Die Tretbohrmaschine wird 150 Jahre
Morrison wurde am 5. Dezember 1829 in Ohio geboren. Als 19-Jähriger begann Morrison sein Studium der Zahnmedizin in Steubenville, Ohio, schreibt T. J. Cochran in einer Biografie . Vier Jahre später soll er sich demnach zum ersten Mal einen Namen gemacht haben, als ihm das Ohio State Board of Agriculture den ersten Preis für eine von ihm gebaute Goldprothese verlieh. Bis 1857 praktizierte Morrison in der Region Steubenville und zog dann nach St. Louis, Missouri, wo er seinem jüngeren Bruder William Zahntechniken beibrachte und eine Partnerschaft mit ihm einging.
Er erfand auch den ersten verstellbaren Zahnarztstuhl
Zwischen 1861 und 1869 setzte Morrison dann seine eigene zahnärztliche Ausbildung fort, indem er bei Zahnärzten in Paris, Frankreich und London, England, studierte. Während dieser Zeit erfand er den ersten verstellbaren Zahnarztstuhl und erwarb dafür sowohl britische als auch US-amerikanische Patente. Er vermarktete den Stuhl anschließend in ganz Europa und verbesserte das Design kontinuierlich, was er sich ebenfalls patentieren ließ.
Als er 1870 nach Missouri zurückkehrte, um dort zu praktizieren, machte mit dem Tretbohrer seine größte Erfindung für den Berufstand. An einem beweglichen Arm hing ein Handstück, an dem der Bohrer befestigt war, der sich mittels Fußpedal und Riemenantrieb in Rotation versetzen ließ.
Vorbild für den Tretbohrer war die Singer-Nähmaschine
Morrison schaute sich den Tretmechanismus der Überlieferung nach von den bekannten Singer-Nähmaschinen ab. Mit dieser Methode sollen bis zu 2.000 Umdrehungen pro Minute möglich gewesen sein. Seine Erfindung gilt als erster kommerziell gefertigter Tretbohrer für Zahnärzte.
Die Bedeutung von Morrisons Wirken für den Wandel der Zahnheilkunde hin zu einer restaurativen Disziplin gilt heute als erwiesen ( Ring, Malvin & Hurley, Neal, 2000 ). Jahrhundertelang saßen die Patienten auf provisorischen Geräten oder modifizierten Stühlen mit gerader Rückenlehne. Das änderte sich mit Morrisons innovativem voll verstellbaren Stuhl, der eine echte Sitzzahnheilkunde erst ermöglichte.
Mit dem verstellbaren Stuhl begann eine echte Sitzzahnheilkunde
Auch seine Erfindung des fußbetriebenen Bohrers galt als Revolution. Vor dem Aufkommen der rotierenden Instrumente erfolgten die Abtragung kariöser Zahnhartsubstanz und die Präparation der Zahnkavität für die Füllungstherapie mit Handinstrumenten wie dem Schmelz- sowie Dentinmesser oder Exkavator.
Den allerersten Tretbohrer entwickelte Morrison indes nicht – übereinstimmenden Berichten zufolge verwendete tat das bereits 1790 John Greenwood, der Zahnarzt des US-Präsidenten George Washington. Als Vorlage soll ihm das Spinnrad seiner Mutter gedient haben.
Bis zum Siegeszug von Morrisons Erfindung wurden Bohrer über Handkurbeln oder Uhrwerke angetrieben. 1871 – also im selben Jahr wie Morrison – ließ sich Georges Green einen batteriebetriebenen Elektrobohrer mit geschlossenem Motor und Handstück patentieren, ein Ansatz, der sich nicht durchsetzen konnte.
Bis zur Jahrhundertwende folgten dann eine Vielzahl von technologischen und medizinischen Meilensteinen in der US-amerikanischen Zahnmedizin: Der erste hydraulische Zahnarztstuhl ("Wilkerson-Stuhl", 1877), Zahnpasta in Metalltuben wird zur Massenware (ab 1880), Willoughby Miller beschreibt die mikrobielle Grundlage von Karies (1890), Röntgen hält Einzug in die Zahnmedizin (1896) und 1900 klassifiziert Edward Hartley Angle die verschiedenen Formen der Malokklusion und gründet die erste Schule für Kieferorthopädie (Angle School of Orthodontia in St. Louis).
Ring, Malvin & Hurley, Neal. (2000). „James Beall Morrison: the visionary who revolutionized the practice of dentistry”. Journal of the American Dental Association (1939). 131. 1161-7. 10.14219/jada.archive.2000.0350. DOI:
10.14219/jada.archive.2000.0350