Berufsverband der Kinder-und Jugendärzte

Drohender Medikamentenmangel im Herbst und Winter

pr
Vor einem drohenden Medikamentenmangel in der kalten Jahreszeit warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Fiebersäfte und Antibiotika könnten bei einer erneuten Grippewelle knapp werden.

„Es ist zu befürchten, dass bei hohen Infektionswellen wie im vergangenen Jahr Eltern wieder durch die halbe Stadt laufen müssen, um Fiebersäfte oder Antibiotika zu bekommen“, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ). Das Gesetz gegen Arzneimittel-Lieferengpässe gehe zwar in die richtige Richtung, werde aber definitiv nicht durch diesen Winter helfen und springe womöglich auch auf Dauer zu kurz, erklärte er weiter. Fischbach verwies auf eine derzeit heftige Grippewelle in Australien und warnte, dass sich ab Herbst auch in Europa viele Menschen mit dem Virus anstecken könnten.

Das vor kurzem verabschiedete Arzneimittel-Lieferengpassgesetz zwinge zwar die Krankenkassen zur Erstattung höherer Preise für Arzneimittel. Es sei aber nicht attraktiv genug für die Pharmafirmen, Medikamente in Deutschland zu produzieren und zu verkaufen, etwa wegen der vorgeschriebenen Festbeträge, so Fischbach weiter. Das seien Wirtschaftsunternehmen, die im Ausland mehr verdienten.

Kinderintensivmediziner warnen: „Wir sind nicht vorbereitet“

Letzte Woche hatten auch Kinderintensivmediziner auf eine unverändert kritische Versorgungssituation schwer kranker Kinder hingewiesen. „Wir werden genau die gleichen oder noch größere Probleme in diesem Winter bekommen wie im vergangenen,“ erklärte der Präsident elect der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin und Kinderintensivmediziner (DIVI), Prof. Florian Hoffmann. Man sei nicht vorbereitet, heißt es bei der DIVI dazu weiter. Berichtet wurde über eine Verschlechterung der pflegerischen Personalsituation auf den Kinderintensivstationen, was sogar außerhalb der Infektionswellen im Sommer zu massiven Engpässen führe. Die Versorgungssituation kritisch kranker Kinder verschärfe sich weiter, weswegen man jetzt einen Weckruf in den Sommerferien starte, so der Verband. Die prekäre Versorgungslage in der Kinder- und Jugendmedizin hatte auch die ARD-Sendung Panorama am 3. August aufgegriffen.

Fischbach fordert Eigenbeteiligung der Eltern beim Notfalldienst

Unterdessen ging Thomas Fischbach auch auf die knappen Ressourcen in der Notfallversorgung von Kindern ein und forderte bei bestimmten Fällen eine Eigenbeteiligung für Eltern. „Die Notfallversorgung muss auf Notfälle konzentriert werden und nicht für die Pickel am Po der Kinder, für die die Eltern unter der Woche keine Zeit haben und mit denen man dann am Wochenende beim Notdienst aufschlägt“, zitiert ihn die Neuen Osnabrücker Zeitung. Für solche Fälle halte er eine Eigenbeteiligung der Versicherten für absolut sinnvoll.

Andrew Ullmann, Gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, zeigte Verständnis sowohl für Eltern als auch für Kinderärzte, wenn es um die Versorgung der Kinder in Notfällen und vermeintlichen Notfällen geht. Eine Gebühr halte er für keinen zielführenden Weg. Wichtiger wäre es, an der Gesundheitskompetenz und der Zugänglichkeit der Informationen zu arbeiten, erklärte er.

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