Großbritannien: Wie der Lockdown die Sterberate beeinflusst
Abhängig von den Schutzmaßnahmen, die gegen die Ausbreitung des Coronavirus eingesetzt werden, senkt oder erhöht sich auch die Sterberate. Das haben Wissenschaftler des National Health Service (NHS) in Großbritannien nun konkret errechnet und in The Lancet publiziert. Demnach schwankt die Zahl der Todesfälle im laufenden Jahr in Großbritannien zwischen 37.000 und 73.000 – je nach Stärke und Konsequenz der Maßnahmen. Ohne jegliches Handeln könnte die Pandemie rund eine halbe Millionen Opfer allein auf der Insel fordern.
Ein Fünftel der Briten hat ein erhöhtes Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken
Die Grundlage für die Berechnung der Sterblichkeit in Großbritannien bilden die 5,77 Millionen Menschen, die über 70 Jahre alt sind sowie 2,66 Millionen chronisch Kranke. Neben dieser Zahl werden die einzelnen Risikofaktoren mit einbezogen und dabei – je nach Schwere, unterschiedlich gewertet. Daraus ergeben sich verschiedene Szenarien, die abhängig von den durchgeführten Schutzmaßnahmen zu unterschiedlich hohen Infektionsraten führen. Bei einem mäßig strengem Lockdown läge diese derzeit bei 10 Prozent. Bei gänzlich ungeachteten Vorsichtsmaßnahmen könnten sich im Laufe des Jahres bis zu 80 Prozent der Bevölkerung anstecken. Die Infektionsrate wird dann wieder mit der Zahl der Risikopatienten in Relation gesetzt.
In Großbritannien hat geschätzt ein Fünftel der Bevölkerung ein erhöhtes Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken. Die zentral gespeicherten Daten für die Schätzung erhält der NHS offiziell von den Erwachsenen, die sich registrieren, um eine kostenlose Behandlung ihrer COVID-19-Erkrankung erhalten. Das University College London wertet die Gesundheitsdaten aus und errechnet anhand der Häufigkeit der auftretenden Risikofaktoren, wie hoch die Sterberate sein kann.
Quelle: Banerjee, A. et al 2020: Estimating excess 1-year mortality associated with the COVID-19 pandemic according to underlying conditions and age: a population-based cohort studyThe Lancet