Studie untersucht Berufschancen

Geflüchtete mit medizinischem Hintergrund haben es bei der Jobsuche leichter

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Geflüchteten aus medizinischen Berufen fällt es in Deutschland leichter als anderen, eine ihrer Qualifikation entsprechende Stelle zu finden. Das geht aus einem Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor.

Erstmals hat das DIW Daten der Geflüchtetenbefragung und der Beschäftigungsstatistik ausgewertet, um den Einfluss der lokalen Arbeitsmärkte auf die Erwerbstätigkeit und der berufliche Übereinstimmung zu bestimmen. Aus der Studie geht hervor, dass von den Geflüchteten, die zwischen 2013 und 2016 nach Deutschland kamen, zwischen 56 und 63 Prozent in ihrem Herkunftsland erwerbstätig waren. Bei ihnen stieg die Erwerbsquote von 21 Prozent im Jahr 2017 auf 44 Prozent im Jahr 2019.12

In der Vergleichsgruppe der Geflüchteten ohne Erwerbstätigkeit im Herkunftsland steigt zwar ebenfalls die Quote, allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau von elf Prozent 2017 auf 27 Prozent im Jahr 2019. Dies spricht laut den Studienautoren dafür, dass eine vorherige Beschäftigung und die damit bereits vorliegende Arbeitsmarkterfahrung die Aufnahme einer Beschäftigung in Deutschland erleichtert.

Im Unterschied zu den steigenden Erwerbsquoten zeigt sich jedoch, dass der Anteil derjenigen, die in ihre vorherige Berufsgruppe zurückkehren konnten, nicht in demselben Maße zugenommen hat wie die Beschäftigungsquote insgesamt. Tatsächlich war dieser Anteil sogar leicht rückläufig, obwohl die Erwerbstätigkeit der Geflüchteten zunahm. Im Jahr 2017 gelang es noch 14 Prozent der erwerbstätigen Geflüchteten, ihren vorherigen Beruf wieder aufzunehmen, während der Anteil 2019 auf elf Prozent gesunken ist. Die Ergebnisse deuten laut DIW darauf hin, dass eine längere Aufenthaltsdauer in Deutschland zwar die Wahrscheinlichkeit erhöht, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, aber nicht die Wahrscheinlichkeit, im vorherigen Beruf zu arbeiten.

Geflüchtete aus medizinischen Berufen finden auch in Deutschland einen derartigen Job

Betrachtet man nun die zehn häufigsten Berufsgruppen, in denen Geflüchtete mit vorheriger Berufserfahrung in Deutschland beschäftigt sind, fällt auf, dass eine Reihe von Berufsgruppen in Deutschland besonders stark besetzt sind, die in der Liste der zehn häufigsten Berufsgruppen in den Herkunftsländern gar nicht auftauchen. Während beispielsweise 14 Prozent der Geflüchteten in ihren Herkunftsländern im Verkauf tätig waren, arbeitet kaum einer von ihnen (gerade einmal ein Prozent) auch in Deutschland im Verkauf. Geflüchtete arbeiten fachfremd vor allem in der Logistik, Gastronomie und in Reinigungsberufen.

Mit überdurchschnittlichen Übereinstimmungsquoten fallen dagegen die technischen, handwerklichen und medizinischen Berufe auf. So arbeiten Geflüchtete, die im Herkunftsland in (Innen-)Ausbauberufen oder Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufen tätig waren, in mindestens einem Fünftel der Fälle in ihrem vorherigen Beruf. Und jede dritte geflüchtete Person, die in Deutschland eine Tätigkeit in einem Gesundheits- oder Pflegeberuf ausübt, ist in demselben Beruf beschäftigt wie vor der Flucht (Nichtmedizinische Gesundheit, Körperpflege, Medizintechnik: 35 Prozent; Medizinische Gesundheitsberufe: 27 Prozent).

Arbeiten mehr Ausländer in den Zielberufen der Geflüchteten, haben sie bessere Chancen

Aus der Studie geht außerdem hervor, dass Geflüchtete in Deutschland ihren im Herkunftsland ausgeübten Beruf wiedererlangen, deutlich von der regionalen Arbeitslosenquote beeinflusst wird: Eine um ein Prozentpunkt niedrigere regionale Arbeitslosigkeit geht mit einer durchschnittlich sechs Prozent höheren Wahrscheinlichkeit einher, dass Geflüchtete ihren vorherigen Beruf wiedererlangen.

Ein weiterer statistischer Zusammenhang: Geflüchtete mit Zielberufen, die in ihren Regionen einen höheren Ausländeranteil aufweisen, haben bessere Chancen wieder in ihrem vorherigen Beruf zu arbeiten. Ein um ein Prozentpunkt höherer Ausländeranteil innerhalb der spezifischen Zielberufe zwischen Kreisen und kreisfreien Städten geht demnach mit einer um fünf Prozent höheren Wahrscheinlichkeit für eine berufliche Übereinstimmung einher. Dies deutet laut den Studienautoren daraufhin, dass Geflüchtete davon profitieren, wenn Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bereits Erfahrung mit der Einstellung von Personen mit ausländischen Abschlüssen und insbesondere ausländischer Berufserfahrung gesammelt haben.

Königsteiner Schlüssel schränkt die Beschäftigungschancen für Geflüchtete ein

Die Analysen zeigen einen Einfluss der regionalen Arbeitslosigkeitsquote auf die generelle Beschäftigungswahrscheinlichkeit und die Wahrscheinlichkeit, den vor der Flucht ausgeübten Beruf wiederzuerlangen. Die Nachfrage in Form von offenen Stellen hingegen zeigt keinen regionalen Effekt.

„Geflüchtete mit Berufserfahrung in Berufen mit einer deutschlandweit hohen Nachfrage sollten daher gezielt nach den Erfordernissen des Arbeitsmarkts und nicht nach der allgemeinen lokalen Aufnahmefähigkeit verteilt werden“, schlussfolgern die Studienautoren. Derzeit wird die regionale Verteilung in Deutschland über den sogenannten Königsteiner Schlüssel geregelt. Über diesen Verteilungsschlüssel werden Geflüchtete zunächst auf Bundesländer verteilt, in denen die Geflüchteten wiederum häufig nach Einwohnerzahlen auf die Kreise und kreisfreien Städte verteilt werden. Nach der regionalen Zuweisung müssen die Geflüchteten auch nach dem Anerkennen des Asyls üblicherweise an dem Ort bleiben (Wohnsitzauflage). Geflüchtete mit einer Wohnsitzauflage können nur umziehen, wenn sie einen Job in einer anderen Region gefunden haben. Ein Umzug in eine Region mit besseren Erwerbsaussichten ohne Jobzusage ist nicht vorgesehen. „Diese Bindung an den zugewiesenen Arbeitsmarkt schränkt die Beschäftigungschancen für Geflüchtete ein“, schreiben die Studienautoren abschließend.

Und weiter: „Die Ergebnisse legen nahe, dass eine gezieltere Verteilung von Geflüchteten unter Berücksichtigung der Aufnahmefähigkeit lokaler Arbeitsmärkte nicht nur einen positiven Einfluss auf die Integration in den Arbeitsmarkt, sondern auch einen positiven Einfluss auf die Fortführung ihrer früheren Beschäftigungen haben dürfte. Geflüchtete mit Berufserfahrung sollten nicht nach dem Königsteiner Schlüssel verteilt werden, da er die Aufnahmefähigkeit lokaler Arbeitsmärkte nicht berücksichtigt.“

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