Die UPD will proaktiver werden
Mit ihrem „Konzept Modell 2023“, das in der Fachwelt schon länger angekündigt war, bringt sich die UPD in die laufenden politischen Diskussionen um ihre Neugestaltung ein. „Die UPD muss proaktiver werden“, erklärte UPD-Geschäftsführer Thorben Krumwiede bei der Vorstellung des Zukunftsmodells heute vor der Presse. Ganz wichtig dabei: die Verstetigung und Weiterentwicklung des jetzigen Beratungsangebots. Dabei spiele die Vernetzung mit weiteren Strukturen des Gesundheitswesens und auch die Steigerung des Bekanntheitsgrades der UPD-Beratungsleistungen eine Rolle.
UPD-Geschäftsführer Thorben Krumwiede zur Neuausrichtung
UPD-Geschäftsführer Thorben Krumwiede zur Neuausrichtung
Krumwiede verwies auf die gesetzlichen Vorgaben (§65b SGB V), nach denen die Patientenberatung in Deutschland alle sieben Jahre neu ausgeschrieben und aufgestellt werden muss. Das habe den Verlust vorhandener Expertise und Beratungsqualität zur Folge und Strukturen müssten neu aufgebaut werden. Für Krumwiede bei einer Neuaufstellung unerlässlich: ein unabhängiges Trägermodell einer Non-Profit-Organisationsform.
Die UPD hat in ihrem Konzept fünf Kernbereiche für eine Weiterentwicklung herausgearbeitet:
1. Beratungsqualität stärken, Beratungsumfang und Beratungswege ausbauen:
Die Beratung sollte noch stärker an den Informationsbedürfnissen der Ratsuchenden ausgerichtet und ihre Gesundheitskompetenz gestärkt werden. Dazu macht die UPD konkrete Vorschläge.
In Fällen, in denen eine einmalige Beratung nicht ausreicht, sollte für die Ratsuchenden eine weitergehende Unterstützung möglich sein, um ihnen ein „Beratungs-Hopping“ zu ersparen. Die UPD schlägt dazu ein Modellprojekt mit begleitender Forschung zu. Auch die jetzigen Beratungsformate und -wege könnten laut UPD ein Update erfahren. So könnten neben der jetzt häufigsten Form (80 Prozent Telefonberatung) weitere Formate greifen: zum Beispiel räumliche Anbindung an Selbsthilfekontaktstellen, Gruppenberatung von vulnerablen Gruppen, Video-Telefonie, Webinare, Online-Veranstaltungen und Live-Chats.
2. Qualitätsmanagement und Beratungsqualität messen:
Die UPD könnte künftig noch stärker als bisher auf dem Konzept von gebündelten und gut auffindbaren Gesundheitsinformationen aufsetzen, heißt es in dem Papier. Die UPD bezieht sich dabei vor allem auf das im Aufbau befindliche Nationale Gesundheitsportal des Bundes „gesund.bund.de.“ Bisher wurde die UPD stark daran gemessen, wie viel Beratung sie erbringt und wie die Erreichbarkeit ausfällt. Künftig, so der Vorschlag, könnten weitere Kriterien - wie etwa die Auswirkung der Beratung für die Ratsuchenden oder die Steigerung ihrer Gesundheitskompetenz - eine Rolle spielen. Messinstrumente dafür will die UPD mit anderen Organisationen wie dem Deutschen Netzwerk für Gesundheitskompetenz und wissenschaftlichen Einrichtungen entwickeln. Auch sollte der wissenschaftliche Beirat der UPD stärker in die Weiterentwicklung eingebunden werden.
3. UPD-Daten für Veränderungsimpulse und Versorgungsforschung nutzen:
Der jährlich von der UPD veröffentlichte Monitor Patientenberatung bringt Daten über das Beratungsgeschehen und Auffälligkeiten im System. Laut Konzept sollte die UPD nicht länger nur Datenlieferant sein, sondern aufgrund ihrer Erkenntnisse aus der täglichen Beratungspraxis Vorschläge für Verbesserungen in der gesundheitlichen Versorgung machen und diese mit Politik, Patientenorganisationen, der Aufsicht, Medien und der Wissenschaft verbreiten.
4. Ausbau von Bekanntheit, Vernetzung und Einbindung
Das Konzept sieht vor, dass die Beratung der UPD ausgebaut werden soll, und zwar über eine systematische Einbindung des Beratungsangebots an die Versorgung. Dazu gehört zum Beispiel der verpflichtende Verweis auf die UPD in Krankenkassenschreiben, im nationalen Gesundheitsportal und in digitalen Anwendungen (DiGAs). Die Beratung soll zudem intensiver mit bestehenden Einrichtungen wie Pflegestützpunkten und Patientenorganisationen kooperieren, um die jeweiligen Beratungsangebote gut aufeinander abzustimmen.
5. Unabhängige Finanzierung und Non-Profit-Trägerschaft
Ganz wichtig ist der UPD die Wahrung größtmöglicher Neutralität und Unabhängigkeit. Das kann dem UPD-Konzept zufolge in unterschiedlichen Rechts- und Finanzierungsformen umgesetzt werden. Zukünftig sollte sowohl die Finanzierung als auch die Trägerschaft frei von Partikularinteressen sein. „Die bisherige Finanzierung durch den GKV-Spitzenverband ist keine zielführende Finanzierungsform für eine unabhängige Patientenberatung“, heißt es in dem Konzept. Als mögliche Modelle bringt die UPD die Form einer Stiftung, einer gGmbH oder einer Mischform ins Gespräch. Einen besonderen Fokus legt die UPD neben dem Gebot einer nachhaltigen und neutralen Finanzierung auf eine Non-Profit-Trägerschaft. Zur Finanzierung hält die UPD unterschiedliche Optionen für denkbar: die Finanzierung aus Steuermitteln, über den Gesundheitsfonds oder über eine Systemumlage.