US-Studie

Hohe Aerosolbelastung in öffentlichen Toiletten

mg
Gesellschaft
Jeder Toilettenspülgang erzeugt zehntausende Tröpfchen zwischen 0,3 und 3 Mikrometern, die 20 Sekunden und länger in bis zu 1,5 Metern Höhe schweben. Das zeigt eine US-Studie zum Aerosolspiegel in Sanitärräumen.

Die Aerosolisierung von Biomaterie, die durch Toilettenspülungen verursacht wird, ist seit Langem als potenzielle Übertragungsquelle für infektiöse Mikroorganismen bekannt – etwa durch Legionellen, dem Ebola-Virus, dem Norovirus sowie MERS-CoV. Nun untersuchten US-Physiker die Aerosolspiegel in Sanitärräumen.

Die Messungen wurden in einer Toilette auf einem Universitätscampus durchgeführt, die aus drei Kabinen, sechs Urinalen und drei Waschbecken bestand. Die Toilette wurde vor den Experimenten tiefengereinigt und 24 Stunden geschlossen, wobei das Lüftungssystem Aerosole entfernte, die während der Reinigung erzeugt wurden. Die Temperatur betrug während der Messungen 21 Grad Celsius, die relative Luftfeuchtigkeit 52 Prozent.

Spülen mit geschlossenem Deckel hilft – ein wenig

Sowohl Toilette als auch Urinal wurden mit einem Spülmessersystem ausgestattet. Das Urinal verbrauchte 3,8 Liter Wasser pro Spülung, die Toilette 4,8 Liter. Die Größe und Konzentration von Aerosolen, die durch Spülen erzeugt werden, wurden mit einem Handpartikelzähler gemessen. Die Messungen wurden in verschiedenen Höhen an der Toilette (0,43 Meter; 1,22 Meter und 1,52 Meter) und am Urinal (0,53 Meter; 0,97 Meter und 1,22 Meter) durchgeführt.

Zusätzlich wurden Aerosolmessungen durchgeführt, nachdem eine große flache Platte über der Toilettenöffnung platziert wurde, um die Auswirkungen der Spülung mit geschlossenem Deckel zu bewerten. Die Verwendung einer separaten Abdeckung war notwendig, da öffentliche Toiletten in den Vereinigten Staaten oft nicht mit Toilettensitzdeckeln ausgestattet sind.

Atem-Aerosole verstärken das Problem noch

Ergebnis: Die Tröpfchen wurden in Höhen von bis zu 1,52 Meter für 20 Sekunden und länger nach Betätigung der Spülung nachgewiesen. Die Abdeckung der Toilette führte zu einer Abnahme der Tröpfchendispersion, reduzierte diese aber nicht vollständig.

Die vor und nach der Durchführung der Experimente gemessenen Umgebungsaerosolwerte deuten auf eine erhebliche Erhöhung der Partikelzahl hin, schreiben die Autoren. Die Schlussfolgerung: Das Standard-Lüftungssystem war bei der Entfernung der Aerosole nicht effektiv, obwohl es keinen spürbaren Mangel an Luftstrom in der Toilette gab.

Mehrere Spülungen können im Laufe der Zeit zu einer Anhäufung von hohen Mengen potenziell infektiöser Aerosole in öffentlichen Toiletten führen. Neben den durch die Spülungen erzeugten Bioaerosolen sei auch die Ansammlung von Atem-Aerosolen in öffentlichen Toiletten ohne ausreichende Belüftung besorgniserregend. Insgesamt zeigten die Ergebnisse, dass eine angemessene Belüftung in öffentlichen Toiletten unerlässlich sei, um das Infektionsrisiko zu senken.

Jesse H. Schreck et al., Aerosol generation in public restrooms, Physics of Fluids 33, 033320 (2021);https://doi.org/10.1063/5.0040310

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