Umfrage des Instituts Arbeit und Technik Gelsenkirchen

Impfskeptiker lehnen auch andere Corona-Maßnahmen ab

pr/pm
Gesellschaft
Wer will sich nicht gegen Corona impfen lassen und warum nicht? Eine Befragung ergab: Impfskeptiker sind oft nicht nur unsicher, was die Wirkung der Impfstoffe angeht - sie haben teils staatsfeindliche Motive.

Personen, die sich gegen eine COVID-19 Impfung entscheiden, bewerten oft auch andere Schutzmaßnahmen gegen COVID-19 als weniger sinnvoll. Das ergab eine Online-Befragung von Wissenschaftlern des Instituts Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule ( IAT ) in Gelsenkirchen.

Befragt nach den Gründen, die gegen eine Impfung sprechen, gaben die Befragten viele Antworten: Sie reichen von Falschinformationen über die fehlende Notwendigkeit der Impfung bis hin zur Angabe, dass damit die persönliche ablehnende Meinung gegen Corona-Maßnahmen untermauert werden soll.

Verschwörungstheorien nannte ein Fünftel der Befragten

Offenbar gibt es bei dieser Personengruppe nicht nur Unsicherheiten bezüglich der Wirkung und Sicherheit des Impfstoffs, sondern es geht auch um politische, zum Teil staatsfeindliche Motive, vermuten die Forscher. Das spiegele sich auch in der Nennung der unterschiedlichen Gründe gegen eine Impfung wider: So nannten 21 Prozent der befragten ungeimpften Personen Gründe, die in die Kategorie „Verschwörungstheorien“ fallen. Diese Impfverweigerer zu erreichen, werde wohl schwierig werden, vermutet das IAT-Team.

Vielversprechender scheint es hingegen, Personen zu erreichen, deren Gründe für die Impfablehnung sich in die Kategorie „unsicherer Impfstoff“ oder „Falschinformationen“ einordnen lassen – die häufigsten Nennungen in der Befragung.

Bei den Argumenten gegen die Impfung wurde „unsicherer Impfstoff“ von 65 Prozent genannt. Darauf folgen die Gründe der fehlenden Notwendigkeit (38 Prozent) sowie der Falschinformationen (28 Prozent). Gesundheitliche Gründe (18 Prozent), externe Beeinflussung (15 Prozent) und eine fehlende Wirkung des Impfstoffs (11 Prozent) scheinen dahingegen eine geringere Rolle zu spielen.

„Maßnahmen, die auf laienkonforme Aufklärung über die Sicherheit des Impfstoffs abzielen oder gezielt Falschinformationen aufgreifen und diese widerlegen, könnten hier zielführend sein“, schlussfolgern die Forscher.

Beim Vergleich der geimpften mit der ungeimpften Personengruppe werde deutlich, dass Ungeimpfte die Schutzmaßnahmen seltener als sinnvoll bewerten. Besonders hervorzuheben sei hier die Aussage „Die Einhaltung der Maßnahmen erachte ich persönlich als richtig und notwendig“. Dieser Aussage hatten 91 Prozent der Geimpften zugestimmt. Unter den ungeimpften Personen waren es 19 Prozent.

Weitere Unterschiede betreffen auch etwa die Einschätzung zur Sinnhaftigkeit einer Reduzierung sozialer Kontakte (76 Prozent bei Geimpften zu 30 Prozent bei Ungeimpften), zum freiwilligen Testen (81 Prozent zu 45 Prozent) oder auch zu den Abstandsregeln (91 Prozent zu 53 Prozent). Auch bei der Einschätzung, ob die Einhaltung solcher Maßnahmen weitere Ansteckungen verhindert, zeigen sich Unterschiede: So stimmten 94 Prozent der Geimpften dem zu, aber nur 41 Prozent der Umgeimpften.

Derzeit, so die Forscher, sei die für die Bekämpfung der Pandemie notwendige Impfquote von mindestens 85 Prozent der Bevölkerung noch nicht erreicht. Es fehlten mindestens zehn Prozent, um die sogenannte „Herdenimmunität“ zu erzielen. Daher sei es wichtig, Strategien und Ansätze zu entwickeln, um diese zehn Prozent von einer Impfung zu überzeugen.

Zur Methodik der Befragung

Jenny Wielga, Peter Enste, „Zwischen Angst, Skepsis und Verweigerung: Was wissen wir über Menschen mit Impfvorbehalten in der Covid-19-Pandemie?“ Forschung aktuell 03/2022 Institut Arbeit und Technik (IAT)

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