“, sagt er gegenüber zm-online.

Der Gehörschutz wurde kurzerhand abgesägt

Dass es keine Plexiglasscheiben mehr gibt, findet Steffgen nicht schlimm: „Der Schutz der Visiere geht über den der Scheiben hinaus.“ Für sein Team hat er zwölf bestellt, weitere sechs sind noch unterwegs. Nur ein kleiner Umbau war nötig: „An den Helmen sind Gehörschutzkapseln dran, die haben wir einfach abgesägt.“ Er sieht auch die heitere Seite der Aktion: „Wir tragen die Helme seit vergangenen Donnerstag. Das erste Mal kostet es ein bisschen Überwindung, aber man gewöhnt sich recht schnell daran. Und unsere Kunden finden es gut.“

Auch in Supermärkten hat man sich über den Schutz der Mitarbeiter an der Kasse Gedanken gemacht. Mundschutz gehört hier, so noch vorhanden, beinahe schon zur Grundausstattung, aber auch Plastikfolien-Konstruktionen, die von der Decke hängen und die Mitarbeiter beinahe vollständig verhüllen, gibt es mittlerweile. Weil Kartenzahlung derzeit überall bevorzugt wird, schiebt eine kassierende Hand das Lesegerät aus der XXL-Plastikverhüllung. In manchen Läden wird die Karte nach Bezahlung sogar desinfiziert.

Zahnarzt startet Mundschutz-Wiederaufarbeitung

Es sind die kleinen, guten Ideen, die derzeit den Alltag an vielen Orten ein bisschen einfacher machen. Viele helfen, wo sie können, so auch der Augsburger Zahnarzt Christian Leonhardt. Er hatte die Idee für die Aktion „Gemeinsam Ärzten helfen“.  Nachdem er sehr früh von befreundeten Hausärzten vom Mangel an Hygieneartikeln erfahren hatte, begann er, überschüssige Mundschutze zu verschenken und gebrauchte Masken wiederaufzuarbeiten. Schnell zeigte sich, dass für diese Idee derzeit großer Bedarf herrscht, so entstand die Online-Plattform www.gemeinsamaerztenhelfen.de .

So funktioniert’s in der Praxis: Zahnärzte, die die Idee unterstützen möchten, stellen eingeschweißte und sterile Mundschutze in Zehner-Paketen an Arztpraxen in der Umgebung bereit. Nach der Nutzung werden die Mundschutze zurückgebracht und erneut aufgearbeitet und sterilisiert. Neue Interessenten können sie abholen, verwenden, zur Aufarbeitung zurückbringen – der Kreislauf funktioniert.

Frühes Einkaufen hilft Senioren

Aus Australien stammt die gute Idee, Senioren und Menschen mit Behinderung während der Corona-Krise in den Supermärkten frühere Öffnungszeiten anzubieten. Sie sollen in Ruhe und ohne Angst vor Ansteckung ihre Einkäufe erledigen können. Jetzt findet die Idee auch in Deutschland Nachahmer, in Stuttgart öffnet ein Supermarkt derzeit schon um sieben statt normalerweise um acht Uhr. Die erste Stunde ist den vom Corona-Virus besonders bedrohten Menschen vorbehalten.

Hygiene-Clinki: Klopapierrollen sind multipel einsetzbar!

Lutz Krüger aus Bad Nauheim hat den „Hygiene Clinki“ erfunden. Seine Idee ist im Internet derzeit ein Riesen-Erfolg. Der 62-jährige Architekt fragte sich, wie man in Corona-Zeiten eine Tür öffnen kann, ohne die Klinke anzufassen. Seine Lösung geht so: Man nimmt eine Rolle, die schon zu rund drei Viertel benutzt ist, befestigt eine zusammengebundene Schnur daran und hängt sich das Hilfsmittel ungefähr in Bauchnabelhöhe um. Statt die Türklinke mit der Hand anzufassen, schiebt man die Rolle über die Klinke und öffnet so die Tür. Danach entfernt man das möglicherweise kontaminierte Papier. An den Klopapierrollen sollte das Projekt jedenfalls nicht scheitern, viele Deutsche horten sie ja seit Tagen.

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