Gemeinsame Stellungnahme

Fachgesellschaften empfehlen COVID-19-Impfung für Schwangere

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Gesellschaft
Entgegen der aktuellen STIKO-Empfehlung raten mehrere Fachgesellschaften schwangeren Frauen zur Wintersaison zu einer Auffrischungsimpfung mit einem Omikron-adaptierten angepassten Impfstoff.

Die aktuelle Stellungnahme der Ständigen Impfkommission (STIKO) vom Februar 2023 empfiehlt eine zweite Auffrischimpfung für schwangere Frauen mit einer Grunderkrankung und höherem Risiko wie Adipositas oder Diabetes mellitus sowie Gestationsdiabetes.

Dies geht verschiedenen Experten nicht weit genug: Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) hat in Zusammenarbeit mit weiteren Fachgesellschaften nun eine Stellungnahme veröffentlicht, die allen schwangeren Frauen und Frauen mit Planung oder dem Wunsch einer Schwangerschaft eine Auffrischungsimpfung mit einem Omikron-adaptierten angepassten Impfstoff zur Wintersaison empfiehlt.

Die zwischenzeitlich im Verlauf der Pandemie – durch Impfung und/oder Infektion – erworbene Immunkompetenz in der Bevölkerung trage dazu bei, dass das individuelle Risiko einer Infektion und eines schweren Verlaufs der Erkrankung aktuell „eher gering“ ist. Dennoch sei die Beurteilung des Risikos für schwangere und stillende Frauen durch eine unzureichende Datenlage erschwert.

Unklare Datenlage für Schwangere und Stillende

"Für Deutschland kann in Bezug auf schwangere Frauen auf Daten aus dem CRONOS-Register zurückgegriffen werden, in dem Daten zu mehr als 8.000 Betroffenen bis Mitte 2022 gesammelt wurden“, heißt es in der Stellungnahme.

Die CRONOS-Registerstudie

CRONOS ist eine Studie zur Bewertung der Auswirkung einer Infektion in der Schwangerschaft mit dem SARS-CoV-2 Erreger auf die mütterliche und kindliche Gesundheit. In der Pandemie von März 2020 bis Dezember 2022 nahmen daran insgesamt 8.782 Frauen an CRONOS teil. Zudem wurden die Daten zu mehr als 1.200 in der Schwangerschaft geimpften Frauen im gleichen Zeitraum erhoben.

Die DGPM bemüht sich um weitere Auswertungen aus dem Register zu spezifischen Fragen wie, ob die Infektion auch zu Komplikationen in der Schwangerschaft führt, wie ein Bluthochdruck in der Schwangerschaft oder ein erniedrigtes Geburtsgewicht. Diese Forschungsfragen sind aktuell noch unzureichend beantwortet.

Auch das Management in der Pandemie und geburtshilfiche oder therapeutische Maßnahmen, die bei betroffenen Frauen zur Anwendung kamen, sollen rückblickend auf ihren Erfolg eingeschätzt werden, wie die Gabe von Kortikoiden oder Heparin. Zudem laufen Untersuchungen zur Auswirkung der Pandemie auf das Erleben der Frau und Folgeauswirkungen einer Infektion auf Mutter und Kind nach der Schwangerschaft. Alle diese Untersuchungen sollen dazu dienen, auf künftige ähnliche Pandemien besser vorbereitet zu sein, um eine individuelle und maßvolle Betreuung zu gewährleisten.

Diese Daten belegen ein „höheres Risiko für ungünstige Ereignisse und Krankenhaus Behandlung bei Infektion mit dem Virus in der Schwangerschaft“, betonen die Autorinnen und Autoren.

Der Schutz durch eine Impfung war zudem auch noch bei der weniger aggressiven SARS-CoV-2-Virusvariante Omikron nachweisbar: „Geimpfte Frauen haben ein niedrigeres Risiko für eine stationäre Aufnahme und Behandlung wegen COVID-19 als ungeimpfte Frauen“, heißt es in der Stellungnahme.

Und weiter: „Auch wenn die Omikron-Virusvariante vergleichsweise mildere Krankheitsverläufe verursacht, sind die tatsächliche Auswirkung einer Infektion mit aktuell zirkulierenden Virusvarianten mangels systematischer Analysen nicht sicher einzuschätzen.“

Pandemie vorbei?

In der Warnehmung der Bevölkerung scheint die SARS-CoV-2-Pandemie vorbei, aktuell steigt die 7-Tage-Inzidenz jedoch wieder deutlich und erreichte Ende September 10 Fälle pro 100.000 Einwohner. Experten gehen davon aus, dass die tatsächliche Inzidenz deutlich höher liegt, als dies die erkannten und gemeldeten Fälle nahelegen. Zudem kann in den Wintermonaten mit steigenden Infektionszahlen gerechnet werden.

Tagesaktuelle Auskünfte über das Infektionsgeschehen liefert der Corona-Pandemieradar.

Zusätzlich beziehen sich die Expertinnen und Experten auf eine neue US-amerikanische Auswertung des Center of Disease Control (CDC) von März 2022 bis Mai 2023, die belegt, „dass Kinder von Frauen, die in der Schwangerschaft geimpft wurden, bis zum Alter von 6 Monaten nach der Geburt weniger häufig wegen COVID-19 stationär aufgenommen werden mussten".

Aus diesen Gründen sei eine Auffrischungsimpfung für alle schwangeren Frauen sinnvoll. Die Empfehlung steht laut DGGG in Analogie zur Influenza- und Pertussis-Impfung.

Prof. Dr. med. Ulrich Pecks (Würzburg): Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für Geburtshilfe und Pränatalmedizin in der DGGG e.V. (AGG) in der DGPM, der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin e.V. (DGPM) sowie der Deutschen Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin e.V. (DGPGM) zur Auffrischungsimpfung gegen COVID-19 veröffentlicht, Oktober 2023. Die Stellungnahme finden Sie hier.

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