KZBV-Vertreterversammlung in Düsseldorf

"Es gibt nur eine Zahnmedizin!"

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"Wir werden weiterhin erfolgreich sein, wenn wir geeint auftreten!" Ein Signal der Einigkeit sendeten die Kassenzahnärztliche Bundesversammlung (KZBV), die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) zum Auftakt der KZBV-Vertreterversammlung in Düsseldorf.

"Demografischer Wandel, Vergewerblichung des Gesundheitswesens, medizinischer Fortschritt, digitale Transformation, noch immer ungelöste Versorgungsfragen – das sind nur einige Schlagworte für die Aufgaben, vor denen wir stehen", betonte der KZBV-Vorsitzende Dr. Wolfgang Eßer zu Beginn der Hybrid-Veranstaltung.

"In dieser Situation, das ist meine zentrale These, werden wir dann weiterhin Erfolg haben, wenn wir auf allen Ebenen geeint und mit einer Stimme sprechen. Denn immer dann sind wir auch in der Vergangenheit von der Öffentlichkeit und der Politik ernstgenommen worden", hob Eßer in der folgenden Diskussionsrunde mit  BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz und DGZMK-Präsident Prof. Dr. Roland Frankenberger hervor.

Die Universität darf kein Elfenbeinturm sein

Dass die Wissenschaft diesen Kurs mitträgt, unterstrich Frankenberger ausdrücklich und führte als Beispiel die gemeinsame Arbeit an der Approbationsordnung an: "Die Universität darf kein Elfenbeinturm sein. Wir brauchen Partner."

"Wie sitzen alle in einem Boot und wenn es leckt, wird es gemeinsam mit uns untergehen, veranschaulichte Benz die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit über die Verbände hinweg. Gerade der Nachwuchs müsse auf den Wandel in der Zahnmedizin vorbereitet werden: "Die jungen Zahnärzte gehen heute in die Endo und in die Ästhetik, nicht aber in die Paro oder die Pflege, wo sie eigentlich gebraucht werden."

Ein Leben auf dem Beifahrersitz ist auf Dauer vielleicht nichts

Die "beste MVZ-Prophylaxe übehaupt" ist für Benz: "Die Landlust zu stärken!" Entscheidend sei für ihn, dass junge Leute etwas anderes kennenlernen als "Stadt". "Dabei merken sie vielleicht, dass ein Leben auf dem Beifahrersitz, und das ist ja der Platz des Angestellten, auf Dauer möglicherweise doch nichts ist." Erfahrungen, die Frankenberger teilt: "Mit der Famulatur haben die Universitäten ein neues Instrument, mit dem sie den Nachwuchs gezielt in Landpraxen bringen können. Viele sehen dann: 'Hoppla, das ist interessant.' Das ist eine echte Chance, um gegenzusteuern."

Ein weiteres wichtiges Thema in diesem Zusammenhang: I-MVZ. Dass die Politik die Investoren durch die Hintertür unterstützt, kritisierte Eßer scharf: "Am Ende des Tages sollen die freiberuflich tätigen Zahnärzte und Zahnärztinnen mit ihren kleinen Praxen die ländliche Versorgung übernehmen, während die Investoren die Bereiche abgreifen, wo das Geld sitzt. Wenn in diesen Strukturen, und dafür gibt es genug Beispiele, die jungen Zahnmediziner abends noch zum Rapport antreten und Angaben zu ihrem Umsatz machen müssen, unterminiert das natürlich die Freiberuflichkeit."

In ein leeres Buch kann man selber etwas reinschreiben

Die Ampel behandele die Gesundheit de facto nur am Rande, um das Amt des Gesundheitsministers werde nicht gerade gerungen, stellte Moderator Dr. Helge David, DZW, fest. Die Bürgerversicherung sei zwar vom Tisch, antwortete Eßer, Fakt sei aber auch, dass ein entsprechendes Positionspapier der Koalitionäre kein Wort enthalte zur Freiberuflichkeit, zur Selbstverwaltung oder zur fortschreitenden Kommerzialisierung der Versorgung durch iMVZ. "Ich habe es eigentlich fast lieber, wenn ein Buch leer ist, denn dann kann man selber noch viel reinschreiben", engegnete Benz. "Und dieser Koalitionsvertrag ist sehr leer. Von daher bin ich gar nicht so pessimistisch."

Freiberuflichkeit - für viele Politiker nur eine Worthülse

"Das Motto von FDP-Chef Christian Lindner ist für uns daher von besonderer Bedeutung", verdeutlichte Eßer: "Man soll uns endlich den Freiraum, den wir für unsere Leistungskraft benötigen, geben! Aktuell wird nur im Krisenfall nach uns gerufen, danach sind wir wieder die bösen Porschefahrer. Die Freiberuflichkeit ist für viele Politiker nur eine Worthülse."

Umso wichtiger sei daher, dass KZBV, BZÄK und DGZMK künftig an einem Strang ziehen, etwa bei der Entwicklung des neuen PAR-Präventionskonzepts. "Wir wollen die Ideen unserer drei Organisationen bündeln und somit alle Expertise zusammenführen", erläuterte Eßer abschließend. "Wie wir das Konzept in die Versorgung bringen, hängt davon ab, ob auch in einer SPD-geführten Regierung die Prävention von Erwachsenen eine Privatleistung bleibt. Fest steht: Das wird sehr spannend und genauso ein Burner wie die PAR-Richtlinie."

  • Angesprochen auf die Dauerbaustelle GOZ sagte Benz: "Wir sind immer wieder gegen dieselbe Schiebe geflogen, haben unsere Flügelchen geputzt und sind wieder dagegen gedonnert. Das geht so nicht weiter, wir müssen hier neue Wege gehen."

  • Zur "Frauen-Quotenfrage" sagte Eßer: "Mit der politischen Konstellation, die uns erwartet, denke ich, wenn wir unsere Gremien nicht mit Frauen besetzen, wird die Quote kommen. Ich halte die Förderung von Frauen für sehr sinnvoll. Wichtig ist, dass die Qualifikation von Frauen genauso gewährleistet sein muss wie die von Männern. Wenn wir die Qualifikation von Männern aber geschlechtsspezifisch als gegeben ansehen, dann sind wir plemplem!"

  • Zur Situation an den Hochschulen sagte Frankenberger: "Wenn wir keine strukturelle Gleichstellung mit der Medizin erzielen, werden wir immer benachteiligt sein. Dann geht es uns wie den Schulen, wo heute noch der Overhead-Projektor steht."

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