Gesund im Mund – bei Handicap und Pflegebedarf
In Deutschland leben nach Angaben des Statistischen Bundesamts 7,8 Millionen Menschen mit Schwerbehinderung. Die Zahl der Pflegebedürftigen belief sich Ende 2015 auf rund 2,9 Millionen.
Prof. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), erklärt dazu: "Es ist viel zu häufig zu beobachten, dass ein Pflegegrad oder ein körperliches Handicap in Deutschland gleichbedeutend mit einer schlechten Mundgesundheit sind. Werden Patienten, die vormals einen recht guten Mundgesundheitsstatus hatten, pflegebedürftig, gibt es einen regelrechten Einbruch. Auch sind zahlreiche Regelungen der ambulanten Betreuung nicht auf die spezifischen Belange von Menschen mit Behinderungen ausgerichtet."
Vor allem das Risiko für Karies, Parodontal- und Mundschleimhauterkrankungen sei bei Menschen mit Behinderung und Pflegebedürftigen deutlich erhöht. Das wirke sich negativ auf die Gesamtgesundheit aus. Zudem schränkten Schmerzen, Mundtrockenheit oder nicht mehr alles essen zu können die Lebensqualität deutlich ein.
"Mit den neu eingeführten Präventionsleistungen sind die notwendigen Grundlagen für die Verbesserung der Versorgung aller pflegebedürftigen Menschen und vieler Menschen mit Behinderungen geschaffen worden", betont Dr. Michael Kleinebrinker, Referatsleiter beim GKV-Spitzenverband.
"Wir hoffen, dass diese Leistungen von möglichst vielen Menschen angenommen werden. Insgesamt können bis zu vier Millionen Versicherte davon profitieren, da nicht jeder Mensch mit Behinderung und Pflegebedarf Unterstützung bei der Mundgesundheit benötigt."
Hilfe für die Helfer
Wie kann man im Alltag die Mundgesundheit von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung stärken? Vor dieser Frage stehen vor allem Angehörige und Pflegepersonal. Auch ihnen soll der Tag der Zahngesundheit 2018 praktische Tipps an die Hand geben.
"Die Mundgesundheit von Menschen mit Behinderung und Pflegebedarf hängt insbesondere von einer sorgfältigen Mundhygiene ab. Dafür benötigen die betroffenen Personen sowie deren Angehörige und Pflegekräfte Zeit, die richtige Technik und die richtige Ausrüstung", sagt Dr. Christian Rath, Geschäftsführer des Vereins für Zahnhygiene.
"Zum Tag der Zahngesundheit am 25. September 2018 möchten der Verein für Zahnhygiene und die Deutsche Gesellschaft für Alterszahnmedizin Pflegeeinrichtungen und Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung daher mit insgesamt 25.900 Zahnpflege-Startersets unterstützen. Einrichtungen für Senioren und Menschen mit Behinderung, Sanatorien, ambulante Pflegedienste und ähnliche öffentlich-rechtliche oder gemeinnützige Einrichtungen können sich deutschlandweit beim Verein für Zahnhygiene melden und erhalten – so lange der Vorrat reicht – für jeden Bewohner und jede Bewohnerin ein Mundhygiene-Starterset gratis zugesandt."
Für einen gemeinschaftlichen Einsatz zur Verbesserung der Mundgesundheit von Menschen mit Behinderung plädiert Dr. Imke Kaschke, diesjährige Expertin für den Bereich Behinderung und zweite Vorsitzende der AG Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung oder besonderem medizinischen Unterstützungsbedarf : "In Deutschland müssen alle gemeinsam daran arbeiten, Barrieren jeglicher Art abzubauen und zu verstehen, dass Behinderung vor allem durch Barrieren in der Gesellschaft entsteht. Es geht dabei nicht etwa nur um rollstuhlgerechte Zugänge, sondern vor allem um barrierefreies Denken. Deshalb ist es wichtig, auch die besonderen (zahn-)medizinischen Bedarfe gerade dieser Patientengruppe stärker in den Blickpunkt der öffentlichen Wahrnehmung zu stellen und das Verantwortungsbewusstsein aller Beteiligten dafür zu schärfen."
Auch Prof. Dr. Ina Nitschke, diesjährige Expertin für Patienten mit Pflegebedarf und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnmedizin , wünscht sich, dass vom Aktionstag eine Signalwirkung ausgeht: "Der Tag der Zahngesundheit 2018 ist als Meilenstein einer Entwicklung zu sehen, die uns bereits lange begleitet. Es ist ein wichtiges Signal, dass die Bevölkerung auf die Veränderungen in der zahnmedizinischen Versorgung bei Pflegebedürftigkeit aufmerksam gemacht wird. Gleichzeitig sollen Pflegebedürftige erfahren, dass uns ihre Mundgesundheit am Herzen liegt."
Weitere Informationen und viele Tipps für Menschen mit Behinderung und Pflegebedürftige sowie deren Angehörige oder Pflegepersonalfinden Sie auf Twitter.Übrigens:
Wenn Sie als niedergelassener Zahnarzt eine Aktion zum Tag der Zahngesundheit geplant haben, können Sie sie online eintragen.Füllen Sie einfach das Formular aus. Das bietet zwei Vorteile: Interessierte können sich leichter unter den vielen Möglichkeiten orientieren und Sie als Veranstalter erhalten eine größere Wahrnehmung.