„Eine frühe Demenz-Diagnose kann den Unterschied machen“
Oft betrifft eine Demenz zunächst das Gedächtnis – erst das Kurz- und dann das Langzeitgedächtnis. Betroffene haben aber auch Probleme mit der Aufmerksamkeit, Sprache, Denkvermögen und Orientierungssinn, erklärt die dgppn. Derzeit seien 1,6 Millionen Menschen in Deutschland an einer Demenz erkrankt, bis zum Jahr 2050 könnten es 2,8 Millionen sein. Mit einem Anteil von etwa 65 Prozent ist die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form der Demenz. Etwa 15 Prozent sind vaskulär. Seltener sind frontotemporale Demenzen, sie betreffen meist Personen, die jünger sind als 65 Jahre.
Die jetzt neu erschienene S3-Leitlinie Demenzen fasst die Empfehlungen für eine optimale Versorgung zusammen. Sie entstand unter gemeinsamer Federführung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der dgppn. „Die neue Leitlinie macht umfassende Empfehlungen für die ganzheitliche Behandlung der erkrankten Menschen“, erläutert Koordinator Prof. Dr. Frank Jessen. „Die Empfehlungen berücksichtigen biologische, psychologische und soziale Aspekte und richten sich mit Hinweisen zu Diagnostik, Therapie, Betreuung und Beratung an alle Fachleute, die mit Menschen mit Demenzen zu tun haben, sowie an Betroffene und Angehörige.“
Das Ziel: Frühe Behandlung dank früher Diagnose
Die wichtigste Neuerung der Leitlinie ist Frank Jessen zufolge die Möglichkeit, die Diagnose bereits in einem früheren Stadium der Erkrankung zu vergeben. „Bislang musste für die Diagnose Demenz die Selbstständigkeit der Menschen deutlich beeinträchtigt sein, was eine echte Frühdiagnostik erschwert. Mit der Diagnose der leichten kognitiven Beeinträchtigung, des ‚mild cognitive impairment bei einer Alzheimer-Krankheit‘, können wir den Betroffenen künftig deutlich früher Behandlungsangebote machen und so hoffentlich das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.“
Um diese Diagnose zu stellen, müsse aber gesichert sein, dass die Beeinträchtigung tatsächlich auf die Alzheimer-Krankheit zurückzuführen ist. Die neue Leitlinie empfiehlt dafür unter anderem per Liquordiagnostik die Biomarker zu bestimmen. Co-Koordinator Prof. Dr. Richard Dodel erläutert: „Über die Rückenmarksflüssigkeit können Pathologien im Bereich der Amyloide und der Tau-Proteine nachgewiesen werden, die ursächlich für die Alzheimer-Erkrankung sind. So kann Alzheimer diagnostiziert werden, auch wenn die Symptomatik noch nicht voll ausgeprägt ist.“