Ischgl testet 900 Einwohner auf SARS-CoV-2-Antikörper
Studienleiterin ist Dorothee von Laer, Virologin an der Medizinischen Universität Innsbruck. „Im April hatte sich gezeigt, dass ein erstaunlicher Prozentsatz der Getesteten Antikörper aufwies und es parallel dazu kaum Neuinfektionen gab“, so Laer gegenüber der Presseagentur APA. Damals wurden rund 80 Prozent der Ischgler getestet. Nun wollen die Innsbrucker Wissenschaftler herausfinden, wie hoch dieser Anteil nach sechs Monaten noch ist. Zudem werden die Studienteilnehmer befragt, welche körperlichen und seelischen Auswirkungen der Corona-Pandemie sie in den vergangenen Monaten erfahren haben. Die Probanden sollen auch Fragen zu ihrer sozioökonomischen Situation beantworten.
900 Freiwillige machen mit
Für die aktuelle Studie wurden alle Bewohner von Ischgl eingeladen, die über 18 Jahre alt sind. Im Vergleich zu ersten Studie sind Kinder diesmal ausgeschlossen. 900 Freiwillige haben sich gemeldet. Von Laer: „Es ist toll, wie sich der Ort beteiligt, so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Die Studie soll einen entscheidenden Beitrag zu einer Frage stellen, die derzeit Wissenschaftler in aller Welt beschäftigt: Wie lange hält Immunität nach einer Corona-Erkrankung an?
Ischgl idealer Ort für Antikörper-Studie
Ischgl ist laut Einschätzung der Tiroler Wissenschaftler ein idealer Ort für eine Studie dieser Art, denn es gibt weltweit nur wenige Orte, an denen eine so hohe Prävalenz von Antikörpern existiere. Außerdem seien die Bewohner von Ischgl seit Ausbruch der Pandemie im vergangenen März weitgehend unter sich geblieben, die aktuelle Wintersaison habe noch nicht begonnen. „Das sind ideale Bedingungen für eine Folgestudie“, so die Virologin von Laer. Über den österreichischen Ski-Ort Ischgl hatte sich zu Beginn der Pandemie das Corona-Virus rasant in ganz Europa verbreitet.
Testung der zellulären Immunantwort
Bei einigen Probanden soll nicht nur nach Antikörpern geforscht, sondern auch die zellulare Immunabwehr durch T-Zellen analysiert werden. Von Laer bezeichnet die T-Zellen als „Killerzellen, die Virus-infizierte Zellen aufspüren und diese abräumen.“ Die Vermutung der Wissenschaftler: die zelluläre Immunabwehr könnte ein Grund dafür sein, dass manche Menschen trotz Kontakt mit positiv Getesteten nicht erkrankten.
Die Ischgler Studie soll zwei Monate dauern, die Ergebnisse sollen Anfang nächsten Jahres veröffentlicht werden.
Chronologie des Beginns der Corona-Pandemie
Chronologie des Beginns der Corona-Pandemie
Am 31. Dezember 2019 wurde die WHO über Fälle von Lungenentzündungen mit unbekannter Ursache in Wuhan, China, informiert.
Am 7. Januar identifizierten die chinesischen Behörden den neuartigen “Covid-19-Virus”.
Die Erkenntnis, dass der Virus von Mensch zu Mensch übertragen wird, wurde am 20. Januar bekannt.
Am 11. März erklärte die WHO den Ausbruch einer Pandemie. Das war rund eine Woche nachdem die Bezirksverwaltungsbehörde in Landeck von den Infektionen isländischer Gäste erfahren hatte. Die bei infizierten Gästen aus Ischgl gefundenen Viren passten nach der Analyse der Genomdaten zum Mutationsprofil der Virenstämme von Fällen in einem französischen Skiresort, wohin Ende Januar 2020 ein Gast aus Singapur eingereist war, der Kontakt zu einem Chinesen aus Wuhan hatte.