Umfrage der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)

Engagement für mehr Nachhaltigkeit ist da – jetzt ist die Industrie gefordert

mg/pm
Gesellschaft
Eine Studie der apoBank zeigt, dass Nachhaltigkeit für 89 Prozent der Heilberufler einen „hohen“ oder „sehr hohen“ Stellenwert hat. Größtes Hemmnis in Zahnarztpraxen: der Mangel an nachhaltigen Alternativen.

Wie die Studie zeigt, hat Nachhaltigkeit für 61 Prozent der Teilnehmenden eine „hohe”, für weitere 28 Prozent sogar eine „sehr hohe Relevanz”. Auf einer Skala von eins (nicht nachhaltig) bis zehn (sehr nachhaltig) bewerten die Heilberuflerinnen und Heilberufler ihre Praxen und Apotheken durchschnittlich mit 6,2. Die größten Treiber für mehr Nachhaltigkeit sind dabei die eigene Überzeugung oder die soziale Verantwortung gegenüber der nachfolgenden Generation.

„Um sich dem vielschichtigen Thema zu nähern, haben wir uns in der Ausgestaltung unserer Studie an dem geläufigen ESG-Modell orientiert, das auf den drei Säulen 'Environmental', 'Social' und 'Governance' basiert. Entsprechend geht es nicht nur um den sorgsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen, sondern auch um ökonomische und soziale Kriterien der Nachhaltigkeit”, erklärt Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der apoBank.


Fast alle abgefragten ökologischen Maßnahmen werden von mindestens der Hälfte der Niedergelassenen bereits berücksichtigt – allem voran das Entsorgungsmanagement, wie beispielsweise Mülltrennung, Recycling oder die Nutzung von Mehrwegprodukten. Fast ebenso wichtig sind aktuell ein ressourcenschonender Energieverbrauch, sei es durch Ökostrom oder energieeffiziente Geräte und der Digitalisierung im Sinne einer papierlosen Praxis oder Apotheke. Nach der eigenen Motivation befragt, nennt die Mehrheit neben intrinsischen Faktoren wie persönlicher Überzeugung und sozialer Verantwortung auch die Senkung der Betriebskosten.

Auf der anderen Seite gehören ein Mangel an nachhaltigen Alternativen sowie ein hoher Zeit- und Kostenaufwand zu den Kriterien, die eine nachhaltige Entwicklung eher ausbremsen. „Die Wirtschaftlichkeit der eigenen Praxis oder Apotheke müssen die Niedergelassenen stets im Auge behalten. Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit sind davon selbstverständlich nicht ausgenommen”, kommentiert Zehnich.

Befragte sehen Politik und Industrie in der Verantwortung

Mit 90 Prozent ist sich die große Mehrheit der Befragten darüber einig, dass Maßnahmen, die einen positiven Effekt auf Umwelt und Klima haben, gleichzeitig die Gesundheit verbessern und die Lebensqualität steigern. Um eine nachhaltigere Gesundheitsversorgung voranzutreiben sehen 88 Prozent die Politik in der Verantwortung. 75 Prozent fühlen sich jedoch auch selbst dafür zuständig, Patientinnen und Patienten zu einer nachhaltigen Lebensführung zu animieren.

„Alles in allem ist das Verantwortungsgefühl stark ausgeprägt. Einen deutlichen Handlungsbedarf manifestiert vor allem die Erkenntnis, dass mehr als die Hälfte der befragten Heilberuflerinnen und Heilberufler eine Zunahme der gesundheitlichen Auswirkungen wahrnimmt, die aus Klimaverschmutzung resultieren”, betont Zehnich.

Angaben der Heilberufler im Vergleich:

  • BeiHausärztinnen und Hausärztenhat Nachhaltigkeit laut Umfrage die höchste Relevanz: Mehr als ein Drittel gibt an, dass das Thema im persönlichen Umfeld einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. Jede/jeder Dritte sieht die eigene Praxis als sehr nachhaltig aufgestellt – der höchste Wert im Berufsgruppenvergleich.

  • 28 Prozent derFachärztinnen und Fachärztebescheinigen der Nachhaltigkeit einen sehr hohen Stellenwert. Genauso viele schätzen ihre Praxis als nachhaltig ein. Dabei achten sie vor allem auf eine Umstellung der analogen Praxisprozesse zu digitalen Anwendungen (80 Prozent), ein intelligentes Entsorgungsmanagement (78 Prozent) und einen ressourcenschonenden Energieverbrauch (76 Prozent).

  • Zahnärztinnen und Zahnärztesetzen beim Thema Nachhaltigkeit vor allem auf Maßnahmen in Sachen Entsorgungsmanagement (87 Prozent), Energieverbrauch (80 Prozent) und Digitalisierung (75 Prozent). Als größtes Hemmnis für mehr Nachhaltigkeit in der Praxis benennen sie einen Mangel an nachhaltigen Alternativen (63 Prozent). 21 Prozent stufen das Thema Nachhaltigkeit als persönlich sehr relevant ein, 27 Prozent sehen ihre Praxis in diesem Zusammenhang gut aufgestellt. 

  • 27 Prozent derApothekerinnen und Apothekerfinden das Thema Nachhaltigkeit persönlich sehr wichtig, aber nur 19 Prozent bezeichnen ihre Apotheke als nachhaltig. Ihnen fehlt es in erster Linie an alternativen Lösungen, doch auch hohe Kosten und wenig Unterstützung von öffentlicher Seite sind laut Befragung Herausforderungen auf dem Weg in die grüne Apotheke. Im Vergleich mit anderen Heilberufsgruppen gewichten sie stärker Mobilitätsaspekte, wie Fahrgemeinschaften und Bezuschussungen bei Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel.

Die Online-Befragung der apoBank wurde in Zusammenarbeit mit DocCheck Research im Juli/August 2021 durchgeführt. Insgesamt wurden 500 niedergelassene Heilberuflerinnen und Heilberufler befragt, davon jeweils 125 pro Berufsgruppe.

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