Fehlzeiten-Report 2022

Je sozialer die Unternehmensführung, desto weniger Fehltage

LL
Gesellschaft
Beschäftigte, die die Unternehmensverantwortung als gut bewerteten, fehlten in den vergangenen zwölf Monaten krankheitsbedingt 4,5 Tage weniger und sind insgesamt leistungsbereiter, zufriedener und gesünder. Schlüsselfigur ist die Führungskraft

Je verantwortungsvoller Mitarbeitende ihren Arbeitgeber empfinden, desto positiver bewerten sie ihre eigene Arbeitsmotivation und Gesundheit. Bei Beschäftigten, die ihrem Unternehmen eine besonders hohe Unternehmensverantwortung bescheinigen, geht dies bei 96,7 Prozent mit hoher Leistungsbereitschaft, bei 95,6 Prozent mit hoher Verbundenheit mit dem Unternehmen und bei 96,5 Prozent mit hoher Arbeitszufriedenheit einher.

Umgekehrt beobachtet die repräsentative Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) unter rund 2.500 Erwerbstätigen in der Beschäftigtengruppe, die in ihrem Unternehmen eine niedrige Unternehmensverantwortung wahrnehmen, nur bei 76,4 Prozent eine hohe Leistungsbereitschaft, bei 60,6 Prozent eine hohe Unternehmensverbundenheit und bei 69,6 Prozent eine hohe Arbeitszufriedenheit.

Weniger Erschöpfung, weniger Fehlzeiten

Ähnlich eindeutig ist der Zusammenhang mit gesundheitlichen Beschwerden. Die Gruppe der Beschäftigten, die eine hohe Unternehmensverantwortung wahrnimmt, berichtet gleichzeitig über weniger emotionale Belastungen. So empfinden 86,1 Prozent dieser Gruppe keine oder nur ganz selten Wut und Verärgerung im Arbeitsleben. Dagegen sind es in der Beschäftigtengruppe, die ihren Unternehmen eine niedrige Verantwortung attestiert, nur 45,1 Prozent – also halb so viele.

Schlüsselfigur ist die Führungskraft

Mitarbeitende, die die Unternehmensverantwortung als gut bewerteten, fehlten in den vergangenen zwölf Monaten krankheitsbedingt 9,7 Tage. Beschäftigte, die die Unternehmensverantwortung als schlecht einstuften, waren hingegen 14,2 Tage krankheitsbedingt arbeitsunfähig.

Eine Schlüsselfigur nimmt dabei offenbar die Führungskraft ein. Denn soziale Unternehmensverantwortung beginnt bei den eigenen Angestellten, heißt es in dem Fehlzeitenreport. Dementsprechend bescheinigt die Beschäftigtengruppe, die ihrem Unternehmen die höchsten Werte für gesellschaftliches Engagement und fairen Umgang zumisst, auch ihrer Führungskraft mehr positiven Umgang, Stresssensibilität und Gesundheitsorientierung als in der Vergleichsgruppe.

investiert werden sollte in das Gesundheitsmanagement

„Die aktuellen Krisen führen häufig zu einem Stresstest in der Beziehung zwischen Unternehmensleitung und Beschäftigten. In dieser Situation können Mitarbeitendenbefragungen und Arbeitsunfähigkeitsanalysen den Dialog zwischen Unternehmensleitung, Führungskräften und Mitarbeitenden stärken. Nur so werden gemeinsam Lösungen gefunden, die am Ende für mehr Zufriedenheit, eine bessere Gesundheit und eine größere Unternehmensbindung sorgen,“ rät Studienautor Helmut Schröder und empfiehlt Unternehmen, in das betriebliche Gesundheitsmanagement zu intensivieren.

Ein weiteres Motiv für mehr betriebliche Gesundheitsförderung liefert der Fachkräftemangel, erklärt AOK-Verbandschefin Reimann. „Ständig fehlendes oder krankes Personal gefährdet den Unternehmenserfolg, das Ansehen und die Produktivität”, sagt sie.

„Im Gesundheitswesen gilt dies umso mehr, als die Arbeitsbelastung und der Personalverschleiß etwa in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern enorm ist und sich dieser Umstand natürlich negativ auf die Versorgungsqualität auswirkt.“ Unternehmen, die ihre soziale Verantwortung nach innen und außen leben, hätten nicht nur in puncto Arbeitsbedingungen, sondern auch ökonomisch die besseren Karten – ein klarer Wettbewerbsvorteil.

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