Fehlende Impfung kein Kriterium für Triage

Intensivmediziner: Neue Leitlinien zur Priorisierung bei Corona

pr
Intensivmediziner stellen sich auf Worst-Case-Szenarien bei der Pandemiebekämpfung ein und haben ihre Leitlinien entsprechend angepasst. Der Impfstatus dürfe bei einer Priorisierung der Behandlung keine Rolle spielen, sagen sie.

Unter Federführung der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) haben sie die aktualisierte Version 3 (Vorabfassung) der „Empfehlungen zur Zuteilung intensivmedizinischer Ressourcen im Kontext der COVID-19-Pandemie“ vorgelegt.

fehlende Impfung ist kein Kriterium für Triage

Demnach ist eine fehlende Impfung kein Grund für eine Begrenzung der Gesundheitsversorgung und kein Kriterium für eine Triage-Entscheidung, heißt es in dem Papier. Entscheidendes Kriterium sei, dass der Patient mit hoher Überlebenswahrscheinlichkeit und langfristiger Erholung als Erstes an die Reihe kommt.

Die Priorisierung von Patienten solle sich am Kriterium der klinischen Erfolgsaussicht orientieren, heißt es dazu in der Leitlinie. Dabei würden – wenn nicht anders vermeidbar – diejenigen Patienten nicht intensivmedizinisch behandelt, bei denen nur eine sehr geringe Aussicht bestehe, zu überleben. Die Einschätzung der klinischen Erfolgsaussicht müsse für jeden einzelnen Patienten so sorgfältig wie möglich erfolgen. Aus verfassungsrechtlichen Gründen dürften Menschenleben nicht gegen Menschenleben abgewogen werden.

Die Hilfspflichten im Gesundheitswesen bestünden bei lebensbedrohlichen Erkrankungen unabhängig vom Auslöser beziehungsweise dem vorherigen Verhalten des bedürftigen Patienten sagte Prof. Dr. Uwe Janssens, ehemaliger Präsident der DIVI und Leiter der Arbeitsgruppe Ethik, bei der Vorstellung der Leitlinie.

Ebenso wenig Selbstverschulden oder Eigenverantwortung

Leistungsansprüche im solidarischen Gesundheitssysteme dürften aus „guten ethischen Gründen“ nicht von Kriterien wie Selbstverschulden oder Eigenverantwortung abhängig gemacht werden, ergänzte Prof. Georg Marckmann, Medizinethiker und Präsident der Akademie für Ethik in der Medizin. Es sei auch nicht klar zu bestimmen, inwiefern eine nicht erfolgte Impfung ursächlich für eine Corona-Erkrankung sei.

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