Corona-Expertenrat der Bundesregierung

Experten warnen vor Versorgungslücken für Long-COVID-Patienten

pr
Die wachsende Zahl von Long-COVID-Erkrankten könnte eine langfristige Belastung der Gesellschaft sowie der Gesundheits- und Sozialsysteme darstellen, warnt der Corona-Expertenrat. Und benennt nötige Maßnahmen.

In einer aktuellen Stellungnahme warnen die Experten auch vor Versorgungslücken. Einige Kliniken böten zwar inzwischen interdisziplinäre Long/Post-COVID-Ambulanzen oder Rehabilitationsprogramme an. Angesichts der steigenden Zahl an Patienten sei das derzeitige Versorgungsangebot jedoch bei Weitem nicht ausreichend.

Hinzu kommt nach Ansicht der Experten, dass die begrenzten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu einer ungenügenden Kommunikation zum Thema Long/Post-COVID führen – und damit zu Wissenslücken, Unkenntnis und Verunsicherung in der Bevölkerung. Ungenügende Aufklärung sowie mangelnde Schulung von Risikopersonen, Betroffenen und Versorgenden würden zudem ein hohes Risiko für schwere Erkrankungen, Fehlversorgung und Stigmatisierung bergen, heißt es in der Stellungnahme weiter.

Es braucht interdisziplinäre Versorgungsstrukturen

Das Gremium führt ein ganzes Bündel von Maßnahmen auf, die aus seiner Sicht dringend umgesetzt werden sollten: Dazu gehört die Etablierung flächendeckender, intersektoraler und interdisziplinärer Versorgungsstrukturen für Betroffene aller Altersgruppen (Versorgungsalgorithmen, Netzwerke aus geschulten niedergelassener Hausärzten sowie Kinder- und Jugendärzten, weiteren Fachärzten, Kompetenzzentren, Spezialambulanzen und Rehabilitationskliniken).

Weiterhin empfiehlt der Rat den Aufbau und die Refinanzierung ambulanter und stationärer Strukturen an Kliniken, um Fachexpertisen zu bündeln und eine Verbesserung des Behandlungsangebots für Betroffene herbeizuführen. Und er plädiert für eine enge Verzahnung ambulanter und klinischer Versorgungsstrukturen mit konsentierten Qualitätskriterien in der Behandlung von Long/Post-COVID-Betroffenen. Dazu sollten entsprechende medizinische Anlaufstellen zum Beispiel auf der Website des Robert Koch-Instituts, der Kassenärztlichen Vereinigungen und Ärztekammern transparent ausgewiesen werden.

Informations- und Impfkampagne sollen sensibilisieren und schützen

Für den Expertenrat gehört zu den nötigen Maßnahmen auch die Ausweitung der Förderung der klinischen und transnationalen Forschung, der Grundlagenforschung und Versorgungsforschung zu Post-COVID sowie deren Koordination, Harmonisierung und Vernetzung. Wichtig sei auch die Etablierung von Zentren für klinische Studien – unter anderem zur Prüfung von bereits zugelassenen und neuen Medikamenten sowie Behandlungsverfahren. Hinzu sollten Aufklärungs- und Informationskampagnen für alle Akteure im Gesundheitswesen und für sonstige versorgungsrelevante Berufsgruppen (etwa Lehrer und Juristen) erfolgen – und zwar in Form von Öffentlichkeitsarbeit sowie von Aus-, Fort- und Weiterbildungsprogrammen.

Die breite Bevölkerung soll durch professionelle Gesundheitskommunikation darüber aufgeklärt werden, was über die Beschwerden bekannt und noch unbekannt ist, wie man sich schützen kann und welche sonstigen Handlungsempfehlungen und Unterstützungsmöglichkeiten bestehen. Dies sollte durch eine für alle Bevölkerungsgruppen ansprechende und intensivierte Impfkampagne begleitet werden, fordern die Experten.

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