Neuer Medscape Report

Diese Themen belasteten Ärzte 2022 besonders stark

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Gesellschaft
Klimawandel, Sparmaßnahmen in der Versorgung, Ausländerpolitik: Was Ärztinnen und Ärzte 2022 besonders belastet hat und wie sie mit dem Stress umgehen, zeigt der neue Medscape Report.

Gut drei Viertel (76 Prozent) der Ärzte und Ärztinnen umtreibt der Klimawandel und dessen Folgen für die Gesundheit am meisten. 78 Prozent vom ihnen finden, Klimaschutz sollte höchste Priorität in den Ländern bekommen, 61 Prozent sind von den bisherigen Maßnahmen enttäuscht. Unter den Kommentaren zum Thema heißt es beispielsweise: "Es wird zu viel geredet und zu wenig getan", "Die Klimaproblematik ist durch den Krieg in den Hintergrund gerutscht".

Zu viel Arbeit für zu wenige Kräfte

Auf Platz zwei mit ebenfalls 76 Prozent der Antworten folgt die Sorge um die Qualität der Gesundheitsversorgung mit ihren Sparmaßnahmen. 72 Prozent davon fanden weiter, dass die Qualität bereits abgenommen hat. Zu viel Arbeit verteile sich auf zu wenige Kräfte. Mangelndes Personal, zu hohe Arbeitslast und unzureichende öffentlich Finanzierung sowie verschlechterte organisatorische Strukturen sind hier die Kritikpunkte der Mediziner.

Auf Platz drei und mit etwas Abstand steht mit 49 Prozent das Thema Einwanderung und Ausländerpolitik. Rassismus und Diskriminierung beschäftigt 41 Prozent sehr, häusliche Gewalt 40 Prozent. Drogen und Substanzmissbrauch sind für 36 Prozent schlimm. Die COVID-Impfpflicht empfanden 35 Prozent der Befragten als belastend.

Rassismus ist auch ein Thema, Gender eher nicht

Insgesamt meldeten 28 Prozent der befragten Ärzte der Polizei oder den Behörden einen Fall häuslicher Gewalt unter ihren Patienten, lediglich drei Prozent meldeten einen Fall ihre Kollegen betreffend. 51 Prozent sehen insgesamt Handlungsbedarf, da sie bestehende Maßnahmen in diesem Bereich für nicht ausreichend erachten. Auch gaben Mediziner hier im Kommentarfeld an, dass sich sie eine bessere Aufklärung im Kollegium und mehr Sensibilisierung für das Thema wünschen.

jeder dritte Arzt nimmt an, dass seine Kollegen Drogen nehmen

Mit 32 Prozent geht jeder dritte Arzt davon aus, dass seine Kollegen Drogen nehmen und der Konsum auch Probleme bei der Arbeit verursacht. Ein Drittel denkt, dass der Konsum in der Pandemie sogar gestiegen ist. Insgesamt 72 Prozent der Ärzte lehnen eine Legalisierung von Drogen generell ab. Einen Anstieg von Rauschmitteln bei Patienten bemerkten ebenfalls 33 Prozent. Vor allem Alkohol und Medikamentenmissbrauch hätten während der Zeit zugenommen, so die Mediziner.

Mit 37 Prozent gab mehr als ein Drittel der Ärzte an, dass sich Rassismus, Sexismus und Drogenmissbrauch negativ auf ihren Arbeitsalltag auswirken. Zwar sieht mit 63 Prozent die Mehrheit ihren Beruf als Arzt nicht direkt beeinträchtigt, allerdings diskutieren wiederum 83 Prozent diese Themen mit ihren Patienten.

Die Folgen sind Stress, Wut und Angst

Die negativen Themen lösen insgesamt am ehesten Stress (39 Prozent), Wut (37 Prozent) oder Angst aus (19 Prozent). Wobei die befragten Ärztinnen häufiger unter Angst und Stress litten.

Und was tun Ärzte gegen die Missstände? Zwei Drittel der Befragten haben an wohltätige Organisationen gespendet und auch Spenden gesammelt. 39 Prozent packten als freiwillige Helfer mit an, um sozial benachteiligten Menschen zu helfen. Jeder Vierte  ging auf Protestdemos. 18 Prozent haben Beiträge in sozialen Netzwerken gepostet, um sich Luft zu machen.

Zur Methodik

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