Künstliche Intelligenz in der Patientenversorgung

Gesundheitsfachkräfte offen für KI-Support

Susanne Theisen
Gesellschaft
Gesundheitsfachkräfte fehlen an allen Ecken und Enden. Könnte Künstliche Intelligenz das Personal mit spezifischen Anwendungen unterstützen? Es ist jedenfalls offen dafür, wie eine Umfrage zeigt.

Präzisere medizinische Diagnosen auf Basis großer Datensätze, individualisierte Behandlungsmethoden und effizientere administrative Prozesse – das seien drei Chancen, die die Fachkräfte im Zusammenhang mit dem stärkeren Einsatz von KI-Anwendungen besonders hervorheben würden, heißt es in dem Papier.

Ausgangspunkt für das Whitepaper „KI für Gesundheitsfachkräfte. Chancen und Herausforderungen von medizinischen und pflegerischen KI-Anwendungen“ waren eine qualitative Befragung von rund 50 Fachkräften aus dem medizinischen und pflegerischen Bereich sowie ein Runder Tisch zum Thema, den die Plattform Lernende Systeme im März 2022 veranstaltet hat.

Das Whitepaper geht auch auf die Bedingungen ein, die aus Sicht der Fachkräfte erfüllt werden müssen, um die Potenziale von KI-Anwendungen in ihrem Arbeitsalltag bestmöglich zu nutzen:

  • So ist es laut der Befragten zwingend erforderlich, dass Pflege- und Gesundheitsfachkräfte in die Entwicklung von KI-Anwendungen intensiv miteinbezogen werden. Das lasse sich durch einen engen Austausch zwischen Gesundheitspersonal und IT-Fachleuten erreichen, sowohl in der Entwicklungs- als auch der Erprobungsphase von KI-Systemen.

  • Die KI-Kompetenzen der Beschäftigten müssten ausgebaut werden. So mangelt es für die Befragten zurzeit an ausreichend Aus- und Fortbildungen für KI-Pflegeanwendungen. Zudem betonen sie, dass KI-Systeme leicht bedienbar sein müssen, damit die Empfehlungen prinzipiell nachvollziehbar und den durchschnittlich informierten und auch weniger technikaffinen Nutzerinnen und Nutzern erklärbar sind.

  • Gesundheitsfachkräfte müssten lernen, Gesundheitsdaten in KI-Systemen kritisch zu validieren. Unter anderem aus diesem Grund: Studien zur klinischen Entscheidungsunterstützung durch KI-Syteme belegen, dass Ärztinnen und Ärzte dazu tendieren, den Ratschlägen des KI-basierten diagnostischen Modells zu folgen, wenn es eine höhere Genauigkeit aufweist als ihre eigene Fachkompetenz.

  • Bei Behandlungsentscheidungen müssten Fachkräfte ihre Erfahrungen einbringen können und diese müssen von datenbasierten Systemen auch berücksichtigt werden.

Von gut funktionierenden KI-Anwendungen erwarten die in Medizin und Pflege tätigen Befragten „eine emotionale Unterstützung wie auch ethische Absicherung“, schreiben die AutorInnen des Whitepapers. „KI könnte in Zukunft dabei unterstützen, potenzielle Stressoren, wie die Verantwortlichkeit bei Entscheidungsfindungen, abzumindern. So ermöglichen es KI-Anwendungen den Gesundheitsfachkräften, Entscheidungen zu medizinischen und pflegerischen Maßnahmen weiter abzusichern.“

Die Plattform „Lernende Systeme“ ist ein deutschlandweites ExpertInnen-Netzwerk für Künstliche Intelligenz. Sie wurde 2017 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften e.V. (acatech) gegründet. Das Whitepaper wurde von der Arbeitsgruppe Gesundheit, Medizintechnik, Pflege sowie der Arbeitsgruppe Geschäftsmodellinnovationen der Plattform verfasst.

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