Umfrage zu Impulsware

Mehrheit will Süßwaren, Alkohol und Tabak von der Kasse verbannen

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Gesellschaft
Die Kassenzone zählt zu den umsatzstärksten Quadratmetern im deutschen Einzelhandel. Doch gerade hier finden sich überwiegend gesundheitsschädliche Produkte und krebserzeugende Ware, kritisieren medizinische Verbände.

Jetzt zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), dass eine große Mehrheit der Deutschen die Platzierung von Alkohol, Tabak und Süßwaren in der Kassenzone von Supermärkten ablehnt. Konkret sprechen sich drei Viertel der Befragten dafür aus, dass Supermärkte Alkohol und Süßwaren nicht im Kassenbereich platzieren.

Obwohl der Kassenbereich nur etwa ein Prozent der Ladenfläche ausmacht, liegt der Umsatzanteil von an der Kasse platzierten Waren in Supermärkten nach Daten des Kölner EHI Retail Instituts bei sechs bis sieben Prozent.

Bewusste Verführung im „Quengelbereich“

„Die Kassenzone verführt gezielt zum Spontankauf“, erklärt Katrin Schaller, kommissarische Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am DKFZ. „Die Platzierung der Süßwaren auf Augenhöhe der Kinder im Quengelbereich provoziert bewusst Familienstreit, um den Absatz von Süßwaren anzukurbeln. Alkohol und Tabak an der Kasse machen es Menschen mit Suchterkrankungen schwer, abstinent zu bleiben. Der Gesetzgeber muss dieser Verkaufspraxis einen Riegel vorschieben“, fordert Schaller.

Die damalige große Koalition aus CDU/CSU und SPD hatte laut DANK 2015 bereits beschlossen, dass Supermärkte auf Süßes an der Kasse verzichten sollen. Doch auch acht Jahre später sei daraus nichts geworden. Nun hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Anfang des Jahres zum Thema Alkohol im Kassenbereich getwittert: „Über diese Art Regale an der Supermarktkasse muss gesprochen werden. Hier werden Menschen mit Alkoholkrankheit gezielt gefährdet. Das ist eine unethische Form der Werbung." Doch eine Initiative aus seinem Haus sei DANK seither nicht bekannt.

Unsere Nachbarländer machen es vor

„Auf die Worte sollten nun auch Taten folgen“, fordert Barbara Bitzer, Sprecherin von DANK und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Eine gemeinsame Initiative des Bundesgesundheits- und Bundesernährungsministeriums ist überfällig. Andere Länder machen es längst vor“, betont Bitzer.

So hat in den Niederlanden die Regierung im Jahr 2020 beschlossen, dass ab 2024 in Supermärkten keine Tabakwaren mehr verkauft werden dürfen. Lidl hat daraufhin bereits im Oktober 2021 als erste Handelskette den Verkauf von Tabakprodukten eingestellt.

Dänemark verbietet seit April 2021 den Verkaufsstellen, Tabakprodukte sichtbar auszustellen und hat 2022 Einheitsverpackungen für Tabakprodukte und E-Zigaretten eingeführt. Nun hat Lidl Dänemark kürzlich angekündigt, bis Ende 2028 den Verkauf von Tabakprodukten vollständig einzustellen.

In Großbritannien ist es seit Oktober 2022 verboten, Süßwaren oder andere unausgewogene Lebensmittel an der Kasse oder im Eingangsbereich zu platzieren.

Für die Umfrage hat das Marktforschungsinstitut Kantar im Auftrag des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg und der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) im August 2023 insgesamt 1.009 Bürgerinnen und Bürger im Alter ab 14 Jahren befragt. Die Erhebung erfolgte über computergestützte telefonische Interviews über Festnetz und Mobilfunk (CATI) und gilt als bevölkerungsrepräsentativ.

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