Expertenrat plädiert für verantwortungsvollen Umgang mit Öffnungen
Der Expertenrat geht davon aus, dass der Anstieg der Infektionszahlen in den nächsten Wochen enden, die Welle abflachen und die Zahl der Neuinfektionen mit der Omikron-Variante BA.1 sinken wird. Deshalb sprechen sie sich dafür auf, eine vorausschauende Öffnungsstrategie zu planen und zu kommunizieren.
„Ein Zurückfahren staatlicher Infektionsschutzmaßnahmen erscheint sinnvoll, sobald ein stabiler Abfall der Hospitalisierung und Intensivneuaufnahmen und -belegung zu verzeichnen ist”, betonen die Fachleute. Zugleich warnen sie davor, dass ein zu frühes Öffnen die Gefahr eines erneuten Anstieges der Krankheitslast birgt. Durch die Untervariante BA.2 sei mit einem ein Wiederanstieg der Omikron-Welle zu rechnen. Zudem müsse bei Öffnungsschritten berücksichtigt werden, dass sie vor allem für Ungeimpfte und ältere Menschen ein Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf darstellen.
Eine neue Phase der Pandemie
Deutschland befinde sich „in einer neuen Phase der Pandemie”. Verglichen mit vorangegangenen Infektionswellen zeige die Omikron-Welle höhere Inzidenzen, aber eine verminderte Krankheitslast. „Allerdings gibt es zahlreiche Unsicherheiten aufgrund einer nach wie vor weitaus zu großen Immunitätslücke in der Bevölkerung”, heißt es in dem Papier. Sie erfordere weiterhin ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Die Dauer dieser Phase sei nicht abschätzbar, da sie von zahlreichen Faktoren, wie der Impfquote und der Verbreitung neuer Virusvarianten abhängig sei. Die Experten gehen davon aus, dass spätestens im Herbst das Risiko erneuter Infektionswellen besteht.
Maskenpflicht soll bleiben
Der Expertenrat spricht sich weiterhin für eine Maskenpflicht aus: „Das Tragen der Masken bietet eine hohe Wirksamkeit bei geringer individueller Einschränkung. Die Möglichkeit zur Anwendung der Maskenpflicht, insbesondere in öffentlichen Räumen, sollte grundsätzlich beibehalten werden.”
Auch Selbstisolation bei entsprechenden Symptomen und anlassbezogenes Testen hält das Gremium in der aktuellen Phase für sehr wichtig. Er empfiehlt aufgrund der hohen wirtschaftlichen und ökologischen Belastung, in den kommenden Monaten die nationale Teststrategie anzupassen. Vor allem sollte geprüft werden, ob Tests nur noch bei symptomatischen Fällen vorgenommen werden.
Sieben-Tage-Inzidenz rückt in den Hintergrund
Nach Ansicht der Experten tritt die Sieben-Tage-Inzidenz bei der Omikron-Welle für die Bemessung der Infektionsschutzmaßnahmen in den Hintergrund. „Die altersabhängige Inzidenz ist zum Verständnis der Entwicklung und für die Vorhersagen jedoch nach wie vor sehr hilfreich, und bleibt auch im Jahresverlauf als Frühindikator wichtig.” In der aktuellen Phase sollten aber die Krankheitslast und die Belastung des Gesundheitswesens die Bemessungsgrundlage für Infektionsschutzmaßnahmen sein: Hospitalisierungsinzidenz, Intensivneuaufnahmen und -belegung sowie die altersaufgelöste stichprobenbasierte Überwachung.
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