Studie zu Influenza A

Jeder Fünfte im Gesundheitswesen war letzten Winter infiziert

mg
Gesellschaft
Das Uniklinikum Würzburg hat erstmalig die reale Influenza-A-Infektionsrate untersucht. Die Daten unterstreichen die Bedeutung von Grippe-Impfung für Beschäftigte im Gesundheitswesen.

Neben Corona-Infektionen sind auch Grippeerkrankungen wieder auf dem Vormarsch. Um schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden, empfiehlt die Ständige Impfkommission STIKO weiterhin vor allem Personen ab 60, Schwangeren und chronisch Kranken sowie allen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können, Menschen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr und mit erhöhter Gefährdung, wie medizinisches Personal, sich auch gegen Grippe impfen zu lassen.

Auch kommende Saison werden sich 20 Prozent infizieren

Das Ergebnis der CoVacSer-Studie des Universitätsklinikums Würzburg unterstreichen diese Empfehlung, denn die Auswertungen liefern erstmalig die reale Influenza-A-Infektionsrate ergänzend zur deutschlandweiten symptombasierten Surveillance.

„Die Kenntnis der tatsächlichen Infektionsrate ist von großer Bedeutung für die Bewertung und Planung von Präventionsstrategien gegen Influenza, insbesondere von Impfstrategien, sowohl im Gesundheitswesen als auch in der Allgemeinbevölkerung“, fasst PD Dr. Manual Krone, stellvertretender Leiter der Zentralen Einrichtung für Krankenhygiene und Antimicrobial Stewardship zusammen. Nach unseren Auswertungen hat sich ein hoher Teil der Beschäftigten im Gesundheitswesen, insbesondere in der Patientenversorgung, nach der Covid-19-Pandemie mit Influenza A infiziert und wird sich auch potenziell in der gerade beginnenden Saison mit Influenza A infizieren.“

Das Studienteam untersucht seit September 2021 die Impfantwort sowie die Lebens- und Arbeitsqualität nach einer COVID-19-Impfung und/oder -Infektion in einer Kohorte von mehr als 1.700 Personen, die im Gesundheitswesen arbeiten. Da es in der vergangenen Saison zu einer ausgeprägten Influenza-A-Welle kam – die Influenza-A-Saison dauerte laut Robert Koch-Institut vom 24. Oktober bis zum 8. Januar – wurde ausgehend von den gesammelten Daten und Serumproben die Influenza-A-Infektionsrate unter den Beschäftigten bestimmt.

Häufigkeit des Patientenkontakts hat deutlichen Einfluss

Außerdem wurden die Faktoren, die die Influenza-Infektion beeinflussen und die Wirksamkeit der Influenza-Impfung auf die Infektionsrate untersucht. Dafür wurden bei 402 Studienteilnehmenden vor und nach der Grippesaison die Influenza-Antikörper-Titer analysiert. Ergebnis: 20,6 Prozent der Studienteilnehmenden wiesen eine Serokonversion auf. Das heißt, nach der Grippesaison waren im Blut mindestens doppelt so viele Influenza-A Antikörper nachweisbar. Damit konnte eine Influenza A Infektion detektiert werden.

Um sicherzustellen, dass sich die Antikörper nach einer Infektion und nicht nach einer Impfung gebildet haben, setzte das Team einen speziellen Assay ein. Der Anti-Influenza-A-Nukleoprotein/Matrix-IgG-Titer wird aufgrund der anderen Antigen-Struktur der saisonalen Impfung nicht beeinflusst, so dass ein Antikörperanstieg allein auf eine Influenza-A-Infektion zurückzuführen ist.

Effektivität der Grippeschutzimpfung liegt bei 22 Prozent

Das heißt: Jeder fünfte Beschäftigte im Gesundheitswesen hatte im vergangenen Winter eine Influenza durchgemacht, spürbar mit Symptomen oder komplett symptomfrei. „Dies zeigt ein potenzielles Risiko und eine signifikante asymptomatische oder symptomatische Infektionsrate, die ein Risiko für krankenhausinterne Übertragungsketten und nosokomiale Infektionen darstellt,“ interpretiert Erstautorin Isabell Wagenhäuser die Auswertung. Je älter die Teilnehmenden und je regelmäßiger der Kontakt zu Patientinnen und Patienten, desto signifikanter war der Einfluss auf die sogenannte Serokonversion.

Faktoren wie männliches Geschlecht, BMI, Rauchen, Haushaltsgröße und SARS-CoV-2-Infektion während der Influenza-A-Saison waren nicht signifikant mit der Serokonversion verbunden. Es traten in der geimpften Gruppe ein Fünftel weniger serologisch identifizierte Infektionen auf, was einer Impfeffektivität auf die serologische Infektionsrate von 22,6 Prozent entspricht.

„Dennoch gehen wir davon aus, dass eine Impfung neben der Reduktion der Ansteckungsrate zusätzlich vor schweren Verläufen schützt und auch das Übertragungsrisiko minimiert“, resümiert Krone. Mit seinem Team will er in Folgestudien untersuchen, inwieweit Personen mit asymptomatischer Influenza-Infektion zur Virusverbreitung beitragen.

Wagenhäuser, I. et al. Determinants of Influenza A infection rate in post-COVID-19 era. Journal of Infection. https://doi.org/10.1016/j.jinf.2023.08.003

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