Studie zum Rauchverhalten von Schülerinnen und Schülern

E-Zigarette erstmals beliebter als Tabakzigaretten

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Gesellschaft
Die E-Zigarette ist bei Schulkindern zur Einstiegsdroge Nummer eins für eine Nikotinsucht geworden. Dies geht aus einer Studie hervor, die das Rauchverhalten von Jugendlichen seit 2016 untersucht.

Seitdem ist der Konsum von E-Zigaretten bei Schulkindern um drei Viertel angestiegen. Das zeigt eine aktuelle Studie, die sich auf die Datenauswertung des DAK-Präventionsradars stützt, einer einer schulbasierten epidemiologischen Analyse in den Klassenstufen 5 bis 10.

Für die breit angelegte Schulstudie wurden seit 2016 insgesamt knapp 60.000 Jungen und Mädchen zu ihrem Rauchverhalten befragt. Sie waren im Durchschnitt 13 Jahre alt und kamen aus 14 Bundesländern. Der Auswertung liegen 94.127 Fragebögen zugrunde.

Die Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum 2022/2023 hat fast jeder vierte Befragte schon schon einmal eine E-Zigarette probiert. Mindestens einmal im Monat dampfen sieben Prozent der Schulkinder, klassische Tabakzigaretten rauchen 5,9 Prozent und Wasserpfeife 3,2 Prozent.

Seit 2016 zeichnen sich folgende Trends im Hinblick auf die Lebenszeitprävalenz ab: Tabakzigaretten (-3,0 Prozentpunkte), E-Zigaretten (+1,8 Prozentpunkte), Wasserpfeifen (-9,2 Prozentpunkte). Von 2016 bis 2023 deutet sich damit eine Trendumkehr hin zur E-Zigarette als populärstem Produkt bei Kindern und Jugendlichen an. In den Jahren der Pandemie rauchten insgesamt weniger Jugendliche. Post-COVID stiegen die Prävalenzen mit Ausnahme der Wasserpfeife wieder an.

„Was nach Mango oder Himbeere schmeckt, ist besonders verführerisch“

E-Zigaretten sind Geräte, mit denen sich Nikotin oder andere Substanzen in Form eines Dampfes inhalieren lassen. In der Öffentlichkeit werden sie als weniger schädliche Alternative zum klassischen Rauchen wahrgenommen. Experten warnen jedoch vor dieser Verharmlosung.

„Für Kinder und Jugendliche ist die E-Zigarette mittlerweile die wichtigste Einstiegsdroge in die Nikotinsucht“, sagt Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit. „Sie erhöht das Risiko für einen regelmäßigen Konsum klassischer Zigaretten im Erwachsenenalter – mit dem bekannt hohen Krebsrisiko.“

Nach Einschätzung der Krankenkasse machen die enthaltenen Aromastoffe den besonderen Reiz der Produkte für Schulkinder aus: „Was nach Mango oder Himbeere schmeckt, ist für Kinder und Jugendliche besonders verführerisch“, so Storm. Zudem gebe es E-Zigaretten als Einweg-Variante an vielen Supermarktkassen.

Die sogenannten Einweg-Vapes können weder erneut mit Liquid befüllt werden noch lässt sich bei ihnen die Batterie austauschen. „Einweg-Vapes sind auch für die Umwelt eine Katastrophe. Und sie verführen mit einem relativ niedrigen Preis junge Käufergruppen“, so Storm weiter. „Einweg-Vapes sind für Schulkinder süßes Gift zum Taschengeldtarif und sollten so schnell wie möglich verboten werden!“

Der Kauf von Tabakzigaretten als auch nikotinhaltigen Liquids ist in Deutschland erst ab 18 Jahren erlaubt. Sowohl klassische Zigaretten als auch E-Zigaretten können jedoch mittlerweile im Internet bestellt werden. In Deutschland ist ein Altersnachweissystem für alle jugendgefährdenden Internetseiten und Online-Shops vorgeschrieben.

Welche Möglichkeit der Alterskontrolle der Anbieter dafür wählt, ist jedoch diesem selbst überlassen. Das Vorlegen des Personalausweises ist ein mögliches Verfahren zur Authentifizierung. Bei der Überprüfung des Alters mittels Personalausweis oder Reisepass wird das in der Identifikationsnummer enthaltene Alter ausgelesen und die Prüfziffern der Ausweisnummer verifiziert, um die Gültigkeit der Angabe zu gewährleisten. Experten kritisieren jedoch, dass dieses System über deutliche Schwachstellen verfügt, da das Verfahren zur Berechnung der Ausweisnummer allgemein bekannt ist und somit scheinbar gültige Nummern einfach reproduziert werden können.

Die E-Zigaretten steigern nicht nur das Risiko für einen späteren Konsum klassischer Zigaretten, warnt Studienautor Prof. Reiner Hanewinkel vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in Kiel: „Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass sie viele giftige Substanzen enthalten, die Lungen-, Herzerkrankungen und möglicherweise auch Krebs verursachen können.“ Zudem seien E-Zigaretten bei der Abgabe von Nikotin besonders effektiv.

„Nikotin kann am Atmungs-, Nerven-, Immun- und Herz-Kreislauf-System vielfältige Schäden anrichten, vor allem, wenn Schulkinder es während kritischer Entwicklungsphasen konsumieren“, so Hanewinkel.

Fruchtig-süße Aromen erhöhen den Reiz

Aromastoffe für E-Zigaretten sollten daher schnellstmöglich vom Markt genommen werden, fordert Prof. Wolfram Windisch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP): „Künstliche Aromastoffe lassen die Hemmschwelle zum Dampfen sinken, verharmlosen dabei aber die Gesundheitsrisiken.“

Zudem bräuchte es in den Schulen so schnell wie möglich intensivere Aufklärungsarbeit durch Suchtexpertinnen und -experten. „Das muss natürlich finanziert werden. Aber die Kosten für die Prävention machen nur einen Bruchteil dessen aus, was sonst später als Behandlungskosten anfallen könnte“, sagt Windisch.

„Auch zur Tabakentwöhnung sind E-Zigaretten nicht geeignet. Besonders problematisch und gesundheitsschädlich ist der sogenannte Dual Use, also der Gebrauch von konventionellen und elektronischen Zigaretten. Wer den Rauchstopp allein nicht schafft, sollte wissenschaftlich etablierte Behandlungsmethoden in Anspruch nehmen.“

Reiner Hanewinkel, Julia Hansen: Konsum von Tabakzigaretten, E-Zigaretten und Wasserpfeifen bei Kindern und Jugendlichen. Ergebnisse des Präventionsradars von 2016 bis 2023. In: Pneumologie dx.doi.org/10.1055/a-2146-7087

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