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Heibach: "Wir wollen kein Wachstum um jeden Preis"

mg/eb
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Ist die IDS überhaupt noch zeitgemäß? Und geht es den Besuchern nicht eigentlich ums Abstauben? 11 Fragen an Markus Heibach, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie (VDDI).

zm-online: Herr Dr. Heibach, sind Messen wie die IDS heute im Zeitalter des Internets in dieser Form noch zeitgemäß?

Dr. Markus Heibach:Die IDS hat auch im Internetzeitalter nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt, im Gegenteil. Sie ist der unverzichtbare Marktplatz für Dentalprodukte und -dienstleistungen. Denn hier begegnen sich alle Ansprechpartner der Hersteller, hier gibt es dazu alle entscheidenden Informationen der Berufsverbände, die für eine Positionierung von Praxen und Laboren bedeutsam sind.

Persönliche Begegnungen und Gespräche von Entwicklern, Herstellern und Anwendern auf der IDS bleiben auch in Zukunft unverzichtbar. Die die IDS bietet eine Transparenz, die noch überschaubarer als das Informationsangebot des weltweiten Webs ist.

In anderen Branchen wie zum Beispiel Software und Maschinenbau gewinnen kleine Hausmessen immer mehr an Bedeutung. Die Hersteller setzen auf Qualitätskontakte statt auf millionenteure Streuverluste. Tickt die Dentalbranche anders?

Den Eindruck kann ich so nicht teilen, denn die Aussteller kommen in steigender Anzahl genau deshalb zur IDS, weil sie gerade hier die qualitativ hochwertigen Kontakte zu den Entscheidern finden, die sie suchen. Wer auf der IDS ausstellt und sie besucht, geht sehr wohlüberlegt und gezielt hierhin, weil nur hier die gesamte Vielfalt des Dentalmarktes und seiner Teilenehmer zu finden ist, das macht die IDS zur unangefochtenen internationalen Leitmesse.

2011 hatte die IDS neun Prozent mehr Besucher als 2009. Der Anteil ausländischen Besucher wuchs im gleichen Zeitraum von 20 auf 42 Prozent. Hat die IDS national an Bedeutung verloren?

Absolut nicht, denn die Zahlen sprechen eindeutig gegen Ihre Vermutung. Von 2005 bis 2011 ist die Zahl der Besucher aus dem Umland von rund 62.400 auf 68.200 Besucher gestiegen. Auch die Ausstellerbeteiligung aus dem Inland ist gestiegen, von 604 Unternehmen in 2005 auf 671 Unternehmen in 2011. Das spricht eindeutig dafür, dass die IDS auch national ihre Bedeutung als Branchentreff unterstreicht.

Warum ist Ihrer Meinung nach gerade Köln der richtige Messestandort für die IDS?

Köln ist ein ausgezeichneter Standort für die IDS. Wir verfügen auf der IDS jetzt schon ein hohes Maß an Internationalität bei Ausstellern und Besuchern, wir sind weltoffen, die Aufenthaltsqualität auf der Messe ist ausgesprochen hoch, die sehr gute Organisation macht den Messebesuch einfach und effizient, der Standort Köln ist besonders verkehrsgünstig gelegen, für Deutschland, Europa und die Welt. Fazit: "Never change a winning team!“

2013 sind bereits zum sechsten Mal Aussteller aus China auf der IDS vertreten. Im vergangenen Jahrzehnt haben aber auch asiatische Messen wie die Dental South China International Expo in Guangzhou an Bedeutung gewonnen. Verliert die IDS auf lange Sicht ihre Bedeutung für den Wachstumsmarkt Asien?

Nein, die Befürchtung haben wir nicht, denn die IDS zieht in zunehmendem Maße Besucher und Aussteller aus Asien und namentlich China an. Die IDS ist die Weltleitmesse der Dentalbranche, wer auf den internationalen Märkten erfolgreich sein will, muss zur IDS kommen. Die chinesischen Aussteller zielen dabei eher auf das Drittländergeschäft als auf den europäischen Markt.

Gibt es je nach Herkunft Unterschiede bezüglich der Anforderungen, die die internationalen Hersteller an die Messe stellen? Gibt es Probleme, was die Kompatibilität der unterschiedlichen Systeme angeht?

Die IDS ist der bedeutendste dentale Weltmarktplatz. Internationale Aussteller kommen nach Deutschland zur IDS nicht unbedingt deshalb, weil sie die hiesigen sehr hoch entwickelten Märkte erobern wollen. Für viele der internationalen Unternehmen ist das Drittländergeschäft vorrangig, denn auf dem größten Dentalmarktplatz der Welt treffen die Anbieter aus Schwellenländern ihre Abnehmer aus anderen Schwellenländern oder Entwicklungsländern, was nicht ausschließen soll, dass sie in bestimmten Marktsegmenten auch für europäische Abnehmer interessante Angebote machen können. Festzuhalten ist, dass in außereuropäischen Ländern von hier abweichende Zulassungsvoraussetzungen zu erfüllen sind, die je nach Region unterschiedlich ausfallen können.

Was sind aus Ihrer Sicht die stärksten Veränderungen in der jüngeren Geschichte der IDS?

Wir verfügen mit der Internationalen Dental-Schau über ein äußerst starkes und sehr erfolgreiches Messekonzept, dass wir mit unserem Partner Koelnmesse entwickelt haben. Deshalb ist es für uns als Dentalindustrie wichtig, das Wachstum der IDS behutsam zu planen und in gesunder Weise geschehen zu lassen.

Wir verfolgen nicht das Ziel, von Messe zu Messe um jeden Preis zu wachsen und ich denke, der Erfolg gibt uns Recht. Revolutionäre Änderungen sind weder jetzt noch in Zukunft zu erwarten, weder unsere Aussteller noch unsere Besucher erwarten das von uns. Wir bürgen für dauerhafte Qualität und in diesem Sinne für die von uns erwartete Kontinuität. 

Wie hat sich ihrer Einschätzung nach die Erwartungshaltung der Fachbesucher in den vergangenen Jahren verändert? Wie sind die Rückmeldungen?

Die schon seit Jahren kontinuierlich wachsenden Besucherzahlen unserer IDS belegen eindrücklich, dass die alle zwei Jahre stattfindende Weltausstellung für dentale Produkte und Dienstleistungen dem Informationsbedürfnis unserer Zahnärzte und Zahntechniker sehr entgegenkommt.

Fachbesucher wollen, das lässt sich aus den Ergebnissen der Fachbesucherumfragen ablesen, aus erster Hand über medizinisch-technische Neuerungen unterrichten, sie wollen sich umfassend informieren und suchen das Fachgespräch mit den Entwicklern und Herstellern von Produkten. Das ist ein über die Jahre hinweg erkennbarer konstanter Besucherwunsch.

Steht bei der heutigen Form des Messebesuchs die Information im Vordergrund oder das "Abstauben" von Proben und Mustern?

Hochwertige Informationen aus erster Hand stehen ganz oben auf der Interessenliste. Alle Zahnärzte und Zahntechniker sowie ihr Personal in Praxis und Labor sind sind sehr technikaffin. Sie sind daran gewöhnt, die besten Technologien, Produkte, Geräte sowie Materialien und Werkstoffe einzusetzen, um ihre Arbeit gut zu machen und ihre Patienten und damit letztendlich ihre Kunden zufrieden zu stellen. Moderierte Vorführungen sowie Demonstrationen von Produkten gehören zu den Publikumsmagneten, die regelmäßig die wissbegierigen Fachbesucher anziehen.

Selbstverständlich ist auch einer der Zwecke von Messen, Aussteller und ihre Produkte mit Besuchern zusammenzubringen. Viele Aussteller überreichen gerne Proben ihrer Produkte an die Anwender und damit potenzielle Kunden, damit diese die Produktqualitäten bei Gefallen an ihre Patienten weitergeben können. Daher finde ich den von Ihnen in diesem Zusammenhang gebrauchten Ausdruck Ausstellern und Fachbesuchern gegenüber nicht angemessen.

Ist die Frequenz von zwei Jahren für die IDS nach wie vor die richtige, damit entsprechende Innovationen im Markt vorgestellt werden können?

Innovationen, die die ganze Welt überzeugen sollen, brauchen eine gewisse Entwicklungszeit. Zwar sind die Produktzyklen insgesamt schneller geworden, doch "gut Ding will Weile haben“. In enger Verbindung und Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Zahnheilkunde an den Universitäten und mit dem zahntechnischen Handwerk sowie der Materialentwicklung erforscht unsere Dentalindustrie neue diagnostische und therapeutische Anwendungsgebiete und entwickelt dafür innovative Technologien, Verfahren und Materialien für Anwender.

Bei dem besonders hohen Leistungsniveau von Zahnmedizin und Zahntechnik in Deutschland ist die Dental-Industrie erster Partner für hoch spezialisierte Behandlungsmöglichkeiten, die zu entwickeln eben auch Zeit beansprucht.

Was wird die IDS 2015 bieten?

In erster Linie wird auch die IDS 2015 Ausstellern und Besuchern eine Infrastruktur der Spitzenklasse bieten. Dazu gehört in erster Linie die ausgezeichnete Lage des Ausstellungsgeländes mitten in Europa, zentral in Deutschland und aus jeder Gegend der Welt gut zu erreichen. Die Ausstellungshallen werden weiterhin gute Laufwege auf der Messe bieten und gute und schnelle Instrumente für Orientierung und Terminvereinbarung über Smartphones bieten.

Wir werden gleich nach dem Schluss der 35. IDS mit der Koelnmesse daran gehen, die Dentalmesse auszuwerten und weiteres Optimierungspotenzial zu eruieren. Das Motto ist hier, "Nach der IDS ist vor der IDS“. Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um den großen Abstand der IDS zu anderen Dentalmessen zu wahren und, wo möglich, auszubauen.

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