Personalkrise bewegt sich auf Rekordniveau

Dramatische Engpässe im britischen Gesundheitswesen

pr
Gesellschaft
Der britische Gesundheitsdienst NHS erlebt gerade die größte Personalkrise seiner Geschichte. Die Wartelisten in Krankenhäusern seien so lang wie nie, heißt es in einem Bericht für das Londoner Unterhaus.

Allein in England fehlen demnach rund 12.000 Krankenhausärzte und über 50.000 Pflegekräfte und Hebammen.

Krankenhausbehandlungen: fast 6,5 Millionen stehen auf der Warteliste

Die Zahl der Personen auf einer Warteliste für Krankenhausbehandlungen sei auf einen Rekord von fast 6,5 Millionen im April 2022 gestiegen. Das 18-Wochen-Ziel für die Behandlung sei seit 2016 nicht gedeckt. Eine große Mehrheit von Medizinern sei der Auffassung, mit der aktuellen Belegschaft den durch die Corona-Pandemie verstärkten Rückstau nicht abbauen zu können. Doch die Nachfrage im Gesundheits- und Pflegebereich wachse weiter, heißt es in dem knapp 80-seitigen Bericht.

Es fehlen 475.000 Kräfte im Gesundheitswesen und 490.000 in der Pflege

Bis zum Anfang des nächsten Jahrzehnts würden zusätzliche 475.000 Arbeitsplätze im Gesundheitswesen und 490.000 Arbeitsplätze im Pflegebereich benötigt. Die Regierung habe es versäumt, hier entschieden zu handeln, so der Bericht weiter. Zwar seien einige Fortschritte bei der Einstellung zusätzlicher Pflegekräfte gemacht worden. Das ursprüngliche Ziel seien hier einmal 50.000 Pflegekräfte gewesen. Allerdings habe der Ex-Gesundheitsminister Sajid Javid selbst eingestanden, dass das Ziel, 6.000 zusätzliche Hausärzte einzustellen, nicht wie im konservativen Wahlprogramm versprochen erreicht werde. Die anhaltende Unterbesetzung des NHS stelle nun ein ernsthaftes Risiko für die Sicherheit von Personal und Patienten dar, führt der Bericht weiter aus.

Auch die Zahnmedizin ist in der Krise

Sowohl für die Routine- als auch für die Notfallversorgung ergäben sich ernsthafte Konsequenzen. Es koste auch mehr, da Patienten später mit schwereren Krankheiten konfrontiert würden. Besonders frustrierend für viele Beteiligte sei aber das Fehlen von glaubwürdigen Strategien. Es sei an der Zeit, endlich mit der Beschreibung des Problems aufzuhören und sich damit auseinanderzusetzen.

Die Weigerung, eine ordnungsgemäße Personalplanung durchzuführen, gefährde auch das Ziel des NHS, den Rückstand in der Versorgung aufgrund der COVID-Pandemie anzugehen. Das britische Gesundheitsministerium habe in einem aktuellen Statement auf neue Einstellungen des vergangenen Jahres verwiesen und versichert, man werde weiteres Personal einstellen, heißt es in Medienberichten.

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