Grippeimpfung: Ärzte kritisieren höhere Honorierung der Apotheker
Der Apothekerverband Nordrhein und die AOK Rheinland/Hamburg haben ein Modellprojekt vereinbart, wonach erstmals in Deutschland Apotheker Patienten gegen Grippe impfen können. Für das Impfen sollen sie 12,61 Euro erhalten, zusätzlich werde ihnen der Impfstoff erstattet. Im Vergleich dazu bekommen Ärzte dafür bisher je nach Bundesland zwischen 7,47 Euro (Sachsen-Anhalt) und 9,43 Euro (Hessen), monieren die Ärzteverbände.
Die Politik soll die Honorare auch für die Ärzte anheben
BVKJ und BDI wollen diese unterschiedliche Honorierung nicht hinnehmen und fordern die Politik auf, schnellstmöglich die Honorare für die Grippeimpfung auch für die Ärzte anzuheben.
„Eine Grippeimpfung dauert einschließlich Vor-und Nachbereitung durchschnittlich zwölf Minuten", führte BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach aus: "Legt man einen Euro pro Minute als Honorar fest, ergibt sich ein Honorar für die Grippeimpfung von 12 Euro. Dieses Geld muss die Personalkosten und sonstigen Betriebskosten decken."
"Wir sind keine Schmalspur-Impfer!"
Dass die Apotheker mit 12,61 Euro ihre Kosten decken können, die Ärzte dagegen nur rund zwei Drittel dieses Betrags und in vielen Bundesländern sogar noch weniger erhalten, dafür aber weitaus höhere Kosten als die Apotheker hätten, hält er für "einen Skandal".
"Wir betreiben das ganze Jahr über mit hohem Zeitaufwand Impfaufklärung und werben für das Impfen" betonte Fischbach. "Wir sind Experten für das Impfen und keine Schmalspur-Impfer, wir bilden uns und unsere Mitarbeiterinnen kontinuierlich fort, unsere Praxen sind auf die besonderen Bedürfnisse derImpflinge eingerichtet. All dies muss honoriert werden. Stattdessen fließt das Geld nun in die Apotheken.“
Für das Impfen seien die Ärzte zuständig
BDI-Präsidentin Christine Neumann-Grutzeck sieht in der unterschiedlichen Honorierung ein strategisches Ziel der AOK: „Impfen gehört zur Prävention und damit zur Heilkunde. Dafür sind wir Ärzte zuständig. Eine mehrstündige Schulung zu Impfungen, in der im Hauruckverfahren über allergische Reaktionen und andere Impf-Risiken aufgeklärt wird, ersetzt kein mehrjähriges Medizinstudium."
Der BDI lehne die Grippeimpfung in der Apotheke daher ab: "Natürlich besteht –gerade in Pandemiezeiten –die Notwendigkeit, möglichst viele Menschen gegen die Grippe zu impfen." Die Kapazitäten in den Arztpraxen seien dafür auch vorhanden. Die unterschiedliche Honorierung ein- und derselben Leistung sei jedoch in keiner Weise gerechtfertigt.