Einkommen von niedergelassenen Medizinern

Die Arbeit auf dem Land kann sich lohnen

pr
Verdienen Ärztinnen und Ärzte auf dem Land weniger als in der Stadt? Nein, besagt eine neue Studie der Universität Bayreuth. Oft liege deren persönliches Nettoeinkommen sogar höher – besonders bei Hausarztpraxen.

Haben Landärztinnen und -ärzte ein geringeres Einkommen als ihre Kolleginnen und Kollegen in größeren Gemeinden oder in der Stadt? Das Gegenteil ist der Fall, zeigt eine neue Studie der Universität Bayreuth. Allgemeinärzte aus Gemeinden unter 5.000 Einwohnern haben im Durchschnitt sogar ein erheblich höheres persönliches Einkommen als die Kollegenschaft in größeren Wohnorten, heißt es dort. Die geringe Anziehungskraft des Landlebens für Ärzte könne nicht an schlechteren Einkommensaussichten festgemacht werden.

In Zahlen: In Gemeinden unter 5.000 Einwohnern erwirtschafteten Allgemeinärzte laut Studie im Schnitt ein Nettoeinkommen von 8.670 Euro im Monat. Bei über 5.000 Einwohnern sinkt es auf 7.432 Euro und in Gemeinden über 20.000 Einwohnern noch einmal auf 6.863 Euro.

Die Datenlage ist schwierig

Daten zum Einkommen von Ärztinnen und Ärzten in Deutschland seien bisher nur teilweise verfügbar, erläutert das Autorenteam. Die Einkommen der niedergelassenen Ärzteschaft werden demnach vor allem aus den Praxiserträgen abgeleitet, was aber große Interpretationsspielräume eröffne. Das gelte etwa für die Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), das den Reinertrag von Arztpraxen ermittelt. Welches Einkommen der einzelne Arzt erzielt, bleibe aber dabei offen.

Die Forscher wandten für die Ermittlung der ärztlichen Einkommen eine andere Methodik an, indem sie die Einkommensangaben aus dem Mikrozensus 2017 auswerteten (das sind die aktuellsten Zahlen, die für die Analyse verfügbar waren) – mit besonderem Fokus auf niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. Neben dem persönlichen Einkommen erfolgte eine Darstellung der Einkommenssituation auf Haushaltsebene.

Die mittlere Arbeitszeit beträgt 51 Stunden pro Woche

Erhoben wurde das sogenannten Nettoäquivalenzeinkommen – also das Einkommen, das aus den Gesamteinnahmen aller Mitglieder eines Haushalts erzielt wurde. Die Einkommensziffern wurden dabei nach Tätigkeitsumfang, Tätigkeitsgruppe (Allgemein-, Fach- und Zahnärzte), Geschlecht und Stadt oder Land differenziert. Befragt wurden 3.000 Ärztinnen und Ärzte, davon waren 1.200 niedergelassen.

Das verfügbare persönliche Nettoeinkommen niedergelassener Ärztinnen und Ärzte beziffert die Studie bei Vollzeittätigkeit im Mittel mit knapp 7.900 Euro pro Monat. Bei Fachärzten liegt das Einkommen bei 8.250 Euro, bei Allgemein- und Zahnärzten bei rund 7.700 Euro. Eine finanzielle Benachteiligung von Landärzten konnte man nicht feststellen. Die mittlere Arbeitszeit beträgt 51 Stunden pro Woche. Ärztinnen arbeiten dabei häufiger in Teilzeit als Ärzte. Ein niedrigeres Einkommen resultiert überwiegend aus einem geringeren Tätigkeitsumfang, heißt es.

Mittelwerte sind deutlich geringer

Die Studie geht unter anderem auch auf Einkommen in den ärztlichen Fachbereichen ein. Diese sind eher gering, heißt es. Für Allgemeinärzte wird demnach mit 4.518 Euro der niedrigste Mittelwert für das Nettoäquivalenzeinkommen berechnet (darin sind auch Personen mit Teilzeittätigkeit enthalten). Das Einkommen der Zahnärzte war etwas höher (4.942 Euro) als das der Fachärzte (4.793 Euro). Höhere Mittelwerte könnten aber auch durch einige Spitzenverdienende beeinflusst werden, schätzen die Autoren.

Das Autorenteam weist darauf hin, dass erst Ende des Jahres 2021 der Mikrozensus für 2017 zur Verfügung stand. Allerdings dürften sich die Einkommen bis zur COVID-19-Pandemie ab dem Frühjahr 2020 kaum geändert haben.

Andreas Kögel, Michael Lauerer, Daniel Zank, Einkommen von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten in Deutschland: Ergebnisse des Mikrozensus, DOI: 10.1055/a-2075-7696

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