Henry Schein: Rundumblick beim ersten 360°-Kongress

dk
Industrie
„Digitale Zahntechnik gestalten“ - so das Motto des ersten 360°-Kongresses von Henry Schein am vergangenen Wochenende in Frankfurt am Main. Rund 200 Teilnehmer konnten einen Rundumblick auf digitale Technologien für das Labor und die Praxis erleben. Das Fazit: Die Digitalisierung in Praxis und Labor ist nicht mehr wegzudenken, und der Ruf nach Datenstandards und einer echten Offenheit der Systeme wird immer lauter.

Insbesondere die Offenheit der Systeme war ein in Frankfurt sehr deutlich formulierter Wunsch, dem sich Henry Schein als herstellerübergreifender Händler und Anbieter des ConnectDental-Konzepts auch verstärkt annehmen möchte.

Die hohe Zahl an Teilnehmern zeigte Henry Schein, dass das Interesse der Zahntechniker an offenen Lösungen für die dentale CAD/CAM-Technik mehr denn je sehr hoch ist. Denn es ist alles andere als selbstverständlich, dass Henry Schein als Neuling im Bereich zahntechnischer Kongresse gleich vom Start weg derart erfolgreich sein würde. Dem größten Dentalhändler weltweit mit einer Vielzahl an digitalen Komponenten unterschiedlichster Hersteller im Portfolio ist an einer Vernetzung der einzelnen Komponenten gelegen.

Erfahrungsaustausch und Denkanstöße

Um zu zeigen, dass und inwieweit der Wunsch nach System-Offenheit bereits Realität ist, entwickelte Henry Schein das 360°-Veranstaltungskonzept. Im Verlauf dieses zweitägigen Zahntechnik-Kongresses lieferten Zahnärzte und Zahntechniker konkrete Erfahrungen mit offenen Komponenten und gaben Denkanstöße und Diskussionsgrundlagen.

Dr. Matthias Müller, der zusammen mit Ztm. Ralf Kräher-Grube das erste Referat hielt, zeigte zum Beispiel auf, dass erst mit Einzug der CAD/CAM-Technik Materialien wie Zirkonoxid wirtschaftlich bearbeitet werden konnten. Zum Thema intraorale Abformung gab er den wichtigen Hinweis, dass ein gutes Tissue-Management unerlässlich für den Erfolg dieser Technologie ist, denn der Scanner kann nur das digital abformen, was man sieht.

Abhängigkeit vom Computer problematisch

Sein Co-Redner Kräher-Grube, der selbst den quasi komplett digitalen Workflow in seinen Laborablauf integriert hat, unterstrich eindringlich, dass die vollständige Abhängigkeit vom Computer und der damit verbundenen Peripherie problematisch sein kann, wenn dieses System den Dienst versagt. In diesem Fall steht alles still, da auch keine physischen Modelle mehr zur Verfügung stehen. Und selbst wenn die Computer funktionieren, kann einem immer noch die Post einen Strich durch die Rechnung machen: Wie soll das zentral gefertigte Modell zum Kunden kommen, wenn die Post streikt.

Prof. Dr. Florian Beuer konnte aus Sicht des Leiters der prothetischen Abteilung einer Hochschule darstellen, dass der Zahntechniker um seine Position als Hersteller der prothetischen Versorgungen nicht bangen muss. Im Zuge einer anstehenden Änderung der Approbationsordnung ist gerade in Zeiten der intraoralen Abformung und der Zunahme des volldigitalen Workflows zahntechnisches Wissen und Können gefragter denn je.

Neues Selbstverständnis des Zahntechnikers

Ztm. German Bär lieferte in seinem Vortrag sogar noch eine Ergänzung zum neuen Selbstverständnis des Zahntechnikers. Denn wenn in Zukunft immer mehr handwerkliche Arbeitsschritte von der Software und den Maschinen übernommen werden, dann muss der Zahntechniker seine soziale und beratende Kompetenz steigern. Nur so kann er als unverzichtbarer Partner in dem Konglomerat Zahnarzt, Patient, Zahntechniker auftreten.

Auch Carsten Fischer konnte dies unterstreichen. Er ging sogar noch weiter und stellte die Frage, ob es den Patienten interessiert, dass sein Zahnersatz mithilfe von CAD/CAM gefertigt wurde. Die Antwort lautet „nein“. Daher ist es umso wichtiger, dass sich der Zahntechniker als Ansprechpartner etabliert, der über profunde technische Kenntnisse und gute handwerkliche Fähigkeiten verfügt, um den Patienten bestmöglich zu versorgen.

Abwechslungsreiche Live-Demonstration

Nach diesen theoretisch geprägten Ausführungen sorgte der „Vortrag“ des Zahntechnikers Garlef Roth für Abwechslung. Er demonstrierte live den Laborscanner GC Aadva Lab Scan, für den er sich aufgrund seiner offenen Schnittstellen-Architektur, aber auch seines offen zugänglichen Designs entschieden hatte. Besonders gefielen ihm die zum System gehörenden Scan Flags, die nicht nur für die exakte räumliche Zuordnung der zu versorgenden Implantate im virtuellen Modell sorgen, sondern auch Informationen über den Hersteller und die Art und den Durchmesser des Implantats liefern.

Einen umfassenden und verständlichen Überblick der wichtigsten CAD/CAM-Werkstoffe lieferte Dr. Dipl.-Ing. Bogna Stawarczyk, MSc. In ihrem Vortrag ging sie auf die grundsätzliche Klassifizierung der Werkstoffe ein und unternahm den Versuch, die in CNC-Maschinen bearbeitbaren Kunststoffe sinnvoll einzuteilen. Dabei zeigte sie, dass die CAD/CAM-Kunststoffe aufgrund ihrer industriellen Herstellung und des damit verbundenen hohen Polymerisationsgrades nicht ohne weiteres repariert oder verklebt werden können. Aus diesem Grund sind spezielle Vorbehandlungs- und Konditionierungstechniken notwendig.

Hands-on Workshop-Sessions

Der zweite Kongresstag stand ganz im Zeichen des Vertiefens. Denn den Teilnehmern bot sich die Möglichkeit, in acht rollierenden Workshop-Sessions, einige der Geräte, Werkstoffe und Konzepte, die im Rahmen des Vortragstages angesprochen wurden, besser kennenzulernen und dezidierte Fragen zu stellen.

Mit diesem 360°-Kongress konnte Henry Schein den Zahntechnikern die zahlreichen positiven Aspekte der digitalen Technologien zu vermitteln. Es zeigte sich, dass es an der Zeit ist, die damit verbundenen Vorteile nicht mehr länger durch Vorbehalte zu überlagern und endlich die Chancen, aber auch die Unumkehrbarkeit des Wandels zu akzeptieren. Allerdings dürfen die kritische Betrachtung und die Auseinandersetzung mit dem Sinn und Unsinn gewisser digitaler Konzepte nicht verloren gehen, da manche etablierte Techniken unter Umständen einfach besser funktionieren oder effizienter sind. Hierfür ist jedoch eine Öffnung oder Standardisierung der Komponenten unerlässlich, um die volle Leistungsfähigkeit der digitalen Technologien entfalten zu können und die Akzeptanz bei den Anwendern zu erhöhen.

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