Zwei Rechtsgutachten bestätigen

Investoren-getragene MVZ gefährden das Patientenwohl

von mg
Politik

Erst wird die Rendite optimiert, dann zum Höchstpreis verkauft

Höhere Renditen als sie in anderen Segmenten werden dabei erzielt durch ein deutlich auf Rentabilität ausgerichtetes Management und die Standortwahl. Beim Weiterverkauf nach vier bis sieben Jahren soll ein größtmöglicher Verkaufspreis sichergestellt werden.

Die IGES-Analysen zur regionalen Verteilung sowohl der Standorte von i-MVZ als auch der von ihnen vorgehaltenen Zahnarztstellen zeigen eine deutliche Konzentration auf Großstädte, die sich durch "eine überdurchschnittlich einkommensstarke sowie jüngere und weniger von Pflegebedürftigkeit betroffene Bevölkerung" auszeichnen.

Auch die Befunde zum Leistungsgeschehen beziehungsweise Abrechnungsverhalten stützen die These eines im Vergleich zu Einzelpraxen und Berufsausübungsgemeinschaften (BAG) stärker am Ziel der Rendite-Optimierung orientierten Vorgehens von i-MVZ, bilanzieren die Forscher.

Transparenz ist wichtig für die Analyse

Allerdings beruhen diese Ergebnisse auf Analysen "einer derzeit noch relativ kleinen Anzahl von i-MVZ". Für die Strategie heißt das: Ob man sich deshalb zunächst weiter abwartend verhält, müsse gegen das Risiko abgewogen werden, dass "einmal etablierte Angebotsstrukturen im Allgemeinen nicht mehr rückgängig zu machen sind".

Darum sollten auf jeden Fall bessere Möglichkeiten geschaffen werden, den potenziellen Einfluss von zahnärztlichen MVZ und i-MVZ auf Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung "zeitnah, präzise und mit vertretbarem Aufwand beobachten beziehungsweise analysieren zu können". Die Forderung der KZVen nach verbesserter Transparenz bezüglich der Eigentümerstrukturen von MVZ unterstützen die Gutachter ausdrücklich, auch "weil ohne diese Grunddaten entsprechende Analysen nicht ohne Weiteres möglich sind".

Auch

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der an der FU Berlin Öffentlches Recht lehrt, macht die Notwendigkeit eines MVZ-Registers deutlich. Aus der Beteiligung von Finanzinvestoren an der vertragszahnärztlichen Versorgung lassen sich Gefahren für das Patientenwohl und für die Versorgungsqualität ableiten, schreibt er. Grundlage der Gefahrenprognose seien Auffälligkeiten im Abrechnungsverhalten von Investoren-betriebenen zahnärztlichen MVZ im Vergleich zu Einzelpraxen und BAG, Erfahrungen aus dem europäischen Ausland, Verlautbarungen von Finanzinvestoren oder diesen nahestehenden Beratungsunternehmen sowie die bisherige Entwicklung von i-MVZ in der vertragszahnärztlichen Versorgung.

Ein MVZ-Register ist notwendig

Zur Herstellung von Transparenz empfiehlt Sodan den Aufbau eines zahnärztlichen MVZ-Registers unter Federführung der KZVen und der KZBV nach dem Vorbild des Zahnarztregisters. Dies könne einen erheblichen Beitrag "zur Abwehr investorenspezifischer Gefahren für die vertragszahnärztliche Versorgung" leisten. Dieses Register sollte sowohl Aussagen über die Eignung von MVZ für eine ordnungsgemäße Ausübung der vertragszahnärztlichen Tätigkeit ermöglichen als auch für die Planung und die Sicherstellung der vertragszahnärztlichen Versorgung herangezogen werden können.

Darüber hinaus sollte das Register Angaben über die Krankenhausträgergesellschaften und damit über die Beteiligung von Investoren enthalten. Eine Aufnahme von BAG in das MVZ-Register hält Sodan nicht für nötig. Sie stellten keine Gefahr durch Investorenaktivitäten für die Versorgungsqualität und die Sicherstellung der vertragszahnärztlichen Versorgung dar.

Den Regelungsaufwand des Gesetzgebers schätzt Sodan als überschaubar ein. Die Einführung eines MVZ-Registers lässt sich seiner Einschätzung sogar nach vom Bundestag noch in dieser Legislaturperiode leisten, sofern der politische Wille besteht.

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