Übersichtsarbeit zur Prothesenstomatitis

Gebissreinigung wirkt gegen Prothesenstomatitis

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Zahnmedizin
Eine interdisziplinäre klinische Übersichtsarbeit aus Irland beleuchtet Ursachen, Behandlung und mögliche Zusammenhänge der Prothesenstomatitis mit Aspirationspneumonien.

Die Erkrankung zeigt sich überwiegend in Form einer erythematösen Läsion im Auflagebereich von Prothese – am häufigsten am harten Gaumen. Der Literatur zufolge sind 20 bis 80 Prozent aller Prothesenträger weltweit von einer Stomatitis davon betroffen, die meisten haben wenige bis keine Symptome [McReynolds et al., 2023]. Die Ätiologie gilt als multifaktoriell.

Krankheitsauslösend sind laut der Studie vor allem das ununterbrochene (auch nächtliche) Tragen der Prothese, eine insuffiziente Mund- und Prothesenhygiene sowie ein schlechter Prothesensitz. Raucher, ältere Menschen sowie Träger von in die Jahre gekommenen Prothesen seien tendenziell häufiger betroffen. In der Folge kommt es „zur Entstehung fortgeschrittener Candida-haltiger polymikrobieller Biofilme in unmittelbarer Nähe der Schleimhautgewebe des Wirts". [McReynolds et al., 2023].

Im Biofilm von Prothesen sind oft Atemwegserreger

Die meisten Prothesen werden aus Polymethylmethacrylat (PMMA) hergestellt. Die materialbedingte Oberflächenrauigkeit bieten den Forschenden zufolge ideale Voraussetzungen für eine Biofilmbildung. Vor allem reife Biofilme seien problematisch, die sich nur noch durch mechanische Reinigung entfernen lassen. Der Biofilm einer Prothese unterscheide sich zum oralen insbesondere durch das häufigere Auftreten von Candida und Atemwegserregern.

"Gerade Candida-Spezies haben eine elektrostatische Affinität zu mit Speichelpellikeln beschichteten PMMA-Oberflächen. Und aufgrund der vielseitigen, pathognomonischen dimorphen Fähigkeit einiger Spezies, von einer Hefeform zu einer filamentösen Form mit hyphalen Anheftungsmechanismen überzugehen, können bestimmte Candida-Spezies wie C. albicans […] insbesondere an rauen PMMA-Oberflächen haften.“ [McReynolds et al., 2023].

Zu den häufiger anzufindenden Atemwegserregern zählen die Autoren Staphylococcus aureus, Streptococcus pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa. Das vermehrte Auftreten solcher Erreger könne insbesondere bei multimorbiden Patienten das Risiko für eine Aspirationspneumonie erhöhen. Aber auch andere (orale) Erkrankungen bringen die Forschenden in Zusammenhang mit Prothesenstomatitis. Dazu zählen sie Karies, Parodontitis, mediane rhomboide Glossitis sowie anguläre Cheilitis.

Ohne Verhaltensänderung kaum Besserung

Eine wirksame und nachhaltige Maßnahme gegen Stomatitis ist vor allem die regelmäßige Reinigung der Prothese. Zuerst sollte eine mechanische Säuberung mit nicht abrasiven Substanzen erfolgen, danach die Desinfektion. Tauchlösungen mit Natriumhypochlorid seien zwar sehr effektiv, aber können die Prothese bei falscher Anwendung schädigen. Die Patienten sollten darauf hingewiesen werden, die Prothese nicht Temperaturen über 60 Grad auszusetzen.

Darüber hinaus sollte man erklären, dass der Zahnersatz bei Entnahme nur in Flüssigkeit zu lagern ist, um einer Verformung vorzubeugen. Mindestens einmal jährlich müsse die Prothese professionell gereinigt und auf korrekten Sitz überprüft werden. Wichtig sei auch die Patienten aufzuklären, dass die Prothese nicht ununterbrochen getragen werden sollte. Medikamentösen, antimykotischen Präparaten schreiben die Forschenden allenfalls einen kurzfristigen Nutzen zu.

McReynolds DE, Moorthy A, Moneley JO, Jabra-Rizk MA, Sultan AS. Denture stomatitis-An interdisciplinary clinical review. J Prosthodont. 2023 Mar 29. doi: 10.1111/jopr.13687. Epub ahead of print. PMID: 36988151.

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