Erfolgsstory Freie Berufe

pr/pm
Für Regierung und Opposition ist die Geschichte der Freien Berufe in Deutschland eine Erfolgsgeschichte, wie eine Debatte am 7. Juni im Bundestag zeigte.

Das Gründungsgeschehen werde zunehmend durch sie geprägt, so der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Hans-Joachim Otto (FDP): “21 Prozent aller Gründungen erfolgen durch die Angehörigen der Freien Berufe". Er verwies auf die hohen Beschäftigtenzahlen - drei Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte - und die zahlreichen Ausbildungsplätze - 125.000. Damit leisteten die freien Berufe "einen unverzichtbaren Beitrag zur Ausbildung von Fachkräften, aber auch zur Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit".

Auseinandersetzung aus zahnärztlicher Sicht wichtig

BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel war über die Einschätzung erfreut: "Die Bundeszahnärztekammer begrüßt ausdrücklich, dass sich der Deutsche Bundestag gesondert mit den Freien Berufen und ihrer Bedeutung für die Gesellschaft derart intensiv auseinandersetzt. Dies erscheint aus zahnärztlicher Sicht umso wichtiger, da auf europäischer Ebene zeitgleich die Zukunft der Freien Berufe ganz maßgeblich geprägt wird. Hier erwarten wir uns eine starke und konkrete Unterstützung vonseiten der Bundesregierung."

Ein Ritterschlag

Auch  BFB-Präsident Dr. Rolf Koschorrek MdB sagte: "Ein klares Bekenntnis zu den Freien Berufen durch den Deutschen Bundestag ist ein "Ritterschlag“. Vor allem aber kommt die Debatte zur rechten Zeit: Denn das austarierte Gesamtsystem der Freiberuflichkeit wird von anderer, insbesondere europäischer Seite immer wieder hinterfragt. Umso wichtiger ist das von der Bundestagsdebatte ausgehende Signal, dass tragende Elemente wie die freiberufliche Selbstverwaltung, berufsrechtliche Regelungen, Qualitätssicherung und Unabhängigkeit unabdingbare Voraussetzungen sind, wenn es um freiberufliche Leistungen, um hohe Qualität und um Verbraucherschutz geht.“

Die Freien Berufe "stehen für Selbstständigkeit, für Eigenverantwortung und für Kreativität - alles Werte, die in unser Gesellschaft besonders gefragt, aber leider nicht allzu verbreitet sind", erklärte Otto weiter. Angesichts der Vielfalt der Berufe sollte man "fraktionsübergreifend ein Interesse daran haben, den Rahmen weiterhin für ein erfolgreiches Wirken zu erhalten", forderte er.

Keine homogene Gruppe

Auch Andrea Wicklein (SPD) wies auf die Bedeutung der Freiberufler hin, die zusammen mit ihren Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 370 Milliarden Euro erzielen und zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beisteuerten. Die Zahlen seien beeindruckend, "aber dennoch können wir uns nicht zurücklehnen".

Die Freien Berufe seien keine homogene Gruppe. Die Durchschnittseinkommen lägen zwischen 190.000 Euro für Notare und 15.000 Euro für freiberufliche Lehrer und Architekten. Es gebe Risiken bei der sozialen Absicherung. Sie verlangte Maßnahmen zur Verbreiterung der Fachkräftebasis. Potenziale gebe es nicht nur bei Jugendlichen, sondern auch bei Frauen, Migranten und Älteren.

"Ohne die Freien Berufe wäre unser Land ärmer", stellte Kai Wegner (CDU/CSU) fest. Er verwies auf die Leistungen der Koalition: Das 25-Prozent-Ziel beim Bürokratieabbau sei erreicht worden. Die Freiberufler könnten "endlich wieder ihrer Kernaufgabe nachkommen, nämlich in vielfältigster Weise die Vertrauensdienstleistung für die Menschen erbringen, und das ist sehr viel wichtiger als über Bürokratie zu brüten". Wegner warnte vor der Verwirklichung der rot-grünen Steuererhöhungspläne. Das "Erfolgsmodell dieser Freien Berufe" wäre damit gefährdet. 

Erhebliche Einkommensunterschiede

Sabine Leidig (Die Linke) wies auf die erheblichen Einkommensunterschiede der Freiberufler hin. Die größte Gruppe der Freiberufler arbeite im Bereich der freien Kulturberufe, was "unsere Gesellschaft klüger, reicher und lebenswerter macht". Leider befänden sich diese Berufe am unteren Ende der Einkünfteskala. Kerstin Andreae (Bündnis 90/Die Grünen) warf der Koalition vor, den Gründungszuschuss abgeschafft zu haben. Dieser Zuschuss sei vor allem für junge Leute eine Riesenchance gewesen, sagte die Grünen-Abgeordnete .

Weniger Azubis

Wie die Bundesregierung in ihrem vom Bundestag zur Kenntnis genommenen Bericht über die Lage der Freien Berufe mitteilt, hat die Zahl der selbstständigen Freiberufler in Deutschland mit 1,2 Millionen einen neuen Höchststand erreicht. Danach waren im Jahr 2000 erst 705.000 Personen als Selbstständige in Freien Berufen tätig. "Die Zahl der Selbstständigen in Freien Berufen hat damit inzwischen die Zahl der selbstständigen Betriebe im Handwerk überholt, die zum 31. Dezember 2011 bei 1.000.385 lag", schreibt die Regierung.

Rückläufig sei im Bereich der Freien Berufe allerdings die Zahl der Auszubildenden. Wurden im Jahr 2000 noch über 146.000 Auszubildende gezählt, so seien es am 31. Dezember 2011 noch knapp 112.000 gewesen.

Klares Bekenntnis

Mit Mehrheit von CDU/CSU und FDP angenommen wurde ein von ihnen eingebrachter Antrag zum Thema "Freie Berufe - Wachstumstreiber in der Sozialen Marktwirtschaft", in dem die Fraktionen ein klares Bekenntnis zur Bedeutung der Freien Berufe in der modernen Dienstleistungsgesellschaft ablegen.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.