Zur Attraktivität des Diastema mediale in Westafrika

Eine Zahnlücke steht für Glück

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Zahnmedizin
Eine aktuelle Studie vom King's College London zeigt, dass ein Diastema mediale insbesondere in westafrikanischen Populationen als ästhetisch gilt.

In jüngster Zeit hat sich in Westafrika die Art und Weise, wie insbesondere Frauen in der Mode- und Schönheitsindustrie dargestellt werden, gewandelt: weg vom Streben nach einem weißen Schönheitsstandard als akzeptierter Norm, hin zur Vielfalt, die im normalen Leben existiert. Infolgedessen sieht man in den dortigen Medien auch immer mehr Menschen mit einzigartigen Merkmalen, wie zum Beispiel auch einem Diastema.

Dagegen wird die Lücke zwischen den Frontzähnen in Europa hingegen im Allgemeinen kieferorthopädisch geschlossen. Seit einigen Jahren ist aber auch hier ein Wandel spürbar und ein Diastema mediale gilt nicht mehr automatisch als unattraktiv. Nicht wenige Topmodels haben die Lücke zwischen den Oberkiefer-Inzisiven bereits zu ihrem Markenzeichen gemacht.

Eine Studie um Sefaakor Ahiaku von der Faculty of Dentistry, Oral & Craniofacial Sciences, am King's College London hat dieses Phänomen nun untersucht: In die Übersichtsarbeit wurden insgesamt acht Studien mit 3.553 Teilnehmern einbezogen, die alle 16 Jahre oder älter sind und sich als Black West Africans bezeichnen. Alles bis auf eine Arbeit stammten aus Nigeria.

Bei der Prävalenz des Diastema mediale gibt es den Autoren zufolge ethnische Unterschiede, wobei People of Colour häufiger betroffen sind. Die Ursachen können sowohl entwicklungsbedingt als auch erworben sein. Zu den entwicklungsbedingen Ursachen zählen die Autoren impaktierte Zähne im Bereich der anterioren Maxilla (Mesiodens), überzählige Zähne, ein hoch ansetzendes Frenulum, schmale Zähne oder Hypodontie, proklinierte Oberkieferinzisiven, Diskrepanz zwischen Zahnbogen und Zahngröße, impaktierte oder rotierte Eckzähne. Zu den erworbenen Ursachen zählen sie unter anderem Parodontalerkrankungen, die eine labiale Proklination und / oder Zahnbewegungen verursachen, offener Biss in Verbindung mit Habits wie zum Beispiel Daumenlutschen, Traumata sowie nicht zuletzt die künstliche Schaffung.

Zwei bis vier Millimeter gelten als besonders attraktiv

Das ästhetische Empfinden westafrikanischer Populationen unterscheidet sich in puncto „Lücken“ von den in Europa gängigen Schönheitsidealen: Dort gilt ein Diastema mediale zwischen zwei bis vier Millimetern als besonders attraktiv. Nicht weniger als 95 Prozent der befragten Frauen finden ein Diastema mediale ästhetisch, genauso viele würden sogar in Erwägung ziehen, sich einer kieferorthopädischen Behandlung zu unterziehen, um es künstlich herzustellen, berichten die Autoren. Sie vermuten, dass dies daran liegen könnte, dass Lücken in Westafrika als Zeichen für baldiges Glück und Wohlstand angesehen werden.

Die Autoren vermuten, dass dies darauf zurückzuführen ist, „dass alles, was größer als 1 mm ist, das Auge ablenkt. Darüber hinaus stellten sie fest, dass Symmetrie und Parallelität über die Mittellinie hinweg höchst wünschenswert sind, wobei ein Lächeln mit diesen Eigenschaften - zusammen mit Zahndimensionen, die den Goldenen Schnitt widerspiegeln - als am attraktivsten angesehen wird".Die Autoren weisen allerdings darauf hin, dass die zugrundeliegenden Studien eine sehr geringe Validität aufweisen und verzerrt sind, was bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden sollte.

Ahiaku S, Millar BJ. Maxillary Midline Diastemas in West African Smiles. Int Dent J. 2023 Apr;73(2):167-177. doi: 10.1016/j.identj.2022.06.020. Epub 2022 Jul 31. PMID: 35922369; PMCID: PMC10023582.

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