Gröhe: "Jetzt kommt Schwung in die Digitalisierung"
Im Rahmen des Digital-Gipfels der Bundesregierung am 12. und 13. Juni in Berlin kündigten Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und die Bundesministerin für Bildung und Forschung Johanna Wanka (beide CDU) Maßnahmen an, um den Ausbau der Digitalisierung im Gesundheitswesen zu forcieren. Im Vordergrund steht dabei die Gründung einer „Dialog-Plattform Digitale Gesundheit“. Mit Partnern aus Bürgergesellschaft, Forschung, Versorgung und Unternehmen wollen die Minister über die Möglichkeiten und Chancen diskutieren, die die neuen großen Datenmengen im Gesundheitsbereich bringen. Gemeinsam wolle man Lösungen entwickeln, damit medizinischer Fortschritt schnell den Weg in die Versorgung finde und zum Nutzen der Patienten eingesetzt werden könne, heißt es in der gemeinsamen Erklärung von Wanka und Gröhe.
Elektronische Patientenakte und digitale Dienstleistungen fördern
Als weitere Maßnahme soll die Einführung von elektronischen Patientenakten vorangetrieben werden. Damit sollen Daten aus Forschung und Versorgung vernetzt und zum Wohle des Patienten genutzt werden können. Datenschutz und Datensicherheit sollen laut Erklärung eine hohe Bedeutung erhalten. Ferner sollen verstärkt Projekte gefördert werden, die die Möglichkeiten moderner digitaler Dienstleistungen und Infrastrukturen im Gesundheitsbereich für den Bürger aufzeigen.
"Ein lernendes, vernetztes System schaffen"
Laut Bundesforschungsministerin Wanka ist es Ziel der Bundesregierung, ein lernendes, digital vernetztes Gesundheitssystem zu schaffen, in dem stets "die richtige Person die richtige Information zur richtigen Zeit" habe. Mit dem Start der Medizininformatik-Initiative des Bundesforschungsministeriums habe man bereits einen großen Schritt in diese Richtung getan, betonte sie.
"Dieser Weg muss konsequent fortgesetzt werden"
Bundesgesundheitsminister Gröhe betonte, dass nach mehr als zehn Jahren mit dem E-Health-Gesetz endlich Schwung in die Digitalisierung des Gesundheitswesens gekommen sei. Er führte als Beispiele die Videosprechstunde, die telemedizinische Befundbeurteilung bei Röntgenaufnahmen, den elektronischen Arztbrief oder den Medikationsplan auf. Diese Maßnahmen brächten „greifbare Vorteile für die Patientinnen und Patienten“. Gröhe: „Dieser Weg muss konsequent fortgesetzt werden. Als nächste Schritte stehen die Notfalldaten auf der elektronischen Gesundheitskarte, die elektronische Patientenakte, das Patientenfach und die Einbindung mobiler Anwendungen an.“ Dann müsse es darum gehen, Krankheiten wie Alzheimer und Krebs in Zukunft besser zu verstehen und gezielt zu bekämpfen.
Reaktion auf einen Vorstoß aus dem Bundeswirtschaftsministerium
Der Vorstoß von Wanka und Gröhe erfolgte als Reaktion auf eine Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums. Erst vor Kurzem hatte Bundeswirtschaftsministerien Brigitte Zypries (SPD) angemahnt, die Digitalisierung im Gesundheitswesen zu beschleunigen und dazu ein Eckpunktepapier vorgelegt. Darin forderte sie unter anderem, Hemmnisse in Industrie, Gesundheitswirtschaft und Mittelstand abzubauen und Innovationen zu unterstützen. Innovativen Start-ups sollte der Zugang zum Gesundheitsmarkt erleichtert und insgesamt die digitale Infastruktur verbessert werden. Für die Förderung digitaler Investitionen in Krankenhäuser fordert Zypies, zusätzliche öffentliche Mittel in Höhe von 500 Millionen Euro für Unikliniken bereit zu stellen. Telemedizinische Anwendungen sollen gefördert werden. Unterdessen ist vergangene Woche einMeilenstein zum Online-Rolloutder Telematikinfrastruktur im Gesundheitswesen auf den Weg gebracht worden: Die Gesellschafter der gematik haben die Freigabe für den Online-Produktivbetrieb erteilt. Zugelassene Produkte sind voraussichtlich ab Herbst 2017 auf dem Markt.