Stiftung Kindergesundheit

„Die verführerische Reklame macht Kinder krank“

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Viele an Kinder gerichtete Lebensmittel enthalten zu viel Zucker, Fett oder Salz, teilt die Stiftung Kindergesundheit mit und fordert für diese ein konsequentes Werbeverbot.

„In den jungen Jahren werden all die Gewohnheiten etabliert, die im späteren Alter die Vorlieben für die Auswahl von Speisen und Getränken prägen“, betont Kinder- und Jugendarzt Prof. Berthold Koletzko und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Die von unterschiedlichen Medien tagtäglich auf die Kinder einprasselnden Werbebotschaften nehmen jedoch nachweislich Einfluss auf die Ernährungsgewohnheiten und Produktvorlieben von Kindern und Jugendlichen und können so deren spätere Gesundheit nachteilig beeinträchtigen“.

Dass die an Kinder gerichtete Werbung wirkt, zeigt eine Auswertung der Daten von 76 Untersuchungen. Sie belegt laut Stiftung Kindergesundheit „eindeutig die schädlichen Wirkungen der an Kinder und Jugendliche gerichteten Lebensmittelwerbung auf die Bevorzugung und den Verzehr der im Fernsehen oder auf der Verpackung für Kinder beworbener Produkte.“

Kinderoptik der Produkte ist ein Problem

Eltern und Kinder werden laut der Stiftung Kindergesundheit vor allem durch „Kinderoptik“ zum Einkauf und Konsum solcher ungesunden Lebensmittel verführt. Eine „Kinderoptik“ haben Produkte, auf die mindestens eines der folgenden Kriterien zutrifft:

  • der Produktname „Kind“, „Kinder“ beziehungsweise „Kids“ oder Kinder ansprechende Produktnamen wie „Schoko Bären“;

  • eine Kinder ansprechende optische Gestaltung der Verpackung, zum Beispiel mit der Darstellung von lachenden Tieren oder Comicfiguren;

  • eine Kinder ansprechende optische Gestaltung des Produkts oder einzelner Zutaten, zum Beispiel Cerealien in Form von Bären oder Buchstaben;

  • an Kinder oder Eltern gerichtete Botschaften auf den Verpackungen wie zum Beispiel „Für Ihre Kleinen“, Hinweise auf Spiele oder Lerneffekte oder „Gimmicks“ (Zugaben) in der Packung wie zum Beispiel Sammelbilder oder Spielzeug.

Diese „Kinderoptik“ findet sich laut Stiftung Kindergesundheit auf fast jeder fünften Joghurtzubereitung, auf Getränken mit Früchten, Milch oder Schokolade, auf Müsli, Cornflakes oder Frühstücksbreien. Besonders besorgniserregend: Ausgerechnet die Joghurtzubereitungen mit Kinderoptik haben mit 14 Gramm Zucker pro 100 Gramm einen höheren medianen Zuckergehalt als die meisten vergleichbaren Erzeugnisse. Dies ergab eine Untersuchung des Max Rubner-Instituts (Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel).

85 Prozent aller im Fernsehen für Kinder beworbenen Produkte sind ungesund

Zur Dokumentation der negativen Folgen der Werbung für die Gesundheit der Kinder hat die Stiftung Kindergesundheit ein Faktenblatt über die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammengestellt und veröffentlicht. Sie verweist darin unter anderem auf eine Richtlinie der Europäischen Union zu Audiovisuellen Medien 2018 und in ihrem Plan zur Bekämpfung der Krebserkrankungen 2021. Darin werden die Mitgliedsstaaten aufgefordert, Produktplatzierungen in Nachrichtensendungen, Sendungen zum aktuellen Zeitgeschehen, Verbraucherschutzsendungen, religiösen Sendungen und Kindersendungen zu unterbinden. Betont wird die Wichtigkeit des Verbotes von Produktplatzierung in Kindersendungen, weil „Produktplatzierung und Werbung das Verhalten von Kindern beeinflussen können und Kinder oft nicht in der Lage sind, den kommerziellen Inhalt zu erkennen“.

Freiwillige Maßnahmen zur Begrenzung der an Kinder gerichteten Werbung, wie der sogenannte „EU Pledge“ einiger großer Lebensmittel- und Getränkehersteller, würden keine ausreichende Wirkung zeigen: So zeigte eine von Foodwatch und der Stiftung Kindergesundheit im Jahr 2021 vorgestellte Untersuchung, dass von 283 in deutschen Fernsehsendungen für Kinder beworbenen Produkten 85,5 Prozent ungesunde Lebensmittel und Getränke waren.

Entsprechend fordern ebenso wie die Stiftung Kindergesundheit auch führende medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften, die in der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten zusammenarbeiten, zum Schutz von Kindern ein Fernsehwerbeverbot für ungesunde Lebensmittel.

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