Sachverständigenrat urteilt

Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ist großteils hausgemacht

pr
Eine regionale Fehlverteilung bei Fachkräften im Gesundheitswesen und eine „erschreckend beschränkte Nutzung digitaler Technologien“ moniert der Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege. Er fordert mehr Mut bei Reformen.

Um Fachkräfte gezielte einsetzen zu können, seien eine mutige Krankenhausreform und eine wirksame Digitalisierung notwendig, erklärte er im Nachgang zu seiner Sitzung letzte Woche. Zwei aktuelle Reformvorhaben seien wichtig, um die Überlastung und Fehlnutzung von Fachkräften abzubauen: die Krankenhausreform und die Gesetzesentwürfe zur Nutzung von Gesundheitsdaten – das Digital-Gesetz (DigiG) und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG).

Seit Jahren werde ein Fachkräftemangel im Gesundheitswesen beklagt, betont das Gremium. Es sei oft zu hören, dass Deutschland zu wenig Ärztinnen und Ärzte, zu wenig Pflegefachpersonen und andere Fachkräfte habe. Dabei bewegten sich die deutschen Kennzahlen bei vielen Heilberufen im internationalen Vergleich pro Einwohner im oberen Mittelfeld. Jedoch trügen regionale Fehlverteilung und ein nicht bedarfsgerechter Einsatz vorhandener Fachkräfte sowie eine „erschreckend beschränkte Nutzung digitaler Technologien“ deutlich zu den beklagten Engpässen bei.

„Wenn diese beiden Vorhaben jetzt wieder bis zur Wirkungslosigkeit geschreddert werden, ...“

So zeigten die Analysen des Sachverständigenrats, dass das Problem des Fachkräftemangels nicht isoliert von anderen Handlungsbedarfen im Gesundheitswesen angegangen werden sollte. Gefordert sei ein umfassendes Maßnahmenbündel. Dazu gehöre eine „echte Restrukturierung der Krankenhauslandschaft“ und „ehrgeizige Maßnahmen zur Digitalisierung der Gesundheitsversorgung.“

„Wenn diese beiden Vorhaben jetzt wieder bis zur Wirkungslosigkeit geschreddert werden, werden sowohl die Fachkräfte als auch die Patientinnen und Patienten darunter leiden,“ prognostizierte der SVR-Vorsitzende Prof. Michael Halle. Er kündigte ein Gutachten zur Fachkräftesituation im Gesundheitswesen durch den Sachverständigenrat an.

Das Gremium wies darauf hin, dass die Sachverständigenräte für Wirtschaft und Gesundheit bereits 2018 in einer gemeinsamen Stellungnahme Strukturreformen in der Krankenhauslandschaft gefordert hatten „Es ist traurig, dass so gut wie alle unsere Empfehlungen fünf Jahre später immer noch aktuell sind.Wie in anderen Bereichen tritt Deutschland auch im Gesundheitswesen auf derStelle. Das mindert letztlich die Qualität und Verfügbarkeit vonGesundheitsversorgung und Pflege.“

„Es ist traurig,dass so gut wie alle unsere Empfehlungen fünf Jahre später immer noch aktuell sind!“

Neben der Krankenhausreform könne aus Sicht des SVR eine „wirksame Digitalisierung“ dazu beitragen, dass die vorhandenen Fachkräfte des Gesundheitswesens die Menschen besser und effizienter versorgen. So würde durch eine umfassende elektronische Patientenakte (ePA) das aufwendige Zusammensuchen der patientenspezifischen Gesundheitsdaten wie Medikation, Impfungen, Allergien, Vorerkrankungen, Labor- und Bildbefunden wegfallen. Wenn ein Patient eine Ärztin oder einen Arzt aufsucht, wären über eine vollständige ePA alle versorgungsrelevanten Daten leicht einsehbar.

Die EU-Datenschutz-Grundverordnung biete zudem gute Möglichkeiten, die tatsächliche Sicherheit von Gesundheitsdaten zu erhöhen und sie zugleich verantwortlicher Nutzung durch die behandelnden Fachkräfte und durch Forschende zum besseren Schutz von Leben und Gesundheit zugänglich zu machen, so der SVR.

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