Befragung zur elektronischen Patientenakte (ePA)

Die Widerspruchslösung trifft auf breite Zustimmung

pr
Das geplante Opt-out-Verfahren bei der ePA trifft einer aktuellen Befragung zufolge auf großen Rückhalt in der Bevölkerung. Zudem wollen drei von vier Befragten die ePA selbst nutzen.

Die von der Bundesregierung geplante Widerspruchslösung (Opt-out) bei der elektronischen Patientenakte (ePA) findet bei der Bevölkerung breite Zustimmung. Das ergab eine repräsentative Befragung, die von der Bertelsmann Stiftung und der Stiftung Münch in Auftrag gegeben wurde. Zwei Drittel der Befragten gaben dort an, dass sie die Widerspruchslösung bei der ePA befürworten. Im August und September 2022 wurden dazu insgesamt 1.871 Menschen im Alter ab 14 Jahren in Privathaushalten persönlich befragt. Selbst unter denen, die die ePA für sich ablehnen, äußerten 42 Prozent Zustimmung zum sogenannten Opt-out-Verfahren. Bisher muss die ePA vor der Einrichtung vom Versicherten aktiv freigeschaltet werden (Opt-in). Auch die Befüllung mit Daten und deren Nutzung in der Arztpraxis oder im Krankenhaus erfordern ein individuelles Einverständnis.

Für Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung, könnte das komplizierte Einwilligungsverfahren einer der Gründe sein, weshalb in Deutschland bisher nicht einmal ein Prozent der Versicherten die ePA nutzen. In Österreich, wo Opt-out schon seit Jahren gelte, seien es 97 Prozent. „Mit Opt-out kann auch in Deutschland die ePA zur Datendrehscheibe im Gesundheitswesen werden“, sagt Etgeton.

Die Angst vor Datenmissbrauch ist groß

Drei Viertel aller Befragten wollen die ePA der Umfrage zufolge nutzen. In Ostdeutschland fiel die Bereitschaft mit zwei Dritteln jedoch etwas geringer aus. Den Nutzen der ePA sahen die meisten vor allem im Versorgungsalltag: Von einem schnellen und umfassenden Zugriff auf Informationen in der Arztpraxis versprechen sich die Befragten eine bessere medizinische Behandlung. Im Arzt-Patienten-Verhältnis erwarteten mehr als ein Drittel (37 Prozent) eine Verbesserung.

Die größten Vorbehalte zeigten die Befragten in Bezug auf den Datenschutz und die Datensicherheit. Knapp die Hälfte von ihnen (48 Prozent) äußerte hier Bedenken. Auch sind die Angst vor Datenmissbrauch sowie der Wunsch nach möglichst umfassender Kontrolle über die eigenen Daten im Osten ausgeprägter als im Westen, wie aus der Befragung hervorgeht.

Beim Umgang mit den Gesundheitsdaten sprachen die Befragten der Ärzteschaft das größte Vertrauen aus – deutlich vor den Krankenkassen. Mit 47 Prozent gab fast die Hälfte der befragten Personen an, dass die Hausarztpraxis die ePA befüllen soll. 40 Prozent der Befragten würden ihre Daten generell für alle behandelnden Ärztinnen und Ärzte freigeben, heißt es weiter. Etwa die Hälfte würde jedoch gern selbst entscheiden, wer was zu sehen bekommt. Die einen wollen, dass digital vorhandene Informationen von den Gesundheitsprofis auch ungefragt genutzt werden können – die anderen würden lieber die Hoheit über die eigenen Daten behalten.

Ärzteschaft sollte gezielt angesprochen werden

Prof. Boris Augurzky, Vorstand der Stiftung Münch, erläuterte, dass die ePA unter Opt-out-Bedingungen beiden Gruppen gerecht werden könne: Die Daten würden automatisch eingestellt und genutzt, ließen sich aber jederzeit auch sperren. „Die Versicherten verlieren daher niemals die Kontrolle“, erklärte er.

Wie die beiden Stiftungen herausstellten, kommt der Kommunikationsstrategie zur ePA und dem Opt-out-Verfahren eine große Bedeutung zu. Die Kommunikation müsse die jeweiligen Zielgruppen – Versicherte, Ärzteschaft und Krankenkassen – spezifisch ansprechen. Sie müsse mögliche Vorbehalte aufgreifen, aber vor allem den Nutzen der ePA ins Zentrum stellen. Hierbei müssten Beschäftigte im Gesundheitswesen aufgrund ihrer Doppelrolle besonders beachtet werden: Sie müssen selbst von den Vorzügen der ePA überzeugt sein, um die Versicherten glaubwürdig überzeugen zu können.

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